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Kirche in WDR 5 | 31.01.2020 | 06:55 Uhr
Zwischen allem – Hilf
Guten Morgen.
Schon einen Monat lang begleitet mich mein Jahresmotto.
„Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ (Die Bibel - Markus 9,24) – heißt es,
und ist ein Spruch aus der
Bibel.
Fünf Wörter nur.
Und zwei davon springen mir sofort ins Auge:
Glaube und Unglaube.
Und ich frage mich:
Wer bestimmt das überhaupt,
ob ich glaube oder nicht.
Ab wann glaube ich,
ab wann nicht,
und wenn ich sage ich glaub´ an nichts,
sagt das am Ende nicht auch was über mich?
Glaube und Unglaube -
das klingt nach
schwarz und weiß
Tag und Nacht
Wasser und Feuer
dabei haben wir doch gelernt
dass alle Katzen nachts grau sind und
dass es immer noch was dazwischen gibt
und dass Wahrheit meist in der Mitte liegt
und dass ein Senfkorn reicht.
Und dass Ungläubige ins Staunen geraten und sich wundern können
und Gläubige ins Schleudern geraten und auf dem Boden kalter Tatsachen landen.
Mein Glaube ist manchmal wankelmütig
war er gestern noch voll Zuversicht
ist er heute ratlos und morgen skeptisch
und übermorgen überlegt er es sich neu
manchmal wird mein Glaube enttäuscht
trotzdem bekommt er auch immer wieder neue Kraft
besonders in Gemeinschaft fühlt er sich wohl
dann kann er sich wieder aufrichten
und ist nicht mehr der alte.
Mein Unglaube dagegen ist nicht so leicht vom Gegenteil zu überzeugen
wenn er mich einmal gepackt hat, dann lässt er mich so schnell nicht los
mein Unglaube hat schließlich seine Gründe
er hat seine Erfahrungen gemacht
die Fakten liegen auf dem Tisch
da muss schon viel passieren, bis er sich umstimmen lässt
eine kleine Möglichkeit besteht, wenn man ihm aus dem Nichts
eine Überraschung schickt
Manchmal streiten mein Glaube und mein Unglaube miteinander
diskutieren die Nächte durch
rauben mir den letzten Schlaf
und geben keine Ruh bis einer gewonnen hat.
Glaube und Unglaube
Sie sind wie völlig unterschiedliche Geschwister
scheinbar stehen sie sich unversöhnlich gegenüber
aber im Grunde ihres Herzens gehören sie zusammen.
Sie wissen, dass sie sich ergänzen.
Sie schätzen, was sie aneinander haben.
Und sie brauchen einander.
Nur deshalb sagt ein Mann in der Bibel diesen Satz zu Jesus:
Ich glaube, hilf meinem Unglauben.
Dieser Mann spürt beides deutlich in sich. Den Glauben und den Unglauben. Und in der Mitte fällt mir jetzt noch ein drittes Wort auf: Hilf!
Dieser Mann hat ein krankes
Kind. Immer wieder steht er zwischen Zuversicht und Zweifel. Zwischen Hoffnung
und Angst. Zwischen Glaube und Unglaube. Und trifft Jesus und sieht:
Zwischen alle dem:
Es sind keine Gegensätze. Beides darf ich Gott vor die Füße legen. Mit nur einem Wort gehört es bei Gott zusammen. Hilf.
Dass Sie Hilfe in diesem Jahr erfahren, wo Sie dazwischen stehen wünscht Ihnen
Pfarrerin Anne Wellmann aus Duisburg.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze