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Kirche in WDR 5 | 02.10.2021 | 06:55 Uhr

Schwach sein dürfen

Herzlich willkommen!

„Was machen Sie da eigentlich als Polizeiseelsorger?“ Diese Frage höre ich häufig, wenn ich mich mit meiner Tätigkeit vorstelle. Je nach Situation antworte ich mehr oder weniger ausführlich: dass ich für die Bediensteten der Polizeibehörden da bin, dass ich die Beamten und Beamtinnen nach belastenden Einsätzen begleite, in der Fortbildung mitarbeite, Supervision durchführe, immer wieder Kontakt suche, Beratungsgespräche führe und einfach da bin. Ein Beamter hat das bei seinen Kollegen mal so ausgedrückt: „Das hier ist der Martin, der steht uns in allen Lebenslagen zur Verfügung.“ – „Und, wird das denn angenommen? Kommen denn da welche?“, lautet meist die nächste Frage. „Das sind doch harte Jungs und Mädels, die keine Schwäche zeigen.“

Ich berichte dann, was ich erlebt und beobachtet habe in den letzten Jahren: Viele tun sich tatsächlich schwer, psychosoziale Hilfe anzunehmen. Das sind vor allem Ältere, die solchen ‚Psycho-Kram ablehnen. Die glauben, dass sie mit jeder Belastung selbst klar kommen. Aber da ist viel in Bewegung. Jüngere Generationen sind deutlich interessierter an solchen Hilfsangeboten. Und Vorgesetzte werden auch immer sensibler und haben ein wachsames Auge auf ihre Mitarbeitenden. Weil sie wissen, dass nicht nur der Körper, sondern auch die Seele krank werden kann durch den anspruchsvollen Dienst. Gelegentlich kann ich diesen Sinneswandel sogar selbst beobachten im Einzelkontakt: Jemand kommt zum Gespräch, wird mehr oder weniger geschickt von seinem oder seiner Vorgesetzten, und sagt am Schluss: „Ich wollte ja gar nicht kommen. Aber das hat mir jetzt echt geholfen.“

Ich glaube, nicht nur im Polizeidienst, sondern überhaupt tun sich viele Menschen schwer damit, andere um Hilfe zu bitten: Eine ältere Dame traut sich nicht, im Bus einen jungen Mann zu fragen „Darf ich bitte da sitzen?“ Lieber beißt sie die Zähne zusammen und bleibt stehen. Oder bei einem älteren Herrn bleibt eher die Küche kalt, als dass er seine Tochter fragt: „Kannst du für mich einkaufen?“ Er möchte niemandem zur Last fallen. Oder manche Hilfsbedürftige beantragen keine Sozialleistungen, weil sie sich schämen. Und, ehrlich gesagt, ich fahre auch erst dreimal um den Block, bis ich jemanden nach einer bestimmten Adresse frage.

Um Hilfe zu bitten, das fällt echt schwer, weil das wie ein Eingeständnis klingt: Ich bin schwach! Vielleicht liegt es daran, dass wir Menschen doch gerne stark sein wollen. Oder es kratzt einfach am eigenen Ego, Vielleicht habe ich auch das Gefühl, mich klein machen zu müssen, wenn ich um Unterstützung bitte.

Auch wenn es so schwerfällt, zur eigenen Schwäche zu stehen: Letztlich ist das doch ein Zeichen von Stärke! Denn erst wenn ich einsehe, dass ich Hilfe brauche, habe ich etwas mehr von mir erkannt – und sei es nur mein eigenes Defizit. Und erst dann kann ich nach der richtigen Hilfe gezielt suchen. Das bedeutet, ich bin dann nicht mehr handlungsunfähig, vielleicht sogar wie gelähmt. Sondern ich werde aktiv, weiß um mich und suche jemanden, der mich unterstützt, und verändere so meine Situation.

So ähnlich hat es vielleicht auch schon der Apostel Paulus empfunden. Er wird oft als durchsetzungsfähig und willensstark dargestellt. Trotzdem erlebt er sich selbst als schwach. So schreibt er in einem seiner Briefe: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark!“ (2 Kor 12,10)

Seine Schwäche bewertet er also als positiv.Erst weil er auf die eigene Kraft verzichtet, kann Gott mit seiner Kraft in ihm wirken. Paulus handelt dann mit Gottes Kraft, und die ist stärker als seine eigene.

Wenn ich schwach bin und andere Menschen um Hilfe bitte, dann erfahre ich vielleicht nicht direkt Gottes Kraft. Aber ich glaube, dass Gott immer Menschen braucht, um auf der Erde zu wirken. Und so hat er möglicherweise doch seine Hand im Spiel, wenn Schwäche zur Stärke wird.

Eine gute Zeit wünscht Ihnen und Ihren Lieben Pastoralreferent Martin Dautzenberg.

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