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Kirche in WDR 5 | 07.12.2020 | 06:55 Uhr

Menschen-Engel

Guten Morgen und herzlich willkommen!

Als meine Freundin Sabine* folgenden Satz sagt, kippe ich fast vom Stuhl: „Kann mal bitte jemand übernehmen? Sonst bringe ich ihn um!“ Dabei spricht sie von ihrem 11jährigen Pflegekind Anton*. Der hatte sie zur Weißglut getrieben. Sie wollte ihn nur ins Bett bringen, wie jeden Abend. Aber diesmal war sie aufgrund seines Verhaltens am Ende ihrer Kraft und rief um Hilfe.

Ich kenne Sabine und ihre Familie schon länger und weiß um die Schwierigkeiten mit Anton. Sabine und ihr Mann haben drei leibliche erwachsene Kinder, die zum Teil noch zuhause leben. Und seit neun Jahren Anton als Pflegekind.

Anton ist elf Jahre alt, ein liebenswerter Junge, der aber die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Pflegeeltern beansprucht. Und durch sein aggressives Verhalten die Nerven der Familie immer wieder bis aufs Äußerste strapaziert. Außerdem braucht Anton ständige Unterstützung in der Schule, kann sich nicht von Sabine trennen. Er ist zwar sehr kreativ, wenn er gefährliche Gegenstände bastelt wie zum Beispiel einen Flitzebogen und scharfe Pfeile, mit denen er schon die Wohnung ramponiert hat. Gleichzeitig ist er aber nicht in der Lage, allein Schulaufgeben zu erledigen. Kurz: ein hilfsbedürftiges Kind, das seine Pflegeeltern und Geschwister extrem fordert – jeden Tag neu.

Fachleute sagen Sabine, dass es noch einmal zehn Jahre dauern wird, bis Anton selbstständig leben kann. Sie hat ihre Berufstätigkeit zumindest vorübergehend aufgegeben, damit sie ihn ausreichend unterstützen kann. Bis Anton so weit ist, sind Sabine und ihr Mann fast im Rentenalter. Was für eine gigantische Aufgabe! Und beide haben tatsächlich viel für ihr Pflegekind aufgegeben! Sabine sagt heute:

„Wenn wir das geahnt hätten, was auf uns zukommt, vielleicht wäre die Entscheidung anders ausgefallen. Aber wir haben die Aufgabe und damit die Verantwortung übernommen. Wenn wir Anton jetzt abgeben würden, hätte er keine Chance mehr auf ein normales Leben.“ Und sie ergänzt: „Und es ist eine wunderschöne Aufgabe, Menschen das Leben zu ermöglichen.“

Ich glaube, es gibt noch zahlreiche solcher Familien, die viel von sich geben, die sich ein Stück aufgeben, um nicht nur eigenen Kindern ein gutes Leben zu ermöglichen. Und ich weiß nicht, ob ich selbst bereit wäre, soviel aufzugeben für ein Pflegekind.

Für mich sind Sabine und ihr Mann so etwas wie Engel. Ganz in dem Sinne, wie sie die kölsche Kultband „Höhner“ besingen: „Engel gibt es immer wieder, nicht nur in der Weihnachtszeit.“ Und weiter heißt es da ins Hochdeutsche übersetzt: „Man hört und staunt ja hin und wieder, was es doch für Menschen gibt. Wie sie helfen und nicht fragen: was springt dabei für mich raus?“

Richtig: Engeln geht es nicht um sich selbst, sondern immer um andere. Ich muss da zum Beispiel an den Engel in der Weihnachtsgeschichte denken: Er bringt den Hirten auf dem Feld eine gute Nachricht. Er ist Gottes Botschafter und berichtet: Euch ist Gottes Sohn geboren. Auch in anderen Bibelgeschichten kommen Engel vor, und immer sind sie solche Botschafter Gottes. Und immer lautet ihre Botschaft: Gott meint es gut mit den Menschen.

Ich würde sogar umgekehrt sagen: Immer da, wo Menschen deutlich machen „Gott meint es gut mit dir; und damit du das spürst, bin ich für dich da“, immer da sind sie Engel, Botschafter Gottes.

Von Sabine und ihrer Familie spüre ich: Ein Engel für einen anderen Menschen zu sein, kann verdammt viel Kraft kosten und kann den einzelnen an seine Grenzen bringen. Deshalb finde ich die letzte Strophe des Engel-Liedes von den Höhnern so wichtig. Da singt die Band: „Sind wir denn nicht alle hier Engel, die nur einen Flügel haben? Wenn wir richtig fliegen wollen, brauchen wir den Nebenmann.“ – Oder halt die Nebenfrau.

Anders formuliert: Ich muss es nicht alleine packen. Aber zusammen können wir viel Gutes vollbringen, mit Anderen kann ich Engel sein.

Aus Hattingen grüßt Pastoralreferent Martin Dautzenberg

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