Aktuelles

Beiträge auf: wdr5 

katholisch

Kirche in WDR 5 | 16.04.2022 | 06:55 Uhr

Ein teures Begräbnis

Hier liegt Jesus von Nazareth, begraben von zwei Angsthasen.

So oder ähnlich hätte die Inschrift auf Jesu Grab aussehen können, damals vor 2000 Jahren. Weiß man aber natürlich nicht. Die bekannten möglichen Grabstätten zeigen keinen Grabstein, so wie wir ihn heute kennen. Und doch wäre eine solche Inschrift nach dem Johannesevangelium möglich gewesen.

Denn es waren vor allem zwei Männer, die Jesus begraben haben: Josef aus Arimathäa und ein gewisser Nikodemus. Von beiden ist nicht allzu viel bekannt, jedenfalls schweigt die Bibel weitgehend über sie. Sie betont aber auch, dass beide angesehene Männer waren, die Jesus zwar interessant, sogar überzeugend fanden, sich aber wohl nicht öffentlich zu ihm bekennen wollten. Möglicherweise hatten sie gefürchtet, dann in der Gesellschaft nicht mehr so angesehen zu sein. Von Nikodemus wird immerhin berichtet, dass er ein Pharisäer war und somit zu der Gruppe gehörte, die sich am meisten mit Jesus auseinander setzte und vermutlich auch seine Verurteilung mit betrieben hatte.

Gebildete, reiche und angesehene Männer waren also beide, aber sie hatten nicht den Mut oder die Überzeugung, sich öffentlich zu Jesus zu bekennen oder sich sogar für einen Freispruch stark zu machen. Dafür aber machen sie nun für seine Beerdigung etwas locker. Josef spendet eine Grabstätte, vielleicht seine eigene, im Voraus gekaufte. Sie befand sich in einem Garten, mit Sicherheit kein Massengrab. Nikodemus bringt für die Einbalsamierung gut 30 kg Myrrhe und Aloe mit. Ein Vermögen muss das damals gekostet haben. So etwas gab es sonst nur bei Begräbnissen von Königen. Selbst beim Onlinehändler heute müsste man für diese Menge vermutlich um die 20.000 Euro bezahlen.

Ein Wahnsinnsbegräbnis also. Finanziert von zwei Angsthasen. Denn interessanterweise spielen diese beiden Herren auch nach der Auferstehung keine Rolle mehr. Fast als ob es sie nicht gegeben hätte. Man wird den Eindruck nicht los, dass sie Jesus zwar verehrt haben, aber auf eine Auferstehung doch lieber verzichtet hätten. Denn ein neuer Aufbruch war von ihnen nicht zu erwarten.

Damit bin ich am heutigen Karsamstag angelangt. Wieder ist in der christlichen Tradition heute Grablegung und ich frage mich, ob Jesus jetzt nicht doch schon einige Jahre und Jahrzehnte in unseren Kirchen wieder zu Grabe getragen wird. Dafür spricht ja einiges. Sehr pietätvoll und mit nicht wenig Geld wird er in meiner Generation bestattet. Da sind eine Menge Josefs und Nikodemusse am Werk, obwohl sie eigentlich viel von Jesus halten. Sie verehren ihn, balsamieren und beräuchern ihn, lassen sich das alles eine Menge kosten, aber können ihn doch nur beerdigen. Das Grab ist voll, eine Auferstehung wird nicht erwartet.

Das liegt vor allem daran, dass man sich für den Glauben an eine Auferstehung überraschen lassen muss. Dass man Auferstehung da findet, wo man sie nicht erwartet hat. Nichts anderes passierte ja damals, als alle zum leeren Grab rannten und es schlicht nicht fassen konnten. Und die gebildeten Männer haben schon mal gar nichts verstanden. Es waren die Frauen, die das Unfassbare als Erstes auch wirklich glauben konnten. In jedem Fall waren es keine Nikodemusse und Josefs.

Morgen ist Ostern. Und – wer weiß – vielleicht steht auch das Christentum, stehen auch die Kirchen wieder auf, endet der Karsamstag. Und wer weiß dann schon, wer das leere Grab findet? Sind es Frauen, queere Menschen oder doch alte weiße Männer?

Jesus hat einmal an anderer Stelle gesagt: „Lass die Toten ihre Toten begraben.“ Als Christ*innen sind wir auf dem Weg Jesu nicht dazu da, nur Traditionen zu bewahren, sondern das zu suchen und zu fördern, was Leben bejaht, was Leben ermöglicht, und dorthin zu gehen, wo man liebt und Liebe braucht. Einfach so! Denn da ist Auferstehung.

Darauf freut sich Ihr Christoph Buysch aus Krefeld.

evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
katholisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
katholisch
Abspielen (Kirche im WDR)
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen
evangelisch
Abspielen