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„Und jährlich grüßt das Murmeltier“
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Das Geistliche Wort | 02.02.2025 | 08:40 Uhr

„Und jährlich grüßt das Murmeltier“

Musik I: Sonny Bono, I got you babe (Sonny And Cher)

Guten Morgen!

„Und täglich grüßt das Murmeltier.“ Genau heute, am 2. Februar, muss ich an diesen Film denken, der vor über dreißig Jahren in die Kinos kam. Er zählt zu den bekanntesten Filmkomödien und erhielt zahlreiche Auszeichnungen.

Aber nicht deswegen denke ich heute an den Film, sondern weil er anknüpft an eine wahre Begebenheit, die sich jedes Jahr am 2. Februar in Punxsutawney im US-Bundesstaat Pennsylvania abspielt. Da schauen nämlich die Menschen auf ein Murmeltier. Das Tier wird aus seinem Bau geholt, um wie ein Orakel vorauszusagen, wie lange der Winter noch andauern wird. Wenn das Murmeltier nämlich seinen Schatten sieht, das heißt wenn die Sonne scheint, wird der Winter noch sechs kalte Wochen dauern. Und wenn das Tier keinen Schatten sehen sollte, dann steht der Frühling bereits in den Startlöchern.

Auf den ersten Blick klingt das für mich wie ein lustiges Ereignis: Wettervorhersage durch ein Orakel. Dabei liegt die Trefferquote für das Murmeltier laut einer Studie unter 40%. Wie dem auch sei. Auf den zweiten Blick sehe ich hinter dem „Murmeltiertag“ in den USA eine tiefere Bedeutung. Und die ist mehr als nur eine Wettervorhersage. Davon will ich Ihnen heute erzählen.

Musik II: Sonny Bono, I got you babe (Sonny And Cher)

In vielen Kulturen ist der Winter nicht nur eine Jahreszeit, sondern steht auch für Dunkelheit, Kälte und Stille. Die kurzen Tage und die langen Nächte, der kalte und graue Winterhimmel, all das scheint die Welt in eine Art Winterschlaf zu versetzen. Allerdings gibt es gerade in dieser dunklen winterlichen Zeit auch eine tiefe Sehnsucht, und zwar nach dem Frühling. Dass es wieder heller und wärmer wird, dass das Leben wieder sichtbar in die Natur zurückkehrt und die ersten Knospen treiben.

Der Murmeltiertag am 2. Februar in den USA und übrigens auch in Kanada drückt für mich diese Sehnsucht aus: Licht statt Dunkelheit und Frühling, der den Winter ablöst. Ob es dazu wirklich ein Murmeltier braucht, das aus seinem Bau geholt wird, um den Frühlingsanfang zu identifizieren, das weiß ich nicht. Dieser Brauch scheint mir mehr der Anlass zu sein, um an diesem Tag zusammenzukommen und zu feiern, statt eine mehr oder weniger genaue Wettervorhersage zu hören.

Brauchtumspflege ist wichtig, denn sie markiert Veränderungen und Wechsel im Jahreslauf. Die muss ich ja nicht einfach passiv hinnehmen, sondern kann sie aktiv gestalten, wie bei dem Murmeltiertag Anfang Februar. Und das fängt damit an, dass ich mich frage: Will ich überhaupt, dass sich etwas verändert? Bin ich bereit, dafür auch etwas zu tun? Und schließlich: Wie geduldig bin ich eigentlich, wenn es um Veränderungen geht? Konkret: Der Winter wird irgendwann zu Ende gehen. Frühling und Licht werden wieder zurückkehren. Das kann aber auch mal länger dauern, als ich es mir wünsche. Und dann heißt es, geduldig zu warten ob mit oder ohne Orakel eines Murmeltiers.

Musik III: Lester Lee / Zeke Manners, Pennsylvania Polka (Frank Yankovic)

„Und täglich grüßt das Murmeltier.“ Der Titel des Filmes ist inzwischen zu einer festen Redewendung geworden. Im Film geht es um Phil Connors, einen Fernsehnachrichtensprecher, der für die Wettervorhersagen zuständig ist. Er soll über den „Murmeltiertag“ in Punxsutawney berichten. Aber am nächsten Tag beginnt für ihn ein Alptraum, der nicht zu enden scheint.

Er findet sich in einer Zeitschleife wieder: Jeden Tag muss er denselben 2. Februar immer und immer wieder durchleben. Immer wieder der gleiche Song, mit dem er geweckt wird, immer das gleiche Ereignis des Tages, immer wieder die gleichen Menschen, denen er begegnet. Er fühlt sich wie in einem Hamsterrad. Davon ist er frustriert und fühlt sich hilflos.

