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Kirche in WDR 5 | 22.12.2020 | 06:55 Uhr

Josef 2.0

Die Männerwelt steht auf dem Kopf – jedenfalls wenn man Zeitschriften und Webseiten glauben darf, die sich mit der Frage nach dem „neuen Mann“ beschäftigen. Es scheint, dass die alten Rollenbilder heute irgendwie nicht mehr so einfach funktionieren. Und auch
in der Weihnachtsgeschichte ist das schon genauso: Da wird das gängige Männerbild der Bibel – stark, dominant, Typ Ernährer – auch auf den Kopf gestellt. Zumindest beim Evangelisten Matthäus:

„Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen.“

Jetzt mal ehrlich: Was ist dieser Josef denn für ein Drückeberger? „... der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte“? Dass ich nicht lache. Der macht sich heimlich aus dem Staub. Drückeberger wäre ja noch ziemlich harmlos ausgedrückt. Aber das verkennt natürlich etwas die damaligen Umstände. Denn Josef musste ja annehmen, dass seine Frau fremd gegangen war. Und das hieß quasi Ehebruch – auch
wenn beide erst verlobt waren. Ehebruch wurde damals sogar strafrechtlich verfolgt und konnte – je nach Gericht – zum Tod durch Steinigung oder Strangulation, zur öffentlichen Auspeitschung, mindestens aber zum entehrenden Kahlscheren führen. Das alles inklusive dem ganzen Gerede der Leute wollte Josef sicher vermeiden. Maria würde eher ungeschoren davonkommen – aber trotzdem alleinerziehend, was damals noch weitaus schwieriger als heute war.

Wäre da nicht ein Engel gewesen. Und der Engel, der Josef im Traum erscheint, sagt sinngemäß: „Josef, sei ein Mann, mach dir nicht ins Hemd und nimm Maria zur Frau. Das Kind ist etwas Besonderes. Es ist ein Sohn. Nenn ihn Jesus, denn er wird sein Volk erlösen. Du bist da Teil eines viel größeren Plans.“

So. An dieser Stelle wäre ich dann vielleicht an Josefs Stelle in aller Stille fortgegangen. Jetzt doch ein bisschen viel Verantwortung. Aber Josef ist da anders gestrickt. „Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.“ Ganz einfach so. Ich weiß ja nicht, wie Josef träumt und wie ihm ein Engel erschienen ist, aber es muss sehr überzeugend gewesen sein. Oder Josef ist eben jemand, der genau schaut, wo er in seinem Leben Verantwortung übernehmen und das Leben für alle Beteiligten zum Besseren bewegen kann.

Vielleicht ist das auch das Einzige, was wir von Josef von Nazareth wissen, denn viel ist leider nicht über ihn berichtet. Untypisch für ein Buch, in dem die Männer meist die Hauptrolle spielen. Josef ist eher ein Sidekick – und trotzdem macht er Weihnachten erst möglich. Denn er bekennt sich erstens zu seiner Frau und organisiert dann noch die Flucht nach Ägypten und schützt die Familie so vor dem Einfluss von Herodes. Schließlich nimmt er sich dieses Kindes an – das ihm im wahrsten Sinne „untergejubelt“ wurde – und zieht ihn auf, samt Zimmermannslehre.

Ob das jetzt historisch alles so stimmt, dafür wissen wir von Josef eigentlich zu wenig. Aber die biblische Erzählung legt es zumindest nahe. Und in einer Zeit, in der die Männerwelt Kopf steht, sticht dieser Josef heraus als einer, der ganz anders seinen Mann steht als erwartet. Wenn man so will, ein Josef 2.0. Und gerade in dieser unaufdringlichen Toleranz und konsequenter Treue zu einem nicht ganz koscheren Familienentwurf find ich ihn jedenfalls sympathisch – meint: Christoph Buysch aus Krefeld.

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