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Das Geistliche Wort | 18.05.2023 | 08:40 Uhr

„… den Löwen in dir!“

Musik 1: König der Löwen (Soundtrack) „Der ewige Kreis“‘

Guten Morgen!

Mit diesen Klängen erinnere ich mich gerne an einen Theaterbesuch im Hamburger Hafen zurück. Damals wurde das Musical aufgeführt: „Der König der Löwen“. Selten hat mich ein Musical so mitgerissen und berührt wie dieses. Obwohl mir die Musik schon lange vorher vertraut war, hat das Musical meine Erwartungen weit übertroffen. Ich bin noch ganz voll von den fantastischen Masken und den farbenprächtigen Kostümen. Vor allem die wunderschönen Klänge der Musik von Elton John und die original afrikanischen Rhythmen haben mich total verzaubert. Bis heute beschäftigt mich das Musical, in dem ich viele Parallelen zum Leben Jesu entdeckt habe. So auch zu seiner Himmelfahrt. Und das passt heute gut, denn am heutigen Feiertag feiern wir Christen die Himmelfahrt Christi. Doch bevor ich darauf eingehe, heißt es erst noch einmal Bühne frei für den König der Löwen:


Musik 2: König der Löwen (Soundtrack) „Der ewige Kreis“


Die Geschichte ist einfach erzählt: Da ist der junge Löwe Simba. Er ist der Sohn des großen Löwenkönigs. Sein Vater zeigt ihm auf einem Felsvorsprung das ganze weite Land seines Reiches mit den Worten:


Sprecher:

Die Herrschaft eines Königs geht auf und unter wie die Sonne. Eines Tages, Simba, geht die Sonne meiner Herrschaft auch unter und geht mit dir als neuer König wieder auf.“[1]

Im Musical macht der Löwenjunge seine ganze Lebensgeschichte durch. Sie beginnt im behüteten Elternhaus, geht über gefährliche Abenteuer, bei denen sein Vater ihm zu Hilfe kommt, bis zu dem Moment, als der Vater stirbt. Alle Einzelheiten würden hier jetzt zu weit führen. Nur so viel: Der Löwenjunge Simba kommt selbst beinahe ums Leben, als ein Usurpator ihm seinen Thron streitig macht. Doch dann wird er ausgerechnet von einer Meerkatze und einem Warzenschwein gerettet, zwei lustigen Sonderlingen. Sie adoptieren den jungen Löwen. Er fühlt sich bei ihnen wohl und gewöhnt sich ans Leben als Warzenschwein. Nach und nach vergisst er das Königreich der Löwen, wo er doch der Kronprinz ist und nach dem Tod seines Vaters den Thron hätte besteigen müssen. Während seiner Abwesenheit wird das Reich nun von dem üblen Usurpator beherrscht, der auch den Tod von Simbas Vater auf dem Gewissen hat. Man hält Simba, den jungen Löwen und wahren Thronfolger für tot. In dem Königreich der Löwen bricht schließlich eine große Hungernot aus und aasfressende Hyänen sind an die Stelle der stolzen und mutigen Löwen getreten. Simba begnügt sich jedoch damit, ein gewöhnliches Leben bei seinen Adoptiveltern zu genießen. Aber dann kommt es zum Umschwung: Eines Nachts leuchten die Sterne über der kahlen Steppe. Und es ist Simba als ob er die Stimme seines Vaters hörte. Ja, man sieht sogar ein riesiges Löwengesicht am Himmel, und dieses spricht:


Sprecher:

„Simba, du hast mich vergessen. …Du hast vergessen wer du bist und somit auch mich. Hör' auf dein Herz, Simba. Du bist zu etwas anderem bestimmt. Du musst deinen Platz im Ewigen Kreis einnehmen.Vergiss niemals wer du bist. Du bist mein Sohn und der wahre König.[2]

Der erwachsen gewordene junge Löwe Simba wird hellhörig. Er erinnert sich wieder an seinen Vater und an das, was er ihm anvertraut hat. So gibt er sein bequemes Leben auf und verlässt die Meerkatze und das Warzenschwein. Es kommt zum Showdown und in einem dramatischen Kampf besiegt Simba den Usurpator und wird selbst zum König, der das Löwenreich wieder aufrichtet. Und so endet die Geschichte: Simba sitzt nun auf dem Königsthron. Er führt nun das fort, was ihm sein Vater anvertraut hat: Das Königreich der Löwen.

