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Kirche in WDR 5 | 22.08.2020 | 06:55 Uhr

Volle Regale

Guten Morgen,

mitten im Supermarkt wischte ich mir verstohlen eine Träne aus den Augen. Das war ganz zu Beginn der Corona-Krise. Ich wollte Nudeln kaufen und stand vor einem komplett leergeräumten Regal. Fassungslos starrte ich dieses Regal an. Ich machte sogar ein Foto davon, um es anderen zu zeigen, die es allerdings schon längst selbst gesehen hatten. Der Anblick dieses Regals, der sich mir seitdem tief eingeprägt hat, führte mir schlagartig den Ernst der Lage vor Augen. Die Krise war in diesem Augenblick mit Händen greifbar und sehr real.

Ganz offensichtlich fürchteten viele Menschen, nicht mehr genügend Vorräte zu Hause zu haben. Sie misstrauten der Beteuerung, dass die globalen Lieferketten weiter funktionieren würden. Sie wollten vorsorgen für den Fall, dass Lebensmittel knapp werden könnten. Die leeren Nudelregale waren im Frühjahr zu Mahnmalen der Unsicherheit und Angst geworden. Dies galt nicht nur für Deutschland. Weltweit wurden Spaghetti, Mehl oder Toilettenpapier gehortet.

Die leeren Regale setzten vieles, sehr vieles in Bewegung. Politikerinnen und Politiker versicherten: Die Deutschen müssten keine Angst vor Lebensmittelknappheit haben. Vor Panik wurde gewarnt: Die Versorgung der Bevölkerung ist gewährleistet. Lieferketten wurden stabilisiert, die Grenzen für Lebensmitteltransporte geöffnet. Viele Supermärkte warben mit großen Anzeigen um zusätzliches Personal, um die Regale schneller auffüllen zu können.

Diese Maßnahmen führten schon bald dazu, dass die Regale sich wieder füllten und die Lieferengpässe der Vergangenheit angehörten. Und wahrscheinlich warten bis heute in deutschen Kellern und Vorratsschränken so viele Nudeln, Mehl und Toilettenpapier wie nie darauf, endlich genutzt zu werden.

Doch – so frage ich mich – könnte diese bestürzende Erfahrung leergekaufter Regale nicht noch von großem Nutzen sein? Denn wenn ich mir diese Bilder aus dem Supermarkt in Erinnerung rufe, dann frage ich mich: Was ist in der gegenwärtigen Phase der Pandemie eigentlich vom Ausverkauf bedroht? Wo droht ein akuter Mangel in unserer von der Krise gezeichneten Gesellschaft? Hierzulande, aber auch weltweit. Und ich denke jetzt nicht an Nudeln, Mehl oder Toilettenpapier.

Immer deutlicher wird, mit welch großen Gerechtigkeitsfragen uns die Krise konfrontiert. Um sie zu lösen und um möglicherweise eine gerechtere Welt zu schaffen, brauchen wir vor allem eines: Solidarität. Was wäre wohl, wenn die Regale der Solidarität leergeräumt, was, wenn alle Solidaritätsvorräte tatsächlich aufgebraucht wären? Was wäre dann? Ich glaube, dann würde aus dieser schweren Krise eine absolute Katastrophe. Aber was könnte getan werden, um einen Ausverkauf von Solidarität zu verhindern?

Ich glaube, entscheidend wird sein, ob Menschen gute Antworten finden auf die eine Frage, die viele in der Corona-Krise umtreibt. Sie lautet: Wofür lohnt es sich eigentlich zu leben? Was macht ein erfülltes Leben aus? Darauf gibt es viele unterschiedliche Antworten. Ich möchte Ihnen heute eine Antwort anbieten, die mich trägt. Ich formuliere es einmal so: Erfüllt ist ein Leben, wenn es Gott ermöglicht in dieser Welt zu wohnen. Doch wann wohnt Gott in dieser Welt? Ich glaube dann, wenn Menschen sich denen zuwenden, die in Not geraten sind, die voller Sorge und Angst, die ohnmächtig sind, ungerecht behandelt, ausgegrenzt, abgewiesen und erniedrigt werden. Wenn wir uns ihnen tröstend und helfend zuwenden, wohnt Gott in unserer Welt und die Solidarität wird nicht mehr vom Ausverkauf bedroht sein.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende, Ihre Katharina Klöcker.

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