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Kirche in WDR 5 | 10.12.2019 | 06:55 Uhr

Maria im Dornwald

Wer sich ein bisschen mit den Landschaften der Bibel auskennt, der wird stutzig bei einem der bekanntesten Lieder im Advent: „Maria durch ein Dornwald ging“. In Israel müssen Sie nämlich lange suchen, um einen Wald zu finden, vom Dornenwald ganz zu schweigen. Heute finden sich hier und da Kakteenhaine. Aber die Kaktee kam erst mit Christoph Kolumbus über den Atlantik und ist damit auch nicht biblisch.

Dass Maria durch ein Dornwald ging ist also kein Tatsachenbericht, es ist ein Sinnbild für etwas. Aber woher stammt das Lied? Und wofür steht der Dornwald?

Sie werden sich vielleicht wundern: Denn das Lied stammt aus meinem Heimatbistum: Paderborn. Es entstand zu einer Zeit, als das Eichsfeld zum Bistum Paderborn gehörte. Heute liegt das Eichsfeld in Thüringen und gehört zum Bistum Erfurt. Im 19. Jahrhundert aber gehörte es zu Paderborn. Und das Lied war ursprünglich auch kein Adventslied, sondern ein Wallfahrtslied, das sich mündlich durch die Jahrhunderte getragen hatte. Eigentlich also so etwas wie ein Volkslied: und wer die Melodieführung hört, die leicht melancholisch ist, der erkennt die Ursprünge im Schatz der deutschen Volkslieder. 1850 taucht das Lied dann erstmals in einem Liederbuch auf, damals noch mit sieben Strophen. Und schnell wandelt es zu dem, was es heute noch ist: Eines der beliebtesten Lieder im Advent. Ein Lied, das mehrstimmig gesungen, immer noch große emotionale Kraft entfaltet.

Warum aber kann man sich relativ sicher sein, dass das Lied schon Jahrhunderte zuvor im Eichsfeld gesungen wurde? Das hat etwas mit dem Dornwald zu tun, von dem da die Rede ist. Der Dornwald ist ein mysteriöses Sinnbild. Und tatsächlich taucht dieses Bild in alten Pestliedern auf. Der Dornwald steht dort fast immer für Unfruchtbarkeit und Tod.

Was so altertümlich klingt und was so volkstümlich überliefert wurde, das Bild vom Dornwald, steht also für die Schattenseiten der menschlichen Existenz: Für Dunkelheit, Krankheit und dafür, dass alle Menschen sterblich sind. Übermächtig hat dies der berühmte Künstler Anselm Kiefer vor 10 Jahren in einem großen Kunstprojekt versinnbildlicht: „Maria durch ein Dornwald ging“ hieß seine Schau in Salzburg. Und er hat damit nicht nur auf seinen Nachnamen angespielt – Kiefern sind ja auch durchaus stachelig, fast dornig. Seine Kunstwerke stehen im Kontrast zu seinem vorherigen Bilderzyklus, der da hieß „Unfruchtbare Landschaften“. Was war anders in der Kunstschau mit dem Adventslied im Titel? Mit voller Wucht brechen aus den dornigen Installationen die roten Rosen heraus.

Denn in dem Lied erfahren die Dornen ja am Ende eine Wandlung: Kaum trägt Maria das Jesuskind an ihnen vorbei: da erblühen sie in schönstem Rot. Und damit schlägt das Lied in seiner volkstümlichen Einfachheit eine Brücke zu der Hoffnung, von der alle christlichen Theologen sprechen, nur meist etwas komplizierter: Christus ist der Retter, der unserer dornigen Existenz die Kraft verleiht, aufzublühen. In der Adventszeit ist von dieser Hoffnung in ganz vielen Liedern, Texten und Gebeten die Rede.

Durststrecken und dornige Zeiten gibt es für jeden Menschen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass das etwas ungerecht verteilt ist. Aber kein Mensch ist von solchen Erfahrungen ausgenommen. Und falls Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, gerade dornige Zeiten durchleben, oder den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen, dann wünsche ich Ihnen einen Funken dieser Hoffnung vom Advent, dass immer etwas aufblühen kann auch in dornigen Zeiten.

Einen guten Tag wünscht Ihnen Michael Bredeck aus Paderborn – sie wissen schon: das Bistum, aus dem eines der berühmtesten Adventslieder stammt.

https://www.thueringer-allgemeine.de/kultur/musik/ein-weltlied-aus-dem-eichsfeld-id218049803.html

https://www.welt.de/kultur/article2260446/Maler-Anselm-Kiefer-und-die-Suche-nach-Maria.html

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