Aber dann beginnt er, sich mit der Situation auseinanderzusetzen und erkennt, dass er nicht nur passiv alles ertragen muss. Er entdeckt, dass er die Macht hat, seinen Tag zu verändern, seine Einstellung zu ändern und dafür zu sorgen, dass sich auch in der Welt um ihn herum etwas verändert. Zunächst geht es ihm darum, der Zeitschleife zu entkommen, doch dann merkt er, dass er die Gelegenheit hat, mehr zu tun. Er beginnt, sich selbst zu verbessern – er lernt neue Fähigkeiten, fängt an mit Klavierunterricht, hilft den Menschen um ihn herum und sucht nach Wegen, den Tag besser und bedeutungsvoller zu gestalten.

Er lernt, dass Veränderungen nicht nur von äußeren Umständen abhängen, sondern auch von seiner eigenen Entscheidung, aktiv sein Leben zu gestalten und zu handeln. Der Film zeigt eine Geschichte, wie jemand die Möglichkeit hat, sich und die Welt um sich herum zu verändern und sich im positiven Sinn selbst zu verwirklichen.

„Und täglich grüßt das Murmeltier.“ Heißt für mich: Ich habe jeden Tag neu die Chance, etwas aus meinem Leben zu machen – ich muss es nur tun, auch wenn jeder Tag in meinem Leben ziemlich gleich abläuft aufgrund von Routinen und regelmäßigen Verpflichtungen. Denn genau die sind es, die meine Leben oft grau und dunkel erscheinen lassen. Und in diesem Punkt hat der Film die gleiche Botschaft wie der Murmeltiertag am 2. Februar. Auch wenn der Winter noch so lang und kalt erscheint: Veränderung ist möglich. Ich kann nämlich aktiv auf den Frühling zugehen, kann jetzt schon nach den Zeichen suchen, dass das Leben zurückkehrt, nicht nur in der Natur, wo ich die ersten Knospen sehen kann und auf das Licht der länger werdenden Tage achten kann.

Ich selbst kann eine positive Stimmung verbreiten, die wie Knospen auf ein blühendes Leben hinweist und wie Licht im Dunkeln erscheint. Und sei es nur durch ein aufmunterndes Wort oder ein Lächeln.

Musik IV: George Fenton, Phil Getz the girl (Daniel Higgins)

Heute, am 2. Februar ist aber nicht nur Murmeltiertag. Heute feiern Christinnen und Christen in aller Welt das Fest der „Darstellung des Herrn“. Inhaltlich geht es darum, dass Maria und Josef das kleine Kind Jesus in den Tempel bringen, es sozusagen Gott präsentieren. Das meint der etwas altertümlich klingende Titel „Darstellung des Herrn“.

Nach jüdischem Gesetz musste nämlich jede Mutter nach der Geburt des ersten Sohnes in den Tempel gehen, um ihn an diesem besonderen Ort Gott zu präsentieren. Außerdem endete für Maria mit diesem Tempelbesuch auch – modern gesprochen – ihre Mutterschutzzeit. Das wurde durch ein Reinigungsopfer begangen. Und auch für den neugeborenen Sohn wurde ein Opfer dargebracht. Maria und Josef hielten sich an diese Gesetze und brachten den Säugling Jesus zum Jerusalemer Tempel. Damit vollzogen sie alle nötigen Bräuche.

Ich denke mir allerdings: Für Maria und Josef waren diese Riten und Bräuche mehr als nur die Erfüllung einer religiösen Gesetzesvorschrift. Sie brachten damit zum Ausdruck, wie tief ihr Glaube ist und ihr Vertrauen auf Gottes Plan. Sie hatten gespürt, dass Gott Großes mit Jesus vorhat.

Musik V: Sergej Rachmaninow, Eighteenth Variations (Buccheri, Elizabeth)

Als Maria und Josef in den Tempel kamen, waren sie dort nicht allein. Der Evangelist Lukas beschreibt zwei weitere Personen, die ebenfalls dort waren (Lk 2,25f.36f):In Jerusalem lebte ein Mann namens Símeon. Dieser Mann war gerecht und fromm und wartete auf den Trost Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe."„Damals lebte auch Hanna, eine Prophetin, eine Tochter Pénuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.“

Simeon und Hanna sind für mich bis heute zwei bemerkenswerte Figuren der jüdischen Tradition: Simeon ein Mann, der darauf wartet, den lang ersehnten Messias zu sehen. Und als er Maria und Josef mit Jesus im Tempel sieht, erkennt er sofort, dass dieser kleine Junge der verheißene Messias ist. Und seine Reaktion darauf lässt nicht lange auf sich warten. Er spricht sozusagen ein Stoßgebet, das bis heute zum christlichen Nachtgebet der Kirche zählt. In einer modernen Übersetzung heißt es so (Lk 2, 29-32, Basis Bibel):„Herr, jetzt kann dein Diener in Frieden sterben, wie du es versprochen hast. Denn mit eigenen Augen habe ich gesehen: Von dir kommt die Rettung. Alle Welt soll sie sehen – ein Licht, das für die Völker leuchtet und deine Herrlichkeit aufscheinen lässt über deinem Volk Israel.“

Der alte Simeon erkannte in Jesus das Licht, das die Welt erleuchtet. Es ist im übertragenen Sinne das Licht, das die Dunkelheit vertreibt und allen Menschen den Weg zeigen will. Genauso ging es auch Hanna. Sie wird eine Prophetin genannt, was in der Bibel nur über wenige Frauen gesagt wird. Auch sie erkannte in Jesus den erwarteten Messias.