Musik 3: König der Löwen (Sondtrack) „Der König kehrt zurück“‘

Für mich ist das Musical im Grunde genommen ein modernes Gleichnis, das mich an das Leben Jesu, seine Himmelfahrt und an die Erben des Himmelreiches erinnert. So wie Simbas Vater nämlich ums Leben kommt und seinem Sohn das Königreich anvertraut, so stirbt Jesus, entzieht sich den Menschen nach seiner Auferstehung durch die Himmelfahrt und vertraut den Aposteln und damit letztlich uns sein Königreich an. Denn Jesus ist auch ein König auch wenn sein Königreich nicht von dieser Welt ist. So antwortet Jesus vor seiner Verurteilung auf die Frage des Pilatus: „Bist du der König der Juden?“ ganz kurz und knapp: „Du sagst es!“ (Lk 23,3). Doch sein Königreich ist nicht zu vergleichen mit den weltlichen Königreichen. Vielmehr meint er damit das Reich Gottes, das durch ihn angebrochen ist, das Reich des Friedens, der Gerechtigkeit und der Barmherzigkeit.

Vierzig Tage nach Ostern verlässt Jesus mit seiner Himmelfahrt nun endgültig seine Jünger und geht zu seinem himmlischen Vater. Christi Himmelfahrt stellt den Abschluss des Leidens, der Passion und seiner Auferstehung dar. In der Apostelgeschichte wird davon berichtet, dass Jesus von einer Wolke aufgenommen wurde und diese ihn den Blicken der Apostel entzog (Apg 1,9).


Sprecher:

„Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.“

Der endgültige Abschied Jesu klingt ähnlich wie der Aufruf von Simbas Vater im Sternenbild, wo es darum ging, die Verantwortung für das Löwenreich zu übernehmen. Im Schlusskapitel des Matthäusevangeliums (Mt 28,16-20) heißt der leidenschaftliche Aufruf Jesu an seine Jünger so:

Sprecher:

„Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“

Jetzt sind die Jünger am Zug. Ihr König Jesus ist nun endgültig zu seinem Vater in den Himmel fortgegangen. Sie müssen nun lernen, das weiterzugeben, was Jesus ihnen vorgelebt hat. Das Reich Gottes liegt nun in ihren Händen. So wie bei Simba, dem jungen Löwenkönig.

Musik 4: Der König der Löwen (Soundtrack) „Er lebt in dir“

Vielleicht klingt dieser Vergleich zwischen Simba dem jungen Löwenkönig und den Aposteln als Erben des Reiches Gottes etwas gewagt. Aber ich möchte ihn durch einen wichtigen Gedanken vertiefen. Den habe ich bei dem Philosophen Sören Kierkegaard entdeckt. Nicht, dass Kierkegaard die Geschichte von Simba kannte, aber als evangelischer Theologe kannte er das Neue Testament. Und da schreibt er etwas über Jesus und seine Jünger, was bemerkenswert ist. Kierkegaard orientiert sich an Jesus, der nie davon geredet hat, dass er ausschließlich Bewunderer haben wollte. Es ging Jesus vielmehr darum, Nachfolgende zu gewinnen. Auf die Frage, was denn der Unterschied zwischen einem Bewunderer und einem Nachfolgenden sei, antwortet Kierkegaard:

Sprecher:

„Ein Nachfolger ist oder strebt, das zu sein, was er bewundert; ein Bewunderer hält sich für seine Person aus dem Spiel; bewusst oder unbewusst: er entdeckt nicht, dass das Bewunderte eine Forderung an ihn enthält, die, das Bewunderte zu sein oder doch danach zu streben, es zu sein.“[3]

Mit anderen Worten: Bewundere nicht nur Jesus, sondern sei wie Jesus. Nimm deine Königswürde an, damit das Evangelium Jesu durch dich verwirklicht werden kann. Oder, um es noch einmal anders zu sagen, mit den Worten des Gründers von Taizé, Frère Roger: „Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast.“[4]

Christi Himmelfahrt ist so gesehen ein deutlicher Auftrag auch an die Christen von heute. Denn bis heute kommt es darauf an, das Königreich Jesu weiterzuführen und als Christ ein echter Nachfolger Jesu zu sein. So wie die Jünger, so haben auch wir Christen den Auftrag, das Leben Jesu und sein Evangelium fortzusetzen. Nicht ohne Grund ruft Jesus seine Jünger auf, Menschen in seinem Namen zu taufen. Denn als Getaufte gehören die Christen zum Reich Gottes. Ich finde bemerkenswert – und das erinnert mich immer wieder an den Königslöwen Simba: Mit der Taufe wird eine königliche Würde verliehen. Das geschieht mit dem Ritus der Salbung mit einem kostbaren Öl, dem Chrisamöl. Und wie Simba aufgefordert wird, gegen das Böse zu kämpfen, sollen getaufte Christen gegen das Böse in dieser Welt aufstehen und das Gute stark machen. Als Christen sollen wir uns nicht verkriechen, nicht weglaufen vor den Herausforderungen des Lebens, wie das Simba zunächst auch getan hat, als er sich bequem im Leben der Warzenschweine eingerichtet hatte. Vielmehr heißt es, Verantwortung zu übernehmen, Verantwortung für sich selbst, Verantwortung im Raum der Kirche, aber auch Verantwortung im noch viel weiteren Raum von Gesellschaft und Politik.

