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ein neuer Geist

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Kirche in WDR 5 | 04.01.2025 | 06:55 Uhr

ein neuer Geist

Strahlend steht sie vor mir – meine Enkelin, 6 Jahre alt, und zum ersten Mal in ihrem Leben ist sie bei den Sternsingern dabei. Sie wissen schon: Kindergruppen, die sich als die Heiligen Drei Könige verkleiden, von Haus zu Haus ziehen, um den Segen von Weihnachten zu bringen und dabei für notleidende Kinder Geld zu sammeln. Mit viel Freude, aber auch Ernsthaftigkeit hat sie sich auf ihre Rolle vorbereitet. Das Lied, der Segensspruch – alles soll gekonnt und versiert sein. Und alles soll natürlich schön aussehen. Darauf legen auch Sechsjährige schon großen Wert.

Und, was soll ich sagen: Ich bin stolz auf meine Enkelin, dass sie da mitmacht. Denn schon seit über 60 Jahren gibt es die Sternsingeraktion. Organisiert wird die Aktion durch das Kindermissionswerk und den Bund der Deutschen Katholischen Jugend. Dabei geht es um die weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder. Vielfältige Projekte zum Beispiel in den Bereichen Kinderschutz, Bildung, Gesundheit und Kinderrechte werden mit den Spendengeldern unterstützt.

Ich weiß natürlich, dass solche Hilfsaktionen auch belächelt werden. Menschen in Not zu helfen, unabhängig ob es Kinder oder Erwachsene sind, wird manchmal schnell als Gutmenschentum abgetan. Kann man machen, wenn man Langeweile hat oder sich gut fühlen will, kann man aber auch lassen. Manchmal wird sogar unterstellt: Da geben Menschen Geld nur ab, um sich ein ruhiges Gewissen zu verschaffen oder sich als barmherzig aufspielen zu können. Natürlich ist immer ein Gefälle da, zwischen dem, der bittet und dem, der gibt. Aber es kann auch anders verstanden werden. Als Theologin habe ich mich einmal mit dem Kirchenvater Gregor dem Großen aus dem 6. Jahrhundert beschäftigt. Der sah das mit der Barmherzigkeit und dem Spenden ganz anders. Er war fest davon überzeugt, dass es nichts mit Barmherzigkeit zu tun hat, wenn man Menschen in Notsituationen hilft. Er definiert, dass das Helfen ein Akt der Gerechtigkeit ist. So sagt er: Wir geben den Menschen in Notsituationen nur das, was ihnen gehört. Und da ist es völlig egal, wie diese Notsituationen aussehen. Ob Menschen hungern, ob ihr Leben in Kriegssituationen bedroht ist, ob ihnen der Zugang zu Bildung fehlt oder gar verweigert und damit der Weg aus der Armut verhindert wird.[1]

Noch drastischer formuliert es Vinzenz von Paul, der Begründer der neuzeitlichen Armenfürsorge, der Caritas, wenn er sagt: Wenn Du den Hilfsbedürftigen Almosen gibst, musst du das in liebevoller Haltung tun, damit sie dir deine Hilfe verzeihen.

Sie haben richtig gehört: Die Hilfsbedürftigen sollen dem Helfer verzeihen. Beim Betrachten dieses Satzes fiel mir eine Situation ein, in der ich ohne Portemonnaie an der Kasse des Supermarktes stand. Ich brauchte Hilfe. Von einer Nachbarin, die kaum grüßt und immer sehr distanziert wirkt, hätte ich wohl kaum Geld angenommen, sondern hätte alle Waren stehengelassen und wäre später wiedergekommen. Denn ob ich ihr wohl später hätte verzeihen könne, wenn sie mich noch wochenlang hätte spüren lassen, dass ich auf ihre Hilfe angewiesen war? Vermutlich nicht. Aber die Person, die mir dann spontan Geld anbot, war so herzlich, dass ich die Hilfe gerne angenommen habe. Damit Hilfe geben und Hilfe annehmen keine Missstimmung hervorrufen, braucht es eine gute und wertschätzende Beziehung zwischen beiden.

Wenn ich jetzt auf meine Enkelin schaue, strahlend vor Freude und Stolz, dass sie Spenden sammeln darf und Segen bringen darf, dann denke ich: Diese Freude und Selbstverständlichkeit, Güter zu teilen, bringt einen neuen Geist in die Welt.

Aus Oberhausen grüßt Sie Ingelore Engbrocks.


[1] Vgl. Unbequem und extrem erfolgreich. Wüstenväter, Münsterschwarzach 2021, 12-14.

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