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Kirche in WDR 5 | 19.01.2022 | 06:55 Uhr

Ent-täuschungen

Guten Morgen!

Vor einigen Wochen habe ich mit meinem Ex-Chef gesprochen. Er ist mittlerweile pensionierter Pfarrer aber wir sind immer noch befreundet. Und was soll ich sagen? Es steht nicht gut um ihn. Viele, viele Jahre hat er sich um die Menschen in seinen Pfarreien gekümmert. Durch seine menschenfreundliche, zugewandte Art ist er ein geschätzter Seelsorger gewesen. Er konnte kräftig feiern, aber genauso gut andere trösten und aufrichten. Kurz gesagt: Er war immer für seine Schäfchen da! Doch jetzt haben ihn selbst einige Nackenschläge erwischt: Erst starben engverbundene Menschen, dann muckte der eigene Körper auf, jetzt muss er mit Krücken leben. Und ich habe mich gefragt: Wie denkt ein Mensch, der quasi täglich Gottes Liebe und Barmherzigkeit verkündet hat; wie denkt der jetzt über seinen Boss? Will er überhaupt noch was von ihm wissen?

In unserem Gespräch ist dann ein Satz gefallen, der mich bis heute nicht ganz loslässt. Mein alter Pastor sagte: „Du Simon, Gott hat gesagt: Ich bin, der ich bin da. Mehr hat er uns nicht versprochen!“ Puh, da musste ich erst einmal schlucken. Denn für mich klingt in diesem Satz ne ganze Menge Enttäuschung an: Gott ist zwar da –immerhin – aber das war es denn auch. Bewahrt hat er mich nicht vor all dem Leid, vor all der Not. Diese Ernüchterung hat mich damals getroffen und sie tut es auch heute noch. Gleichzeitig, und das ist wirklich so ein gleichzeitig, bin ich berührt von seinem Glauben, der nicht mit Gott bricht trotz aller Enttäuschung.

Die Lebenserfahrungen haben bei ihm einen Prozess angestoßen, seine Bilder von Gott noch mal neu zu überdenken, sie neu zu sortieren und neu zu konstruieren. Manches an seiner Enttäuschung ist vielleicht auch eine Befreiung von Täuschungen, von falschen Vorstellungen und Erwartungen. In diesem Sinn können Ent-täuschungen sogar heilsam sein, weil sie neue Erkenntnisse eröffnen.

Ich bin mir sehr bewusst, wie gewagt eine solche Behauptung ist. Und gleichzeitig ahne ich, warum mich unser Gespräch nicht loslässt. Denn nicht nur mögliche Täuschungen meines Priester-Freundes, sondern meine eigenen Bilder von Gott und der Welt stehen auf dem Prüfstand! Welche Vorstellungen von Gott gehören denn ausgemistet? Wo verstecke ich mich hinter einem allzu glatten Kinderglauben? Sind meine Vorstellungen ewig andauernder Gesundheit nicht reichlich naiv?

Fragen über Fragen. Sie nagen an allem, was mir scheinbar so selbstverständlich erscheint. Deshalb bin ich froh mit ihnen nicht allein zu sein. Jeder interessante Gedankenaustausch hilft, gerade dann, wenn er mir nicht so leicht aus dem Kopf geht. In diesem Sinne wünsche Ihnen einen Tag voller guter Gespräche und vielleicht sogar der ein oder anderen Ent-täuschung!

Ihr Pastor Simon Schwamborn aus Lippstadt

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