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Die Lektion des Himmels
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Kirche in WDR 5 | 24.03.2025 | 06:55 Uhr

Die Lektion des Himmels

Wer vom Niederrhein kommt wie ich, weiß das: die Schönheit ist hier ja nicht immer auf Anhieb sichtbar. Ich sag nur: Nebel. Wie oft hab ich den schon verflucht.

Aber ein Segen des Niederrheins ist das alljährliche Naturschauspiel: Wenn die Gänse kommen, um Winterquartier zu finden in den Auen des Rheins. Hundertausende sind das. Der Anblick, wenn so ein ganzer Schwarm den Himmel bevölkert – der ist schon majestätisch.

Was wohl die Menschen bei Wesel heute vor 80 Jahren gedacht haben, als sie zum Himmel blickten? Gänse waren das nicht, die sie da sahen. Die ziehen Ende Februar weiter.

Was die Leute um Wesel heute vor 80 Jahren am Himmel sahen, war die größte Luftinvasion in der Kriegsgeschichte. 14.000 Soldaten landeten mit Fallschirmen in den Feldern. Der Himmel zwischen Wesel, Hamminkeln und Merhoog muss schwarz gewesen von Flugzeugen: 1500 Motorflugzeuge, 1300 Lastensegler kreuzten an einem Tag den Himmel[1].

Warum Wesel? Nachdem fast alle Brücken über den Rhein schon gesprengt waren, war die Rheinbrücke bei Wesel die einzig Verbliebene. Hier sollte sich der Kampf um die Westfront entscheiden. Mit aller Macht wollten die Alliierten Nazi-Deutschland brechen. In den Tagen vor dem 24. März hatten Flugbomber Wesel zu 97 Prozent zerstört[2].

Nein: Was damals um Wesel geschah, das war kein majestätisches Naturschauspiel, das war ein Inferno „biblischen Ausmaßes“ – wie man so sagt. Das war die Fratze des Krieges, die sich in diesen Tagen einmal mehr am Niederrhein offenbarte. So viele Schlachten wurden hier schon in den Jahrhunderten geführt. Denn der Rhein war immer die natürliche Grenze. Aber diesmal setzten die Alliierten auf Verstärkung aus der Luft. Und die 14.000 Fallschirmjäger der „Operation Varsity“ waren entscheidend, dass die Front der Deutschen zusammenbrach.

Ich bin ein Nachgeborener. Ich habe die Fratze des Krieges nicht sehen müssen. Ich kenne nur die Gänse, die alljährlich in den Auen landen. Ich habe hier und da Erzählungen gehört von diesen Tagen. Von dem Höllenlärm, der Todesangst, den Zerstörungen. Und von der Angst: Wie werden die Sieger den Besiegten begegnen?

Ob die Menschen, die das damals erlebt haben, jemals wieder unverstellt zum Himmel schauen konnten? Das Zucken, wenn ein Flugzeug den Himmel streift? Was muss das für ein Leben bedeuten, wenn einmal der Fluch aus dem Himmel kam?

Daran zu erinnern, ist wichtig. Aber noch etwas anderes. Diese Militäroperation, heute vor 80 Jahren bei Wesel, sie zeigt mir, was für ein Gewaltakt es war, Deutschland aus den Fängen des Totalitarismus zu befreien.

Deutschland hat nach dem Krieg noch Jahrzehnte gebraucht, um zu sagen: Das Ende des 2. Weltkriegs war keine Niederlage, sondern war der Tag der Befreiung. Bundespräsident Richard von Weizsäcker sagte dies in seiner historischen Rede zum 8.Mai vor 40 Jahren. Bald feiern wir 80 Jahre Ende des 2. Weltkriegs. Wir haben es mit großen Anstrengungen geschafft, Deutschland wieder aufzubauen aus dem Schutt. Und eine stabile Demokratie aufzubauen – auch das ist uns gelungen. Alle Nachgeborenen von 1945 kennen unser Land nur in Frieden.

Wir kennen keine Fallschirmjäger am Niederrhein, wir kennen nur die Gänse. Vor einem Monat hat Deutschland gewählt. Diejenigen, die die demokratischen Werte vernebeln, sind stärker geworden. Die Erinnerung an Wesel kann noch einmal an die Lektion erinnern, die vom Himmel kam – mit aller Zerstörung, aber: als Befreiung.

Aus Köln grüßt Klaus Nelißen – vorallem alle Niederrheiner.

[1] https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-268874

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe_auf_Wesel

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