Im Musical „Der König der Löwen“ gibt es die bösen Hyänen, die nichts Gutes im Schilde führen. Und solche Hyänen gibt es im wirklichen Leben leider auch. Sie stellen vieles auf den Kopf, entfesseln Kriege und verfolgen unschuldige Menschen. Umso mehr braucht es Menschen, die den Mut aufbringen, das wieder herzustellen, was Jesus mit dem Reich Gottes bezeichnet: das Reich des Friedens und der Gerechtigkeit. Dieses Reich zu realisieren bedarf es des Vertrauens in eigene Fähigkeiten und Talente. Ich persönlich vertraue deshalb auf das, was Gott Jesus bei seiner Taufe zugerufen hat und damit letztlich alle Menschen meint (vgl. Mk 1,11): „Du bist mein geliebter Sohn bzw. meine geliebte Tochter, an dir habe ich Gefallen gefunden.“ Diese Worte erinnern mich an den Vater Simbas, der ihm vom Himmel aus zuruft:

Sprecher:

Du bist zu etwas anderem bestimmt. Du musst deinen Platz im Ewigen Kreis einnehmen. …Vergiss niemals wer du bist. Du bist mein Sohn und der wahre König.[5]

Musik 5: König der Löwen (Soundtrack) „Er lebt in dir“

Simba hat sich im Musical wieder daran erinnert, was ihm sein Vater anvertraut hat. Er hat seine königliche Würde schließlich wiederentdeckt. – Ein Blick in die jüngere Geschichte zeigt, dass es in dieser Welt immer wieder Menschen gab, die den Mut eines Löwen bewiesen haben. Ich denke da an Kardinal Graf von Galen, den Bischof von Münster, der nicht ohne Grund in der Zeit des Nationalsozialismus als der „Löwe von Münster“ bezeichnet wurde. Hat er sich doch mutig und trotzig dem NS-Regime entgegengestellt. Er hat wie ein Löwe für das Reich Gottes gekämpft und nicht an das tausendjährige Reich Adolf Hitlers geglaubt. Er war nicht der einzige christliche Löwe, der den NS-Hyänen die Stirn geboten hat. Ich denke da weiter an Edith Stein und Dietrich Bonhoeffer, die für ihre Überzeugung hingerichtet wurden und an den Jesuiten Pater Rupert Meyer, der zum katholischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus gehörte und dafür ins Gefängnis kam.

Bis heute braucht es Menschen, die mit dem Mut eines Löwen die Welt vor den Hyänen retten, die auf die Menschheit losgehen und damit unsagbares Leid verursachen. Es braucht Widerstand gegen die Usurpatoren, die von einem Weltreich träumen. Seit fast eineinhalb Jahren schaue ich beängstigt auf Russland und die Ukraine. Nicht ohne Grund haben viele Menschen in dieser angespannten Situation Angst um den Weltfrieden. Ich weiß aber auch, dass in meiner überschaubaren Umgebung es der Anstrengung bedarf, um Frieden und Gerechtigkeit herzustellen. Und wie wäre es, den Löwen in sich zu entdecken, der mir hilft, dass Gute zu tun!

Vielleicht entdecken sie heute am Christi Himmelfahrtstag, dass auch in ihnen ein Löwe steckt. Aus Arnsberg verabschiedet sich Propst Stephan Schröder.

Musik 6: König der Löwen (Soundtrack) „Der König kehrt zurück“


[1]Disneys: Der König der Löwen. Das Broadway Musical im Hamburger Hafen. 4. Szene: Das ist unser Königreich.

[2]Ebd., 20. Szene: Mufasas Geist.

[3]Sören Kierkegaard: Einübung im Christentum, Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf-

Köln o. J., S. 241.

[4]Frère Roger, Gründer der ökumenischen „Communauté von Taizé“ (1915-2005), aus dem Brief „Aufbruch ins Ungeahnte“ („Vivre l“inespéré“), zur Eröffnung des „Konzils der Jugend“ am 30. August 1974, Zitateheft 2019.

[5]Disneys: Der König der Löwen. Das Broadway Musical im Hamburger Hafen. 4. Szene: Das ist unser Königreich.

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