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Kirche in WDR 5 | 01.12.2020 | 06:55 Uhr
Liebliche Füße
„Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten“ (1), so beginnt eine etwas ungewöhnliche Verheißung des Propheten Jesaja, in der es um liebliche Füße geht…
„Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des
Freudenboten.“
Mögen Sie Ihre Füße? Es gibt ja Knickfüße,
Spreiz- oder Senkfüße und Füße, bei denen das alles zusammenkommt. Aber welche
jetzt besonders lieblich sind?
Von den Füßen unserer jüngsten Tochter haben wir ganz früh einen Stempelabdruck gemacht. Zwei süße und niedliche Füße, die wirklich lieblich aussahen. Aber diese Füße konnten weder gehen noch stehen. Mittlerweile sind die Füße unserer Tochter so groß, dass sie mir locker davonrennt.
Ich mag meine Füße, auch wenn ich sie eher nicht als lieblich bezeichnen würde. Ich mag meine Füße, auch wenn sie älter geworden sind und die Jahre sichtbare Spuren hinterlassen haben. Sie haben mich mein Leben lang getragen und mich vorangebracht. Und ich kann mit ihnen immer noch kräftig in die Pedale treten, wenn ich mit dem Rad unterwegs bin.
„Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten.“
Dem Propheten ging es gar nicht um die Schönheit von Männer-, Frauen- oder Kinderfüßen, sondern um eine friedvolle Leichtfüßigkeit. Um Füße, die keine schweren Soldatenstiefel tragen und deren dröhnender Gleichschritt allein schon Angst und Schrecken verbreiten kann.
Damit soll einmal Schluss sein, dass die Starken die Schwachen niedertreten. Das Volk Israel hatte es immer wieder erlebt, dass ausgerechnet ihr kleines Land Aufmarsch- und Durchmarschgebiet der Großmächte war. Doch damit wird ein für allemal Schluss sein, sagt der Prophet Jesaja.
Uniformen und Springerstiefel werden einmal der Vergangenheit angehören, auch wenn wir noch mitten in dieser Vergangenheit leben. Auch wenn immer noch an vielen Orten auf dieser Welt gekämpft wird, um Macht und Geld oder auch um das nackte Überleben.
Was Jesaja sieht, das ist nicht bloß Zukunft. Er sieht eine andere Welt.
„Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der da Frieden verkündigt, Gutes predigt, Heil verkündigt, der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König!“
Gott ist König. Das ist die Botschaft, an den, dem die eigene Macht zu Kopf gestiegen ist, aber genauso an die, die sich einfach nur ohnmächtig fühlen.
Diese Botschaft darf ich weitertragen. Dabei kommt es nicht auf die schönen Füße an, sondern auf den, den die Füße tragen. Dass er ein Friedensstifter ist oder sie eine Friedensstifterin. Gottes Boten tragen gute Nachrichten weiter, sie verkündigen das Evangelium, eine gute und heilsame Botschaft.
Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen solche lieblichen Füße begegnen, Menschen, die für Sie gute und heilsame Nachrichten haben.
Und ich wünsche Ihnen auch, dass sie selber solche leichtfüßigen Freudenboten sind. Und andere Menschen sich über Sie freuen.
Ihr Heinz-Bernd Meurer aus Velbert.
(1) Jesaja 52,7, Die Bibel nach der Übersetzung von Martin Luther, Deutsche ibelgesellschaft, Stuttgart 2016.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze