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Kirche in WDR 5 | 07.12.2021 | 06:55 Uhr

Sehnsüchtig erhofftes

Guten Morgen!

Bis vor ein paar Wochen dachte ich: Jetzt endlich keine pandemische Situation mehr, keine umfassenden Einschränkungen mehr. Ich kann über den Weihnachtsmarkt schlendern, zur Weihnachtsfeier meine Familie einladen und mit Freunden ein Weihnachtskonzert besuchen. Ich dachte: Alles wieder so wie früher. Alles wieder möglich. Und Weihnachten werden wir gemeinsam am Tisch sitzen und nicht mehr ängstlich zählen, wie viele Personen aus wie vielen Haushalten denn gerade im Raum sind. Aber so, wie es jetzt aussieht, ist das alles wohl wieder sehr fraglich.

Wie sehr hatte ich mir das doch ersehnt: Endlich wieder alles normal, so wie früher. Es ist wie ein Déjà-vu: Wahrscheinlich werden wegen der Einschränkungen auch in diesem Jahr die Psychologinnen und Berater in der Weihnachtszeit wieder genauso viel Arbeit haben wie im vergangenen Jahr.

Allerdings frage ich mich inzwischen auch sehr selbstkritisch: Würde mich ein Weihnachtsfest ohne Pandemiebedingungen wunschlos glücklich machen? Würde es reichen, wenn alles wieder so wäre wie vor der Pandemie? Irgendetwas wird doch immer fehlen – oder nicht?

Paul Baltes, der vor einigen Jahren verstorbene Direktor des Max-Planck-Institutes für Bildung, hat in seinen letzten Jahren eine umfangreiche Sehnsuchtsforschung initiiert.

Eines seiner Forschungsergebnisse lautet: Sehnsucht ähnelt sich über Kulturkreise hinweg und ist eher selten an konkret Fassbares wie Geld und materielle Werte geknüpft.

Sehnsucht richtet sich auf etwas, das unerreichbar ist. Sehnsucht lässt das Gefühl entstehen, dass noch etwas fehlt im eigenen Leben, dass es wohl dauerhaft fehlt.

Sehnsucht verbindet das positive Gefühl der Hoffnung, dass sich etwas erfüllen könnte, mit dem negativen Gefühl, dass das Ersehnte doch nicht erreichbar ist.

Und da bin ich natürlich erst einmal bei der Frage: Was genau fehlt mir eigentlich in meinem Leben.

Dass ein stetig wachsender Besitz keine Option für eine gelingende Zukunft ist, das ist ja längst für viele Menschen selbstverständlich. Man sehnt sich eher nach Gerechtigkeit, Freiheit und Anerkennung.

Wenn aber laut Baltes zur Sehnsucht dazugehört, dass ich das Ziel meiner Sehnsucht nicht erreiche, so sehr ich auch danach verlange, dann bleibt doch ein irgendwie bittersüßes Gefühl zurück: süß weil voller Hoffnung und bitter, weil unerreicht.

Und was mache ich dann mit diesem so besonderen Gefühl, das irgendwie zu meinem Leben dazugehört? Sehnsüchte erinnern mich an Unvollständigkeiten in meinem Leben. Sie erinnern daran, dass irgendetwas immer fehlen wird, denn in aller Regel wachsen meine Sehnsüchte mit meinen Möglichkeiten, was das Ganze nicht einfacher macht.

Bleibt also die Erfüllung meiner Sehnsüchte immer eine Utopie?

Seit ein paar Wochen begleitet mich ein Gedanke, der mich etwas gelassener mit meinen Sehnsüchten umgehen lässt. Ich habe mir den Gedanken auf die Fensterscheibe in meiner Küche geschrieben. Da fällt er mir jeden Tag mehrmals ins Auge. Er stammt vom osteuropäischen Theologen Peter Kuzmic und lautet: „Hoffnung ist die Kunst, die Musik der Zukunft zu hören. Glaube ist der Mut, in der Gegenwart danach zu tanzen.“

Auch Peter Kuzmic kann keine Garantie geben, dass meine Sehnsucht sich erfüllen wird, aber die Hoffnung darauf kann mein Leben schon hier und jetzt verändern. Das macht mir tatsächlich Mut – den Mut, sich von einer Hoffnung beleben zu lassen, oder wie Kuzmic sagt, bereits zu Tanzen, während man noch auf die Musik wartet.

Aus Oberhausen verabschiedet sich Ingelore Engbrocks.

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