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Kirche in WDR 5 | 26.02.2022 | 07:55 Uhr

Krieg - gemeinsam glauben


„Kann ich Ihnen helfen?“ Ein junger Mann rüttelt an der Tür meiner Kirche. Es ist am frühen Abend, ich will gerade nach Hause. Meine Kirche hat auch unter der Woche offen, aber jetzt ist sie zu. „Ich wohne um die Ecke und wollte einfach mal hineinschauen“, sagt der Mann freundlich, in etwas gebrochenem Deutsch. „Wenn es keine Umstände macht.“ – „Bitte“, sage ich und schließe auf.


„Eine der alten evangelischen Kirchen in unserer Stadt“, erkläre ich. „Darf ich eine Kerze anzünden?“, fragt der Mann. Klar doch. Dafür sind sie da. „Ich bin orthodox“, ergänzt er fast so, als müsse er sich erklären. „Das ist doch der Kerze egal“, sage ich, „und Gott sicher auch“.


Für einen Augenblick schweigt er und sieht mich an: „Das hoffe ich – Ich komme aus der Ukraine.“ –Plötzlich ist die bedrückende Weltpolitik mitten in meiner Kirche. „Ich möchte die Kerze für meine Familie anzünden. Bei uns kann keiner verstehen, was da gerade passiert. Wir haben alle große Angst.“


Er erzählt von seinen Eltern in der Nähe von Kiew und dass sie auch russische Freunde haben, immer schon. „Warum Krieg? Warum säen Menschen immer wieder Hass und Zerstörung?“


Die Kerze flackert zu seinen Worten. Wir bleiben still nebeneinander stehen. Es gibt Augenblicke im Leben, wo einem 1000 Gedanken durch den Kopf gehen, aber man keine Worte findet. Vielleicht auch nicht finden muss. Krieg ist die Hölle. Alle Menschen, die Krieg erleben mussten, sagen: Nie wieder!


Und doch: Kriege kommen anscheinend immer wieder. Und sie kommen nicht von selbst. Es sind mächtige Männer – es sind anscheinend immer Männer –, die meinen, sie müssten oder sie könnten. Und sie hätten ein Vorteil davon. Bitter und zynisch.


Wir schweigen weiter. Die Kerze brennt. – Ich möchte diesen Männern nicht diese Welt überlassen! Dafür brauchen wir Orte der Hoffnung, an denen wir spüren können: Ich bin nicht allein. Da sind viele – und viel mehr als ich gerade vermute –, die auch so denken: Die auf Hoffnung setzen. Die die Sehnsucht haben, dass sich am Ende doch Frieden durchsetzt.


„Feiern Sie am Sonntag Gottesdienst?“ fragt mein Gast. „Ja, klar, auch wir, jeden Sonntag.“ – „Kann ich kommen?“ – „Es ist Karnevalssonntag“, sage ich. Und bin nicht ganz sicher, ob das gerade der Stimmung entspricht. „Gut so“, sagt er und nickt bedächtig: „Lachen und Weinen ist nah beieinander. Auch bei Gott. Ja, und ich glaube fest, dass es nur einen Gott gibt, für uns alle! …


Und der wünscht sich, dass wir gut zusammenleben, trotz allem“, sagt er noch, dankt und geht. „Ach ja, eine Bitte: Können Sie die Kerze noch ein wenig brennen lassen.“ –


Ich habe sie inzwischen zwei Mal erneuert. Sie brennt bis heute – sie ist unsere gemeinsame Kerze. Unsere gemeinsame Hoffnung.



Redaktion:
Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius




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