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Kirche in WDR 5 | 11.12.2019 | 06:55 Uhr

Nacht und Tag

Ganz unsentimental und kein bisschen rührselig ist es, das Adventslied „Die Nacht ist vorgedrungen“. Unsentimental ist dieses Adventslied, weil es zur Sprache bringt, was sonst schnell beiseite geschoben wird: die Nacht – gemeint sind die dunklen und traurigen Momente im Leben.

Eigentlich ist es ein Gedicht, das später mit einer Melodie unterlegt wurde. Der Dichter heißt Jochen Klepper. Seine Lebensgeschichte spiegelt sich in diesem Adventslied, das er am 18. Dezember 1937 textete, dem Vorabend des dritten Adventssonntages. Die erste Strophe lautet:

Sprecher: "Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern. Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein."

Eine tiefe Nacht erlebte Jochen Klepper, als er dieses Lied dichtete. Er hatte 1929 Johanna Stein kennengelernt, eine Witwe, die zwei Töchter hatte. Zwei Jahre später heiratete das Paar. Johanna Stein war Jüdin. Klepper war damals als Autor und beim Rundfunk in Berlin tätig. Nach der Machtergreifung Hitlers änderte sich das Leben der Familie immer mehr. Manche Kollegen und angebliche Freunde rieten Jochen Klepper, seine Frau wegen der zunehmenden Diskriminierung der Juden in Deutschland zu verlassen, um sich selbst nicht zu gefährden. Natürlich kam solch ein Verrat für ihn nicht in Frage. 1938 verlor Klepper dann seine berufliche Position. In der menschenverachtenden Logik der damaligen Gesetze war er der Rassenschande schuldig geworden. Im selben Jahr konvertierte seine Frau zur evangelischen Kirche. Nach dem Kriegsbeginn nahm der Druck zu auf Menschen wie Jochen Klepper, seine Frau Johanna und deren Stieftochter Renate. Schließlich waren alle Wege versperrt, auf irgendeine Weise noch aus Deutschland herauszukommen. Jochen Klepper wusste, worauf der Irrsinn hinauslaufen würde. So nahmen er, Johanna und Renate sich in der Nacht vom 10. auf den 11. Dezember 1942 das Leben. Das ist heute auf den Tag 77 Jahre her.

Die Nacht ist vorgedrungen – das ist bittere Realität, damals für Jochen Klepper und viele andere Menschen in Deutschland. Und es ist bis heute bittere Realität aus unzähligen Gründen. Zur Nacht wird viel geweint, wie wahr ist das! Das ungewöhnliche Adventslied spricht in diesem Zusammenhang noch von etwas Anderem: in die Tränen und die Nacht hinein fällt etwas Licht. Ein Licht in der Nacht, der Morgenstern. Jochen Klepper blieb realistisch: Der Aufgang des Morgensterns bescheint Angst und Pein, aber nimmt sie nicht weg – die Nacht ist und bleibt Realität für viele Menschen.

Der Morgenstern ist ein Hoffnungsstern. Denn er kündet vom Ende der Nacht durch den beginnenden Tag. Mag er auch in weiter Ferne scheinen, der Tag bricht nach jeder Nacht an. Das ist die Hoffnung, an die sich viele Menschen im Dunkel halten. damals wie heute.

Der Morgenstern ist, wie so vieles andere in diesem Lied, ein Motiv aus der Bibel. Dort ist Jesus Christus der Morgenstern. Jochen Klepper glaubte an Jesus. Und Jochen Klepper war der Meinung: Wer sich an Jesus Christus halten kann, für den können Angst und Pein vielleicht in einem zumindest kleinen Licht erscheinen. Wie gesagt, der Text entstand am dritten Advent 1937 und damals sprach noch Hoffnung aus Kleppers Worten. 5 Jahre später war die Hoffnung für ihn geschwunden, dass er und seine Familie ein besseres Morgen erleben würden. Und so griff er zum Äußersten. Kurz vor seinem Tod notiert er:

Sprecher: „Ich glaube, dass der Selbstmord unter die Vergebung fällt wie alle anderen Sünden. … Und dann ist nur noch Gott.“

Aus diesen Worten spricht für mich, dass er die große Hoffnung auf den rettenden Gott nie aufgegeben hat. Und das macht mir Mut.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich immer an ein Hoffnungslicht halten können, wenn es Ihnen dunkel vorkommt. Und an das Vertrauen, dass Gott da ist.

Ihr Michael Bredeck aus Paderborn

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