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Kirche in WDR 5 | 13.09.2024 | 06:55 Uhr
Der 13.
Es ist Freitag, der dreizehnte. Macht Sie das nervös? Vorsichtig? Oder gar ein bisschen ängstlich? Oder sagen Sie: Mir doch egal! Ich bin doch nicht abergläubisch!
Wie ist das mit dem Aberglauben? Was auch immer die Gelehrten zum „Aber“ im Aber-Glauben sagen mögen, das schenken wir uns heute. Ich ziehe einfach mal den Glauben raus aus dem Aber-Glauben.
Denn mich animieren diese Fragen, nachzudenken, was meinen Glauben ausmacht. Ist er mehr ein Gefühl? Ein Gefühl von Geborgenheit, von Es-wird-alles-gut? So eine Art Urvertrauen? Ein Gefühl, ganz tief verbunden mit meinem Leib und Leben?
Oder: Liegt mein Glaube vielleicht vor allem in Ritualen, die Schutz und Sicherheit geben? Worin dann vielleicht auch ein Schuss Magie liegt?
Noch mal anders: Ist mein Glaube etwas, was mir Stärke gibt – und wofür ich kämpfe. Gegen die, die nicht so glauben wie ich.
Glaube kann natürlich auch eine Kopfsache sein. Ist es das, wie ich glaube? Glaubenswahrheiten? Glaubenssätze? Dogmen?
Manch einem ist das vielleicht zu unaufgeklärt. Der oder die glaubt dann lieber ganz rational, vernünftig. Nachdenken, ja, darauf kommt es an. So vielleicht?
Und dann schließlich: Der Glaube als etwas Gemeinschaftliches. Ist es das, was Sie wichtig finden, was Sie praktizieren? Aus dem Glauben heraus handeln, damit alle mitmachen und mit-reden können?
Natürlich habe ich mir diese sechs Formen von Glauben, die ich jetzt ganz kurz skizziert habe, nicht aus den Fingern gesogen. Ich bin über ein Buch gestolpert, das nicht mehr ganz neu ist: Gott 9.0. Von Marion und Tiki Küstenmacher und Tilmann Haberer.
Da wird das ausgeführt. Dass Glaube all diese Dimensionen haben kann. Dass diese Glaubens-Phasen sich in der Menschheitsgeschichte oft nachweisen lassen. Und dass es diese Glaubens-Phasen geben kann im Leben eines einzelnen Menschen: das Geborgenheitsgefühl, rituelle Praktiken, Abgrenzung und Kampf, Dogmen, Vernunft, inklusive Gemeinschaft.
Ich mag das nicht überdehnen und sagen, dass es genauso ist und genauso sein muss. Und das Buch erklärt das alles viel ausführlicher und darum genauer und auch schöner. Aber mit diesen Glaubens-Bildern habe ich mich selbst besser verstanden und manches, was gerade in meiner Kirche vor sich geht.
Was mir am besten gefallen hat: Nach diesen sechs Phasen wird eine siebte beschrieben. Ich nenne sie für mich die Phase der Gelassenheit.
Sie kann die verschiedenen Phasen sehen und bei allen die Chancen erkennen. Für sich selbst und für andere. Dass wir das hinbekommen, uns in aller Verschiedenheit, auch im Glauben, sein zu lassen, stehen zu lassen. Das fände ich erstrebenswert.
Und dann kann es sogar noch weitere Entwicklungen geben, eine achte, neunte … Gott 9.0 eben. Ich mag für mich diesen Mix: einerseits Gott verstehen zu wollen, dann wieder Rituale zu brauchen, oder einfach auszuruhen in Gottes Nähe, Geborgenheit vielleicht beim Sitzen in einer Kirche.
Und wie glauben Sie? Wie möchten Sie glauben? Was geht da? Ich wünsche Ihnen einen angstfreien Freitag, den 13.,
Ihre Schwester Katharina Kluitmann aus Münster