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Kirche in WDR 5 | 11.02.2025 | 06:55 Uhr
Mandela und die Freiheit
Heute vor 35 Jahren, herrschte in der ganzen Welt eine gespannte Erwartung: Millionen Menschen verfolgten die Fernsehbilder aus Südafrika. Das war der Morgen des 11. Februar 1990. Nach 27 Jahren Haft wurde Nelson Mandela aus dem Gefängnis entlassen. Sein Gang durch das Gefängnistor ist zu einem Symbol für Freiheit geworden – für die Freiheit eines Menschen, aber auch für die Freiheit eines ganzen Volkes. Nelson Mandela hat sich unermüdlich eingesetzt, um die Apartheit zu überwinden – jenes unmenschliche System, das Menschen nach ihrer Hautfarbe trennte. Später wurde Mandela sogar der erste schwarze Präsident Südafrikas.
Was hat ihm die Kraft gegeben, durchzuhalten? Warum hat er nach all den Jahren der Unterdrückung und der Haft nicht aufgegeben? Eine zentrale Quelle war sein christlicher Glaube. Nelson Mandela hat die Botschaft der Bibel ernstgenommen – besonders die Botschaft von der Freiheit, die in Christus begründet ist.
Vielleiht hat er im Gefängnis auch den Apostel Paulus gelesen. Der schreibt in seinem Brief an die Christen in Galatien: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit.“ (Gal 5,1) Dieser Satz ist mehr als eine Einladung. Paulus erinnert, dass Freiheit ein Geschenk Gottes ist. Freiheit bedeutet, herauszutreten aus der Abhängigkeit von Schuld, Angst und Unterdrückung. Freiheit bedeutet, ein Leben zu führen in Würde und Verantwortung.
Der Weg in die Freiheit ist ein zentrales Motiv in der Bibel. Die Geschichte des Volkes Israel erzählt davon. Vor allem in der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten. Gott sieht das Leid seines Volkes und führt es durch das Rote Meer, durch die Wüste, hin zu einem neuen Leben. Diese Geschichten haben bis heute eine unbändigende Kraft: Gott ist ein Gott, der befreit!
Und: Gott ist ein Gott, der verzeiht. Nelson Mandela wusste das. Als er aus dem Gefängnis kam, hätte er allen Grund gehabt, Rache zu fordern. Aber: Mandela hat auf Versöhnung gesetzt. Dabei war es für ihn selbstverständlich, dass die eigene Freiheit niemals auf Kosten der Freiheit eines anderen Menschen gehen darf. In seiner Autobiographie schreibt er:
„[…] um frei zu sein genügt es nicht, einfach nur die Ketten abzuwerfen, sondern man muss so leben, dass man die Freiheit des anderen respektiert und fördert.“[1]
Freiheit ist also nicht nur individuell, sondern auch sozial. Mandela wusste: Wahre Freiheit kann nur dann existieren, wenn sie alle Menschen umfasst.
Freiheit ist ein kostbares Gut. Sie ist
in vielen Ländern bedroht – hören Sie gleich nur wieder die Nachrichten. Diktaturen
und Überwachungsstaaten sperren Menschen in Gefängnisse oder hindern sie am
freien Denken. Freiheit ist nicht selbstverständlich! Sie wird uns nicht
einfach geschenkt. Sie fordert Verantwortung und Einsatz. Manchmal muss man für
sie kämpfen.
Nelson Mandela hat für die Freiheit gekämpft. Aber sein christlicher Glaube hat ihm geholfen, dabei versöhnt zu bleiben. Auch 35 Jahre nach seiner Haftentlassung erinnert er mich daran, dass Gottes Botschaft von der Freiheit mich ruft, aktiv zu werden – da, wo ich lebe, einzustehen für diese Freiheit und zu protestieren, wo diese Freiheit bedroht wird.
Ihnen allen einen guten Tag! Ihr Pastor Achim Hoppe aus Paderborn
[1] Zit. n.: https://www.madiba.de/blog/nelson-mandela/