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Kirche in WDR 5 | 24.10.2020 | 06:55 Uhr

Umkehren

Guten Morgen,

die Videokonferenz ist lang und das Sitzen am Monitor ziemlich ermüdend. Was ist jetzt brauche ist Bewegung, denke ich und mache einen Spaziergang. Der Wind weht mit einer frischen Brise über die abgeernteten Felder, als wollte er uralte Geschichten erzählen.

Mit unüberhörbarem Geschrei zieht plötzlich eine große Schar Wildgänse über mich hinweg. In Flugordnung, wie eine große, an den Himmel gemalte Eins.

Auch sie hat der Herbstwind angeweht. Hat ihnen die Sehnsucht gebracht. Eine Art Heimweh. Es muss eine innere Stimme gewesen sein, die ihnen zum Aufbruch geraten hat. Ein innerer Kompass, der ihnen Orientierung gibt und den Weg zeigt an einen anderen, hoffnungsvolleren Ort. Sie wissen, wie es nur Zugvögel wissen: Jetzt ist es Zeit, sich aufzumachen und umzukehren. Jetzt gilt es, Altes zu verlassen und neue Wege zu wagen. Denn hier im Norden bricht nun Kälte ein. Eine Kälte, die den Winter ankündigt.

In den alten Geschichten der Bibel gibt es eine ähnliche Zeit. Der Prophet Jeremia erzählt davon. Damals kehrt eine andere Kälte im Alten Israel ein. Eine soziale Kälte, die sich wie ein Winter ankündigt. Vielleicht flogen zu dieser Zeit auch Scharen von Vögeln über das Land, als Gott zu dem Propheten spricht:


Sprecherin: „Der Storch unter dem Himmel weiß seine Zeit, Turteltaube, Kranich und Schwalbe halten die Zeit ein, in der sie wiederkommen sollen; aber mein Volk will das Recht des HERRN, ihres Gottes nicht wissen.“ (Die Bibel, Jeremia 8,7)


Es sind alles Zugvögel, die der Prophet hier aufzählt. Vögel, die damals in Israel bekannt sind. Die Turteltaube, die dort auftaucht, ist der Vogel des Jahres 2020. Die Turteltaube ist die einzige Langstreckenzieherin unter den Tauben. Im Alten Israel und bis heute auch bei uns bedeutet sie Glück, Liebe und Frieden. Der Prophet vergleicht die Menschen in Israel mit diesen Zugvögeln. Ihr Menschen seid Gottes Leute. Er hat euch gemacht, so wie auch diese Zugvögel. Und auch ihr solltet einen inneren Kompass haben. Eine innere Stimme, die zum Aufbrechen, und zum Umkehren lockt.

Es ist wohl die Sehnsucht, die diesem Kompass eine Stimme gibt. Die Sehnsucht, die ich spüre, wenn ich die alten Bilder der Propheten in der Bibel lese (1) Bilder von einem verheißenen Land, in dem alle satt werden, Jung und Alt fröhlich zusammenleben und jeder mit dem, was er hat glücklich und zufrieden ist. Diese Bilder machen mir Mut, aufzubrechen aus Müdigkeit und Lethargie.


Sich zu erheben, um dorthin zu kommen, braucht freilich Kraft. Im Vertrauen zu einem Gott, der seine Zusagen einhält kann ich mich von Stimmen lösen, die wie Ballast sind: ‚Das war schon immer so‘ oder: ‚Das muss so bleiben‘

Die Stimme der Sehnsucht kennt andere Worte: Komm raus aus deiner Ecke! Wag mal einen neuen Schritt: Eine freundliche Begrüßung für den Nachbarn, der so stur an dir vorbeiläuft. Ein Brief mit versöhnenden Worten an einen verkrachten Zeitgenossen. Ein klares und deutliches Wort, wo du sonst lieber geschwiegen hast.

Ich will sie hören diese Stimme der Sehnsucht und vielleicht sieht ja dann schon die Welt ein bisschen hoffnungsvoller aus.



Ihr Pastor Christoph Neumann aus Hemer.


(1) Wunderschöne Hoffnungsbilder in der Bibel malt zum Beispiel der Prophet Jesaja:

„Man soll in ihm (Israel) nicht mehr hören die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens. Es sollen keine Kinder mehr da sein, die nur einige Tage leben, oder Alte, die ihre Jahre nicht erfüllen, sondern als Knabe gilt, wer hundert Jahre alt stirbt, und wer die hundert Jahre nicht erreicht, gilt als verflucht. Sie werden Häuser bauen und bewohnen, sie werden Weinberge pflanzen und ihre Früchte essen.“ (Jesaja 65, 20-22 Luther 2017)


Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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