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Kirche in WDR 5 | 07.03.2020 | 06:55 Uhr

Fastenzeit ohne Maßstab

„Lege einem Menschen einen Maßstab an, und er wird versuchen, ihn zu erfüllen.“

Puh, was für ein Satz, der mir kürzlich begegnet ist. Er hört sich für mich an wie eine drakonische Erziehungsmaßnahme: „Lege einem Menschen einen Maßstab an, und er wird versuchen, ihn zu erfüllen.“

Sind Maßstäbe für Menschen eigentlich hilfreich, frage ich mich oder können so manche Maßstäbe nicht eher hinderlich sein? Und wer sagt eigentlich, welcher Maßstab denn der richtige ist? Fest steht doch: Der falsche Maßstab im Miteinander, egal ob im Beruf oder privat, kann hohen Druck auslösen, und kann sogar unmenschlich sein.

Was sind denn eigentlich die Maßstäbe, mit denen ich messe, mich selbst und auch andere? Sind meine Erwartungen bei anderen höher als bei mir selbst? Und was ist der Maßstab, mit dem ich gemessen werde? Im Beruf, im Freundeskreis, als Kundin, in der Familie, egal wo. Und wie verändert mich ein Maßstab? Macht er mich aktiv und kreativ? Oder hat er was lähmendes, weil er nicht zu mir passt? Viele Fragen am frühen Morgen. Aber eigentlich lege ich ja ständig Maßstäbe an, beurteile danach und vergleiche. Das ist fast schon ein Wettbewerb: Wer entspricht meinen Maßstäben mehr?

Ein Maßstab der besonderen Art wird von Albert Einstein überliefert: Der wahre Wert eines Menschen lässt sich daran messen, wie weit er sich von seinem eigenen Ich befreit.

Das ist kein Maßstab, der Menschen mit Menschen vergleicht, damit der Wettbewerb im Beruf und auch in der Freizeit immer gnadenloser wird. Der Maßstab, den Einstein hier benennt, weist eigentlich in eine ganz andere Richtung: Inwieweit ist der Mensch fähig, seine eigenen Wünsche und Vorstellungen zurück zu nehmen für ein gelingendes Miteinander?

Es geht hier also mehr um das große Gemeinsame als um mich allein und meine eigene Welt.

Aber wie kann ich diesen Maßstab erfüllen? Mir hat da eine kleine Geschichte weitergeholfen: Ein Schüler fragt seinen Lehrer: Was muss ich tun, damit mein Leben gelingt. Der Lehrer rät ihm: Nimm dir zwei Zettel. Auf den einen schreibst du: „Für dich allein hat Gott die Welt geschaffen.“ Auf den anderen schreibst du: „Du bist nur Asche und Staub.“ Dann steck dir die Zettel in die Tasche und lies jeden Satz täglich einmal.

Ich habe das mal ausprobiert – hatte diese Zettel in meiner Hosentasche und habe sie tatsächlich beide jeden Tag gelesen – eine Woche lang. Und ich habe gemerkt, dass mir beide Maßstäbe nicht passen. Der eine sagte mir, ich bin die Krone und der Mittelpunkt der Schöpfung – das ist mir persönlich ein paar Nummern zu groß. Und der andere führte mir vor Augen, wie unbedeutend ich im Weltengeschehen bin. Das will ich jetzt aber auch nicht glauben, dass mein Leben so gar keine Spuren hinterlassen soll.

So richtig passend sind beide Maßstäbe nicht. Der ideale Maßstab wäre vermutlich irgendwo in der Mitte. Und ich muss ihn immer wieder neu finden.

Aber wahrscheinlicher ist es wohl, dass es den Maßstab zum Menschsein gar nicht gibt. Denn – das ist mir jetzt deutlich geworden – Maßstäbe dienen eher dazu, Dinge zu kategorisieren, nicht aber Menschen.

Ein gutes Wochenende wünscht Ingelore Engbrocks aus Oberhausen


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