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Kirche in WDR 5 | 19.06.2024 | 06:55 Uhr
Vom heiligen Rasen
Und klar, ich werde mir das – so wie viele andere auch - angucken und im Deutschland-Trikot
vorm Fernseher sitzen.
Weil ich mich unserer Nationalelf verbunden fühle und mitfiebere. Auch wenn ich
mit Fußball zugegeben ansonsten nicht so wahnsinnig viel am Hut habe.
Aber immer, wenn eine Europameisterschaft oder Weltmeisterschaft ansteht, bin
ich mit dem Fußball-Fieber infiziert.
Und oft muss ich dann darüber nachdenken wie viele Parallelen es doch gibt
zwischen Religion und der vermeintlichen ‚Ersatzreligion‘ Fußball:
Allein schon dieses starke Verbundenheitsgefühl, zu sagen: Das ist mein Team, da gehöre ich dazu. Die Fans pilgern ins Stadion, die Gläubigen in die Kirche. Gespielt wird auf dem ‚heiligen Rasen‘, die Choräle können alle auswendig mitsingen, egal ob in der Kirche oder der Südkurve und gerne wird das ein oder andere Stoßgebet nach oben geschickt.
Gibt’s am Ende vielleicht
sogar einen Fußballgott?
Um es mit Trainer-Legende Jürgen Klopp zu sagen: „Das Tor müssen wir schon
selbst treffen“…
Aber Gott ist natürlich immer da, also wieso nicht auch heute Abend, beim Spiel
Deutschland gegen Ungarn?
Was in jedem Fall auffällt:
Der Fußball füllt riesige Stadien, die Religion hingegen hat Mühe überhaupt noch
Menschen in die Kirchen zu holen. Vielleicht, weil sie ihre Botschaft nicht gut
genug verkauft. Weil ein Gottesdienst nur noch Wenige von den Bänken reißt und
sie in Jubel ausbrechen lässt, wie der Fußball es kann. Es fehlt oft diese
Begeisterung, die Emotionalität für die doch eigentlich so frohe Botschaft.
Ich denke, da kann die Kirche vom Fußball was lernen.
Aber dann bleibt ein kleiner,
aber wichtiger Unterschied: Der Fußball kann meine existenziellen Fragen nicht
beantworten. Er bleibt im Diesseits. Sagt mir nichts über den Sinn vom Leben,
über den Tod. Der Fußball unterhält mich – und das sogar ziemlich gut.
Nur, ganz erfüllen kann er mich nicht. Und Gott kann das schon.
Damit wünsche ich Ihnen und uns weiterhin eine tolle Europameisterschaft im eigenen Land. Ihre Verena Tröster aus Köln.