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Kirche in WDR 5 | 01.09.2022 | 06:55 Uhr

Wer schreibt, bleibt

Guten Morgen,

es gibt Bücher oder kleine Texte, die ich immer und immer wieder lese. Auch einige private Briefe habe ich aufgehoben und werfe ab und zu noch einmal einen Blick hinein. Der älteste von ihnen ist 13 Jahre alt. Er stammt von einer Freundin und war mit der Hand geschrieben. Ich war damals 19 und es ging um die Frage, welchen Beruf ich einmal ausüben möchte und was überhaupt meine Ziele im Leben sind.

In den letzten Jahren sind meine Briefwechsel ehrlich gesagt ziemlich eingeschlafen. Ich schreibe kaum noch Briefe und bekomme – bis auf Rechnungen und Werbung – auch nur selten welche. Vielleicht eher mal eine Postkarte oder natürlich eine digitale Nachricht. Das geht schneller. Denn ein richtiger, persönlicher Brief – handgeschrieben – kostet viel Zeit und Mühe. Aber genau darum, finde ich, ist ein solcher Brief auch etwas Besonderes. Da hat sich wirklich jemand Zeit für mich genommen, hat sich hingesetzt und etwas, das ihm besonders wichtig ist, zu Papier gebracht: Vielleicht seinen Gefühlen Raum geben und etwas geschrieben über ein besonders schönes oder auch trauriges Ereignis; vielleicht seinem Unmut Ausdruck verliehen. Es sind genau solche Briefe, die mich bewegen und die ich dann aufhebe.

Kein Wunder, dass Briefe sogar ein eigenes Literaturgenre bilden. Und auch kein Wunder, dass Briefe auch im religiösen Kontext eine wichtige Rolle spielen. Das Neue Testament zum Beispiel besteht aus einer ganzen Reihe von Briefen. Da schreiben Menschen anderen Menschen, was sie religiös bewegt, was ihnen besonders wichtig ist, was sie ärgert oder was sie mit Nachdruck unterstreichen wollen. In den Briefen des Neuen Testaments geht es zudem oft um ganz konkrete Alltagsprobleme genauso wie um Glaubensthemen. Und ab und an klingt es wie reine Poesie. Da schreibt der Apostel Paulus in einem Brief an die Gemeinde in Korinth ein Gedicht über die Liebe (1 Kor 13,4-8a):

[Sprecher:]

„Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig.

Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf.

Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach.

Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit.

Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.

Die Liebe hört niemals auf.“


Diese Zeilen sind heute weltberühmt als das „Hohelied der Liebe“. Bei kirchlichen Hochzeiten werden sie gerne vorgetragen, weil die Brautleute sich nach so einer Liebe sehnen, über die Paulus vor fast 2.000 Jahren geschrieben hat.

Ich finde es faszinierend, dass Briefe, die jemand vor so vielen Jahren an ganz konkrete Menschen, an ganz konkreten Orten und in ganz konkrete Situationen hinein geschrieben hat, bis heute von Millionen Menschen gelesen werden. Damit hätte Paulus bestimmt nicht gerechnet! Aber seine Mühe als Briefeschreiber hat sich ausgezahlt.

Und ich würde unterstellen: Seine Briefe enthalten etwas, das über menschliches Mühen und menschliche Begabungen hinausgeht – wie überhaupt bei guter Literatur. Diesem „Mehr“ ist es zu verdanken, dass die Briefe bis heute aktuell sind und sich Menschen davon angesprochen fühlen. Dieses „Mehr“ ist es auch, dass diese Briefe wie auch andere Texte für Christen zur Heiligen Schrift werden. Denn sie geht über menschliche Klugheit hinaus und bereichert das Leben. Man müsste sie nur öfter mal wieder lesen.

Philipp Schmitz aus Erkelenz

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