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Kirche in WDR 5 | 27.05.2023 | 06:55 Uhr

Er ist nicht hier

Es ist schon einige Jahre her, eine Pilgerfahrt nach Israel an die heiligen Stätten. Für mich als katholischem Priester war diese Fahrt natürlich etwas sehr wichtiges. Auf den Spuren Jesu zu wandeln, Orte zu sehen, wo er gelebt und gewirkt haben soll: Bethlehem und Nazareth, der See von Genezareth und natürlich Jerusalem. Der Guide schaffte es tatsächlich, mir ein konkretes Bild zu vermitteln von dem, was ich nur aus der Bibel und meinem Theologiestudium über Jesus kannte: ob an der Geburtsgrotte, dem Ort der Bergpredigt oder der Grabeskirche.

Alle diese Orte sind in der Regel auch deutlich markiert mit Schrifttafeln und Hinweisen, was hier der Überlieferung nach im Leben Jesus geschehen ist. Erstaunlich für mich war allerdings ein Hinweis in der Grabeskirche, dem bedeutendsten Ort für die Christen. An dem Ort der Beisetzung und Auferstehung Jesu war nämlich ein besonderer Hinweis zu lesen war. Hier verkündete eine Inschrift lapidar: „Er ist nicht hier“ – Der Satz stammt aus der Bibel. Nach dem Matthäusevangelium sind das die Worte, die ein Engel zu den ersten Jüngerinnen am Grab gesprochen hat, als sie den toten Jesus suchten: „Er ist nicht hier.“ Ist das nicht verrückt? An dem Ort, an dem aus der Sicht des christlichen Glaubens eines der größten Wunder geschehen ist, wird eine Leerstelle markiert und gesagt, wer nicht hier ist. Jesus der gekreuzigt und begraben wurde, ist nicht im Grab, sondern das Grab ist leer, weil er auferweckt wurde.

Genau darin zeigt sich für mich eine Widersprüchlichkeit des christlichen Glaubens: Auf der einen Seite glauben viele Christen an diesem Ort Gott ganz nahe zu sein. Und auf der anderen Seite ist der, an den sie glauben, der Auferstandene, „nicht“ da. Ich glaube, dass sich beides nur teilweise widerspricht.

Nach dem Matthäusevangelium gehen die Jüngerinnen dorthin, wo sie Jesus zuletzt gesehen hatten. Sie folgen damit dem menschlichen Bedürfnis, sich zu vergewissern: Hier ist Jesus immer noch da – auch wenn er tot ist. Dann aber werden ihre Vorstellungen und Erwartungen unfassbar übertroffen. Deshalb verstehe ich diesen Satz des Engels nicht nur als Aussage über das leere Grab in Jerusalem, sondern als eine Aussage, die weit über die Vorstellung und Erwartung der Jüngerinnen hinausgeht: „Er ist nicht hier!“ Und genau das hat doch eine Bedeutung bis heute. So beziehe ich diesen Satz des Engels auch auf meine persönlichen Vorstellungen davon, wo ich meine, das Gott ist oder nicht ist. – Wenn der Engel am leeren Grab den engsten Vertrauten Jesu die Auferstehung auch mit diesem Satz verkündet, sagt er damit: Er, der Auferstandene, geht über eure Vorstellung von ihm hinaus, auch wenn ihr ihn gerne erfahren möchtet als menschlich ganz nahe. Und dann bedeutet das nicht nur, dass er nicht hier ist, sondern dass er lebt und in einer Weise bei euch ist, die ihr euch kaum vorstellen könnt. Er hat nämlich den Tod besiegt.

Ich weiß, dass ist schwer vorstellbar und eigentlich nur zu glauben. Kein Wunder, dass die Christen auf der ganzen Welt fünfzig Tage lang Ostern, also diese neue Gegenwart des auferstandenen Jesus feiern. Gerade weil die Auferstehung und der Auferstandene über alles Begreifen hinausgehen, erzählt die Bibel auch von einer Glaubenshilfe, dem sogenannten Beistand: der Heilige Geist. Er soll den Menschen helfen, zu begreifen, was letztlich doch unbegreiflich an der Auferstehung Jesu bleibt.

Aus christlicher Sicht bewirkt der Heilige Geist im Menschen den Glauben daran, dass menschliche Vorstellungen und Erwartungen aufgebrochen werden und dass der Tod nicht das letzte Wort hat.

Für mich ist dieser Heilige Geist die Kraft, die weiter sieht und immer wieder genau da Glauben schenkt, wo menschliche Aussichten nur ein Grab sehen können.

Schon heute wünscht ihnen ein frohes Pfingstfest Ihr Manuel Klashörster aus Salzkotten.

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