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Kirche in WDR 5 | 23.09.2024 | 06:55 Uhr
Worte wirken
Guten Morgen!
Ja,
wirklich: ich wünsche uns einen guten Morgen! Einen erfrischenden
Tageseinstieg, einen erfolgreichen Wochenbeginn, einen vielversprechenden
Montag. Mir würden noch zahlreiche weitere Wortwünsche einfallen, um unsere
landläufig kurze Grußformel mit meinen persönlichen Worten zu bereichern. Aber
Vorsicht: schnell kann es „to much“ werden. Dann hört niemand mehr hin, dann
wirken sie nur beliebig. Worte wirken. Das erfahre ich tagtäglich. Nicht nur,
dass ich sie einfach sage oder höre, sondern dass es da ein „Noch-mehr“
gibt.
Sicherlich haben Sie das auch
schon gespürt.
Zum Beispiel können Worte mich verletzen, wenn sie wie Pfeile geschossen werden oder wie ein Schlag in der Magengrube landen. Worte können mich für dumm erklären, wenn sie komplizierte Zusammenhänge plump vereinfachen oder sogar in ein anderes Licht rücken. Worte können in mir gähnende Leere hinterlassen. Aber sie können auch unendlich guttun, so wie ein wärmender Sonnenstrahl auf meiner kalten Nasenspitze oder wie Balsam für meine Seele.
Da kommen mir heute die Worte des weisen König Salomo aus der Bibel in den Sinn. Bereits er wusste vor 3000 Jahren, wie wohltuend Worte sein können: „Freundliche Worte sind wie Honig – süß für die Seele und gesund für den Körper.“ (Spr 16, 24) Wie der Honig kräftigend und heilsam ist, so sind es auch freundliche Worte. Ja, freundliche Worte tun gut, das haben Sie und ich doch schon selbst erlebt. Manchmal bekommen wir sie unverhofft von anderen geschenkt. Manchmal können wir sie anderen schenken.
Mir zaubern immer wieder selbst die kurzen Handy-Nachrichten ein Lächeln ins Gesicht – so was wie: „super, das ist wunderbar, danke schön“. Es müssen keine extra großen Erklärungen sein. Die kleinen Aufmerksamkeiten lassen mich einen Augenblick innehalten, weil in ihnen Wertschätzung, Anerkennung und Zuspruch steckt. Und gern nehme ich immer wieder freundliche, gut und ehrlich gemeinte Worte in meinen Wortschatz auf, um andere zu stärken und zufriedener zu machen oder ihnen einfach den Tag zu versüßen. Es gibt mehr Wörter in meiner Schatzkiste als der persönliche Guten-Morgen-Gruß an diesem Montag. „Ich hör dir zu - was kann ich für dich tun - schön, dass Sie da sind - Danke für Ihr Verständnis - Sie können ruhig vorgehen - ich habe jetzt Zeit - das hast du großartig gemacht“. Worte wie Honig – sie wirken wohltuend für Leib und Seele.
Ich
bin überzeugt: Aufrichtige Freundlichkeit bereichert das Miteinander. Eine
freundliche Begegnung wärmt mir das Herz und einer freundlichen Bitte komme ich
viel lieber nach, als wenn mich jemand pampig zu etwas auffordert.
Ich gehe noch weiter: Freundliche Worte können sogar Wunder bewirken. Sie verändern Dialoge, entschärfen Debatten, lösen Konflikte, überwinden verhärtete Fronten. Und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sie das große Wunder des Friedens bewirken. Also: Nutzen Sie immer wieder ihre Worte wie Honig. Nicht, um sie den Leuten in den Bart zu schmieren, sondern um das Miteinander zu versüßen.
Kommen Sie gut in diese Woche, Ihre Annkathrin Tadday aus Detmold.