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Kirche in WDR 5 | 25.05.2023 | 06:55 Uhr
Kommt und fallt mir zur Last!
Wie oft habe ich diesen Satz schon gehört: „Ich will doch niemandem zur Last fallen!“ – Vollkommen richtig: Wer möchte das schon? Und doch stimmt mich der Satz nachdenklich. Darin klingen Befürchtungen an, manchmal sogar Ängste: Was wird, wenn ich krank werde? Werde ich auf fremde Hilfe angewiesen sein? Stehle ich anderen die Zeit, wenn sie mich besuchen, weil ich vielleicht einsam geworden bin? Und was ist, wenn dann niemand für mich da ist? – Diese Ängste können lähmen und viel Mut und Freude am Leben nehmen. Allein sich vorzustellen: ich bin nicht mehr selbständig, macht Angst. Naja: Und über Ängste spricht man nicht gerne. Also zieht man sich zurück oder kaschiert die eigene Hilfsbedürftigkeit. – Ich habe gestaunt über einen Satz aus der Bibel, der aus meiner Sicht genau diese Ängste anspricht. Da sagt Jesus zu den Menschen (vgl.: Mt 11,28): „Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben.“ Für mich klingt das wie: „Kommt zu mir und fallt mir zur Last, gerade, wenn ihr niemandem zur Last fallen wollt.“
Aber wie komme ich zu Jesus? Und was bedeutet eigentlich „Ruhe“? Eine kleine Beobachtung dazu. Im Urlaub besuche ich gerne Kirchen – vor allem die größeren und bedeutenderen. Und in vielen dieser Kirchen gibt es Kerzenständer auf denen fast immer Kerzen brennen. Und wirklich: Es kommen immer wieder Besucher und zünden neue Kerzen an. Ich weiß natürlich nichts über die Besucher, aber ich staune und denke mir, vielleicht suchen sie ja einfach etwas Ruhe und welche Gebete sind wohl mit diesen Kerzen verbunden: Gebete aus persönlicher Not, Gebete für andere, Gebete des Dankes. Die Besucher kommen und gehen und lassen mit der brennenden Kerze ihr Anliegen zurück – was immer es auch sein mag. Für mich erschließt sich der Satz Jesu hier: „Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben.“
Und ich bin mir sicher: Dieses kleine Ritual bewirkt auch etwas Ruhe, eine brennende Kerze zurückzulassen verbunden mit einem eigenen Anliegen.
Übrigens manchmal zünde ich eine Kerze an für andere Menschen und deren Anliegen. Manchmal gerade für die Menschen, die mir gesagt haben: „Ich will doch niemandem zur Last fallen!“ Denn ich bin überzeugt: Gott kann ich immer und mit allem zur Last fallen, denn er wartet eigentlich nur darauf, dass sich jemand an ihn wendet.
Aus Salzkotten grüßt Sie Manuel Klashörster