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Kirche in WDR 5 | 20.07.2022 | 06:55 Uhr

Mrija - ein Traum, der niemals stirbt

Träume wird man doch wohl noch haben dürfen, sagt man. Wer nie träumt oder nie einen Gedanken fasst, der zunächst unrealistisch erscheint, der gibt sich dann doch mit dem zufrieden, was ist. Viele Entwicklungen unserer Menschheit, ob nun geistig, technisch oder sportlich, sind nur deshalb möglich geworden, weil Menschen wie Sie und ich geträumt haben und diesen Traum haben Wirklichkeit werden lassen.

Auf Ukrainisch heißt Traum „Mrija“. Das war auch der Name, den die Antonow An-225 trug, das weltweit längste und schwerste eingesetzte Flugzeug, das es bislang gab. Die Abmessungen dieses Riesenvogels waren schon beachtlich: 84 Meter lang, eine Spannweite von über 88 Metern und ein Frachtraumvolumen von über 1.200 Kubikmetern. Die Anfänge von Mrija liegen am Ende des Kalten Kriegs. Entwickelt wurde sie für das sowjetische Raumfahrtprogramm, um Raumfähren per Huckepack zu transportieren. Nach der Einstellung des Programms in Folge der Beendigung des Kalten Kriegs wurde Mrija 1994 arbeitslos und außer Dienst gestellt. Doch mit der Privatisierung vieler Betriebe in der Ukraine und in vielen anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion wurde das Flugzeug reaktiviert. Seit 2001 flog sie weltweit als Transportmittel für besondere Aufgaben, die kleinere Flugzeuge nicht fassen konnten. Sie war der Stolz in der Flotte der Antonov Airlines, die ihren Sitz am Flughafen Gostomel in der Nähe von Kiew hatte. Statt wie früher Raketen und Raumfähren transportierte Mrija nun schweres Gerät von einem Ort zu anderen, was mit anderen Transportmitteln nicht möglich war. Während der Corona-Pandemie brachte sie medizinische Ausrüstung zur Bekämpfung des Virus in alle Erdteile.

Neben allen technischen Besonderheiten und Superlativen fasziniert mich an diesem Flugzeug seine Geschichte. Im Kalten Krieg geboren, um der Sowjetunion beim Wettlauf um die Eroberung des Weltalls zu helfen, fand Mrija nachher eine neue Aufgabe im Transport von Fracht in der zivilen Luftfahrt und half schließlich auch bei der Bekämpfung der Pandemie. „Schwerter zu Pflugscharen“, wie es der Prophet Jesaja in seiner Vision zum Ausdruck bringt, könnte man auch hier fast sagen. Mrija, der Traum, hatte weltweit Fans. Überall, wo sie landete und startete, wurde sie von zahlreichen Schaulustigen am Rande der Start- und Landebahnen begrüßt. Auf Youtube gibt es beeindruckende Videos von ihren Starts und ihren Landungen. Eine ihrer letzten Landungen im Januar auf dem Flughafen in Rzeszów in Polen war besonders beeindruckend: Die Luft war völlig in Nebel eingetaucht und man konnte die herannahende Mrija nur hören, die plötzlich auftauchte und die Nebelwand aufriss, so dass nach oben der blaue Himmel sichtbar wurde, während links und rechts der Nebel wie eine Wand stehenblieb. Der Anblick hatte schon etwas biblisches und erinnerte mich an den Durchzug des Volkes Israel durch das rote Meer, während links und rechts von ihm das Waser wie eine Wand gestanden haben soll.

Seit Februar dieses Jahres stand Mrija auf dem Flughafen Gostomel und wartete auf ihren nächsten Einsatz. Als der Flughafen während des russischen Überfalls auf die Ukraine schweren Kämpfen ausgesetzt war, geriet auch der Hangar, in dem Mrija stand, in Brand und zerstörte das Flugzeug.

Es mag angesichts des vielen Leids und der schrecklichen Bilder, die wir aus der Ukraine zu Gesicht bekommen, etwas seltsam erscheinen, warum ich hier die Geschichte eines Flugzeugs erzähle, von dem am Ende ein riesiger Haufen Metall und Schrott übriggeblieben ist. Aber ich denke, dass dieser Name Mrija, den das Flugzeug hatte, doch eine ganze Menge von dem zum Ausdruck bringt, was die Menschen im Sinn hatten, die es konstruiert, geflogen und gewartet haben. Mrija stand zuletzt für Internationalität, für grenzüberschreitende Zusammenarbeit und weltweite Hilfe. Ein Traum eben, wenn alle Völker zusammenkommen und sagen: „Kommt, lasst uns hinauf zum Berg des Herrn gehen und zum Haus des Gottes Jakobs!“, wie der Prophet Jesaja schreibt. Dass Mrija ausgerechnet durch einen Krieg, der rein nationalen Interessen dienen soll, zerstört wurde, ist da besonders bitter.

Ich fand es dann aber tröstlich, wie in den sozialen Netzwerken neben viel Trauer um Mrija auch deutlich wurde: Ein Flugzeug kann man zerstören, einen Traum jedoch nicht. Und wer weiß, vielleicht ersteht der fliegende Traum eines Tages ja wieder von neuem. Aus Köln grüßt Sie Jan Hendrik Stens.

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