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Kirche in WDR 5 | 23.12.2021 | 06:55 Uhr

Süßer die Kassen nie klingen

Guten Morgen. Während diese kleine Sendung läuft, sind in den Lebensmittelgeschäften und Supermärkten die fleißigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon seit mindestens drei, vier Stunden aktiv. Unfassbare Mengen mit tausenden Artikeln müssen rangiert werden aus den anliefernden LKWs und den Waren-Trolleys, jenen Drahtkäfigen auf Rollen, in die Regale geräumt, Paletten auf ihre Position. Michael, der Inhaber des Supermarktes meines Vertrauens hier in Jüchen, macht seit Tagen „Rund-um-die-Uhr-Schichten“. Für ihn kein Problem – Kundenwünsche auch in letzter Minute – ebenfalls kein Problem. 100 % Engagement – denn: „Der 23. Dezember ist der umsatz- und publikumsstärkste Tag des ganzen Jahres,“ sagt er mir grinsend. Das sei auch in den schlimmsten Zeiten der Pandemie so gewesen: „Die Menschen lassen, wenn sie eben können, sich diese Festtage nicht nehmen. Da muss einfach etwas Ordentliches auf den Tisch…“. Bevor aber das Lied „Süßer die Kassen nie klingeln“ angestimmt wird, steht harte Arbeit auf dem Programm. Und die machen sich die Kolleginnen und Kollegen auch ein bisschen nett. So kann es sein, dass man heute Nacht laute Techno-Klänge aus der Obst- und Gemüse-Abteilung hörte. „Das motiviert gerade die jungen Kolleginnen und Kollegen.“ Und wenn dazu dann noch rot-weiße Zipfelmützen unmissverständlich die Weihnachtszone im Supermarkt markieren wird klar: Das alles ist nur in einem guten, motivierten Team zu stemmen. Und wenn sich in den nächsten Minuten die Türen zum Supermarkt öffnen, strahlen den ersten Kundinnen und Kunden voll motivierte Verkäuferinnen und Verkäufer entgegen – die eigentlich schon ganz erschöpft sein müssten. Endspurt eben…

Das alles hat natürlich auch eine Kehrseite, ist mit Fragen behaftet: Angestellte gehen nach dieser Verkaufs-Adventszeit auf dem Zahnfleisch, können nicht mehr. Der Kommerz steht ganz im Vordergrund. Das manchmal auch unter sehr schwierigen Arbeitsverhältnissen in den langen Lieferketten, die alles andere als gesund sind. Und alles nur, damit wir unser nächstes Konsum-Weihnachtsfest feiern können, bei dem sich die Tische unter Speisen, Getränken und Geschenken biegen, während in anderen Teilen der Welt Not, Elend, Hunger und Krieg herrschen? Ist es überhaupt verantwortbar, dass wir so weiterfeiern, uns der Konsum-Orgie hingeben – egal, was es kostet, ohne Rücksicht auf die Menschen, die dafür hart bis an ihre Grenzen arbeiten müssen?

Ich merke, es fällt leicht, den Finger in Wunden zu legen. Könnte das nicht einfach anders sein? Wenn es klare Ansagen gäbe, keiner mehr ungerecht ausgebeutet würde und die Feiertage auf der ganzen Welt einfach nur schön wären? Könnte man all‘ das Negative nicht einfach verbannen – auch wenn dann die Kassen nicht mehr süßer klingeln?

In diese Situation hinein platzt heute in den Kirchen die Geschichte von der Geburt des Täufers Johannes. Viel interessanter seine Namensgebung: Sein stummer Vater bestimmt den Namen: „Sein Name ist Johannes,“ schreibt Zacharias auf ein Täfelchen. „Johannes“ – das bedeutet übersetzt: „Gott ist gnädig.“ Punkt. Ja - so ist Gott. Gnädig, großzügig, menschenfreundlich, gütig. Allen gegenüber – auch wenn es manchmal so gar nicht danach aussieht. Johannes der Täufer wird auch als der „Vorläufer Jesu“ beschrieben. Der also, der die Menschen, die Welt auf die Ankunft Jesu Christi an Weihnachten vorbereitet. Ohne sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Damit kommt er dem freundlichen, gnädigen Wesen Gottes schon sehr nahe. Wie wäre es, denke ich mir, wenn wir uns den Namen des Täufers, „Gott ist gnädig“, auch für uns zu eigen machten; heute, kurz vor dem großen Fest – und uns in Gnade einfach einmal versuchten. „Verzeihende Güte“, so wird Gnade auch manchmal übersetzt. Vielleicht verstehen wir dann so viel mehr von den Menschen um uns herum. Vielleicht gelingt uns ja auch noch ein Sprung über unseren eigenen Schatten. Und vielleicht hätten wir dann keinen zornigen Blick mehr auf die Verhältnisse, sondern einen menschenfreundlichen, gütigen Blick auf einzelne Menschen. Vielleicht auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserem Supermarkt, den wir vielleicht gleich noch besuchen. Auf jeden Fall einen klareren, freieren Blick auf die Feiertage mit ganz neuen Einsichten.

Ihr Pfarrer Ulrich Clancett aus Jüchen.

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