Für mich ist das eine sehr berührende Szene: Da stehen zwei alte Menschen im Tempel mit einer unbändigen Hoffnung. Und indem sie Jesus als den Messias erkennen, den sie geduldig ihr ganzes Leben erwartet haben, spüren sie: Jetzt wird alles gut, mein Leben ist erfüllt und ich kann beruhigt gehen. Erstaunlich ist, dass Simeon und Hanna nur ein Kind vor sich haben, ein Baby, das klein, zerbrechlich und schutzbedürftig ist. Aber genau darin erkennen sie den großen Gott, ein starkes, wirkungsvolles Licht, wie es heißt. Für sie ist es sozusagen ein Lichtblick nicht nur für sie selbst, sondern für die ganze Welt: denn damals gab es genauso wie heute politische Unterdrückung mit vielen armen und flüchtenden Menschen, Angst vor der Zukunft und Krieg.

Von daher möchte ich lernen, wie Simeon zu hoffen, so ein Licht zu sehen, als Heil für die Welt. Und von Hanna kann ich mir eine Scheibe Geduld abschneiden, immer wieder zu beten und auch zu dienen. Wie gesagt: Das kleine Kind ist für die beiden ein Lichtblick für ihr Leben und für ihre Zeit.

Und so passt es gut, dass das Fest der „Darstellung des Herrn“ ein Lichterfest ist; das letzte Lichterfest in winterlicher Zeit. Es vollendet damit nach früherer Zählung offiziell die Weihnachtszeit 40 Tage nach dem 25. Dezember, also heute am 2. Februar. In einigen Kirchen stehen daher bis heute noch die Krippen und Weihnachtsbäume, obwohl eigentlich schon mit dem Fest der Taufe Jesu die Weihnachtszeit zu Ende ist. Egal: Mich freuen bis zum heutigen Tage noch die vielen Kerzen und Lichter der Weihnachtsdekoration. Und der volkstümliche Name für das Fest „Darstellung des Herrn“ bringt das noch einmal schön zum Ausdruck: „Mariä Lichtmess“.

Übrigens gibt es in der katholischen Tradition den Brauch, heute Kerzen zu segnen. Und wenn ich so eine gesegnete Kerze mit nach Hause nehme und entzünde, dann erinnert sie mich daran, auf die kleinen Lichtblicke im Alltag zu achten.

Musik VI: George Fenton, Quartet No. 1 (Bruce Dukow, Sheldon Sanov, Pamela Goldsmith, Dennis Karmazyn)

2. Februar: Murmeltiertag in den USA sowie in Kanada und Fest der „Darstellung des Herrn“. Ist das nun Zufall, dass beide gemeinsam auf den heutigen Tag fallen?

Tatsächlich ist der 2. Februar ein sogenannter „Lostag“. Nach alten Bauernregeln ist das ein Tag im Jahr, an dem sich angeblich das Wetter der kommenden Wochen entscheiden soll. Und solche Tage orientieren sich laut der Bauernregeln an den Gedenktagen christlicher Feste und Heiliger. Und so kommt es wohl, dass „Darstellung des Herrn“ und „Murmeltiertag“ zusammenfallen, auch wenn die Feste sehr unterschiedlich gefeiert werden: Sie haben doch eine gemeinsame Botschaft – wie auch der Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“:

Alle sprechen sie von einer Sehnsucht nach einer besseren Welt, nämlich nach Licht und Veränderung, nach einer Welt, die vom Dunkel befreit wird. Der Murmeltiertag symbolisiert die Hoffnung, dass der Winter endlich vorbei ist und der Frühling vor der Tür steht. Das will auch der Film zum Ausdruck bringen und zeigt, dass Veränderungen durchaus auch in der eigenen Hand liegen: Sie und ich, wir können uns aktiv dafür einsetzen, unser Leben zu verändern.

Und das Fest „Mariä Lichtmess“ erinnert daran, dass Gott durch die Geburt seines Sohnes allen Menschen ein Licht in dieser Welt hat aufscheinen lassen, um sie hell zu machen. Und ich kann sogar mithelfen, dass diese Welt noch heller wird: Indem ich die Hoffnung nicht verliere und selbst zur Veränderung beitrage und für kleine Lichtblicke im Alltag sorge, so wie Phil Connors im Film vom täglich grüßenden Murmeltier.

Musik VI: George Fenton, Weatherman (Delbert McClinton)

Einen guten, gesegneten und lichtvollen Sonntag wünscht Ihnen Pfarrer Andreas Möhlig aus Aachen.

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