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Kirche in WDR 5 | 30.03.2022 | 06:55 Uhr

Kain kann seine Schuld nicht tragen

Eine der bekanntesten Geschichten der Bibel ist die Erzählung, wie Kain
seinen Bruder Abel erschlägt. Das zerbrochene Paradies. Kain und Abel sind die Söhne des ersten Menschenpaares, Adam und Eva. Und sie leben friedlich als Ackerbauer und Viehzüchter. Als aber beide Gott von ihren Erträgen ein Opfer darbringen und Gott das Opfer des einen annimmt, aber des anderen nicht – so erzählt es die Bibel -, da wird Kain böse auf seinen Bruder und schlägt ihn tot. Der erste Brudermord in der Menschheitsgeschichte. Die Erzählung ist kein Tatsachenbericht, vielmehr will die Bibel Hier will die Bibel keine Geschichtsdarstellung geben. Vielmehr sagen: Das erste Geschwisterpaar der Bibel ist auch der Beginn von Rivalität, Neid, Mord und Totschlag. Hier bringt die Bibel uralte Menschheitserfahrungen in eine Erzählung. Damit ist die Geschichte freilich noch nicht auserzählt. . Gott zieht Kain zur Rechenschaft und fragt ihn: „Was hast du getan? Das Blut deines Bruders schreit zu mir vom Ackerboden!“ (Gen 4,10). Als Gott ihn mit der Tat und ihren Folgen konfrontiert, wächst bei Kain eine Erkenntnis: „Zu groß ist meine Schuld als dass ich sie tragen könnte. Ich werde rastlos und ruhelos sein auf der Erde, und jeder, der mich findet, wird mich erschlagen“ (Gen 4,14). Indem Kain die Erde mit dem Blut seines Bruders getränkt hat, findet er nirgendwo mehr einen Ort der Ruhe. Und er hat eine Spirale der Gewalt in Gang gesetzt. Jetzt wird Mord auf Mord folgen, denn immer aufs Neue gilt es, einen Totschlag zu rächen.

An dieser Stelle greift Gott ein. Er macht dem Kain ein Zeichen, dass niemand ihn erschlagen kann – das berühmte Kainszeichen. Das Kainszeichen ist also nicht nur die Kennzeichnung eines Totschlägers und damit Zeichen der Schande, es ist vielmehr ein Schutzzeichen. Kain darf/soll weiterleben.

Für mich eine der abgründigsten Erzählungen der Bibel. Die ersten Menschen sind auch die ersten Menschen, die einander nach dem Leben trachten. Und Gott lässt es geschehen – weil er sich entschieden hat, den Menschen die Freiheit zur Entscheidung zu schenken. Aber er spricht mit Kain. Vor der Tat redet er ihm ins Gewissen, und nach der Tat konfrontiert er ihn damit. „Was hast du getan?!“. Und Kain wird jetzt endlich, spät, viel zu spät, klar, was er gemacht hat: Dass er ein Leben zerstört hat - und mit dem Leben seines Bruders auch sein eigenes Leben. „Mein Schuld ist zu groß um sie zu tragen“ – das ist der biblische Ausdruck dafür. Kain schleppt etwas mit sich herum, für das er nicht die Kraft hat zu tragen. Und was tut Gott? Er macht die Tat nicht ungeschehen; aber er durchbricht den Kreislauf der Gewalt. Der Mörder darf leben. Es gibt keine Todesstrafe. Irgendwie ein unbefriedigendes Ende der Erzählung. Ein Stück der Schuld trägt also Gott, indem er dem Mörder nicht das Leben nimmt, sondern es ihm aufs Neue schenkt. Jedoch: ein Stück der Last müssen auch die anderen Menschen tragen, indem sie er-tragen, dass ein schuldig gewordener Mensch unter ihnen bleibt. Das ist in der Denkweise der Biel die einzige Möglichkeit, die Menschenwelt nicht in einem Blut- und Gewaltrausch untergehen zu lassen.

Die Geschichte Kains geht in der Bibel weiter. Er wird heiraten und Nachkommen haben. Die Bibel sagt nicht, was diese Geschichte jetzt „bedeutet“, was daraus folgt. Am Ende stelle ich mir die bange Frage: Sind wir nicht alle Söhne und Töchter von Kain? Können wir lernen, unsere Veranlagung zu Neid, Gier und Aggression zu beherrschen, damit es gar nicht erst so weit kommt, wie bei Kain und Abel? Können wir unsere Gesellschaften so gestalten, dass wir Gewalt einhegen? Dass wir die Folgen von Gewalt nicht leugnen, aber Neuanfänge ermöglichen? Diese Frage stellt sich mir umso mehr unter den Vorzeichen des russischen Angriffskriegs auf das vermeintliche „Brudervolk“, die Ukraine.

Ich meine, die Bibel sagt uns: Die Menschheitsgeschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben. Ihr seid frei zu handeln.

Dass Sie gut durch den Tag kommen, das wünscht Ihnen Egbert Ballhorn aus Dortmund

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