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Kirche in WDR 5 | 15.11.2024 | 06:55 Uhr
Teilen
Guten Morgen zum geistlichen Training gegen den November-Blues.
Heute: Teilen.
Teilen und Schenken machen das Leben schöner. Es macht mich und andere glücklich.
Und es ist wichtig, damit die Dinge nicht mich besitzen, sondern ich die Dinge.
„Free your stuff to free your soul.“
Mach Dich frei von Deinem Zeug, damit Deine Seele atmen kann.
Wie viel von dem, was ich habe, brauche ich eigentlich wirklich?
Und wer könnte es gut gebrauchen? Teilen ist wichtig. Ich kann damit anderen helfen.
Für mich ist das eine der kürzesten Definition christlichen Glauben überhaupt:
Miteinander teilen.
Im kommenden Advent feiern Christen, dass Gott mit uns teilt. Mit allen, nicht nur mit denen, die an ihn glauben.
Gott teilt unser Leben und unser Leiden, indem er seinen Sohn Jesus Christus auf die Erde schickt. Er lehrt uns, wie das mit dem Brotteilen funktioniert.
Jesus preist selig, die friedfertig, barmherzig sind, die hungert nach Gerechtigkeit, eben die, die mit anderen teilen.
Im Glauben werden wir selbst zu einem Teil von ihm.
Jesus Christus ist damit der „größte gemeinsame Teiler“ schlechthin.
Für mich ist der Advent das dezidierte Gegenprogramm zu den Black friday weeks.
Ein Gegenpol zu Schnäppchen-Mentalität, Geiz ist geil, dem Denken in „Hab-Seligkeit“.
Teilen – das heißt loslassen können, Gemeinschaft leben, letztlich lieben.
Free your stuff to free your soul. Mach Dich frei von Deinem Zeug, damit Deine Seele atmen kann.
Alles, was ich habe oder bin, ist eine Leihgabe Gottes.
Es ist mir gegeben, damit ich andere damit glücklich mache.
Und es tut nicht gut und verhärtet mich, wenn ich versuche, mich ängstlich daran zu klammern.
So ähnlich wie bei Gollum im
Herrn der Ringe: „Mein Schatz.“
Gier und Geiz machen krank und hässlich.
Im Gottesdienst üben wir in den Kirchen das Teilen ein: etwa beim Klingelbeutel oder bei der Kollekte.
Das geschieht manchmal etwas verschämt. Dabei ist es ein zentrales Element des Glaubens.
In anderen Ländern wird die Kollekte oft singend nach vorne zum Abendmahlstisch gebracht.
Und wenn es noch nicht reicht, geht es noch einmal durch die Reihen – damit am Ende niemand Not leiden muss. So wie es in einem Kirchenlied heißt:
„Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht und das Wort, das wir sprechen, als Lied erklingt, dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut, dann wohnt er schon in unserer Welt. Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht in der Liebe, die alles umfängt, in der Liebe, die alles umfängt.“ (eg 664)
Am Teilen erkennt man, woran ein Mensch wirklich glaubt.
Deswegen: Schauen Sie doch einmal, was Sie heute oder in den nächsten Tagen anderen schenken oder mit anderen teilen können.
Ob Sie Blut spenden gehen, dem Obdachlosen auf der Straße etwas geben, für einen guten Zweck spenden oder einfach Ihrer Nachbarin etwas Zeit schenken.
Ich bin sicher: Sie werden dabei immer gewinnen. Und vielleicht spüren Sie dabei auch etwas von der Liebe, die alles umfängt.
Schreiben Sie mir gerne – ich bin gespannt von Ihren Teil-Erfahrungen zu lesen.
Ihnen einen gesegneten Tag!
Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland aus Düsseldorf.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze