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Warum so schweigsam, Gott?
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Kirche in WDR 5 | 28.03.2025 | 06:55 Uhr

Warum so schweigsam, Gott?

Hast Dich auch schon länger nicht mehr gemeldet….Warum so schweigsam, Gott?

Liegt es am Alter? Ich meine: Früher hattest du öfter was zu sagen. In der Bibel lese ich zumindest davon.

Oder bist Du einfach müde geworden? Immer dasselbe mit der Menschheit, irgendwie…oder? Seit ich jetzt zum zweiten Mal schon mitansehen muss, was Präsident Trump in den USA so alles anstellen kann, hab ich ne leise Ahnung, wie das für Dich sein muss, das alles hier auf Erden mit anzusehen. Die Wiederkehr des Gleichen an Wahnsinn, Ignoranz, Leid.

Da verschlägt es ja einem mitunter die Sprache. Und die Frage, warum Du geschwiegen hast, ist ja wahrscheinlich das Häufigste, was Du hören musst. Und – weiß Gott, pardon, weißt Du – wir Deutschen sind in der jüngsten Geschichte da nicht ganz unschuldig für diese Frage. Als vor 80 Jahren das KZ Auschwitz befreit wurde, war das ja eine entscheidende Frage unter den Theologen: Wie Du das zulassen konntest.

Und überhaupt: Die Theologenzunft. Haben es ja schon im Namen, dass sie über Dich reden. „Theo-Logos“, die Rede von Gott….Findest Du Dich darin eigentlich wieder, was Dein Bodenpersonal so alles von Dir erzählt?

Von einem tollen Theologen lese ich gerade ein Buch. „In Gottes Ohr“ heißt es – und weiter „Von der Kunst der poetischen Gottesrede“. Hans-Joachim Höhn hat das geschrieben. Katholischer Theologie-Professor in Köln. Und am Anfang schreibt er von Deinem Schweigen. Und dass die Theologen-Zunft dadurch manchmal in so eine Art Überkompensation verfällt. Dass sie Dein Schweigen zuplappern mit wohlfeilen Phrasen. Vor allem mit ihrer Rede von Dir als dem „lieben Gott“. Und wie oft gerade das aber den Blick auf Dich verstellt für Menschen, die diese Liebe durch was auch immer im Leben weder spüren noch denken können.

Und dann schreibt er, wie dieses ausschließliche Gerede von Dir als dem, der alle gleich liebt und allen alles verzeiht, wie das durchaus penetrant werden kann:

Kein vernünftiger Mensch kann etwas gegen Liebe, Güte und Barmherzigkeit haben – wohl aber dagegen, dass Menschen damit gestalkt werden. Wer will es den Genervten unter den mit Liebe Bedrängten verdenken, dass sie den ‚Gottesstalkern‘ aus dem Weg gehen? Sind sie nicht im Recht, wenn sie sich die Ohren verstopfen? Soll die religiöse Lärmbelästigung erst in einem Hörsturz enden?“[1]

Eine kernige Sprache hat er ja, der Professor Höhn. „Gottesstalker“ und „religiöse Lärmbelästigung“…mir gefällt das ja. Wir Theologen versuchen ja oft das Unverfügbare, also Dich, mit all unserer Wortgewalt zu manifestieren und vergessen dabei, dass a) Wortgewalt eben auch die Gewalt im Namen trägt und b) dass wir vielleicht gar nicht so wortgewaltig sind, wie wir uns ausgeben. Vielleicht sollte uns öfter mal die Sprache fehlen.

Mir gefällt ja, was der große Theologe Karl Rahner damals bei einem seiner letzten Vorträge, 1984, sagte. Er sollte über seine Erfahrungen als katholischer Theologe sprechen. Und machte vorab eine wichtige Einordnung. Nämlich: Dass er sich, um der Größe Gottes, also Deiner willen, immer darüber im klaren sei, dass alles was er über Dich sagt, auch im Gegenteil zutreffen könne. Sonst würdest Du ja lediglich in seine Hirnwindungen passen, aber mehr auch nicht. Rahners Vortrag ist auf Video noch heute zu sehen – ich schaue es mir hin und wieder an[2].

Würde mich ja sehr interessieren, was Du dazu sagst. Aber klar: Ich erwarte keine Antwort. Weiß ja auch nicht, ob Du WDR hörst. Ich erbaue mich derweil an einem der vielen Gedichte, die Professor Höhn in seinem Buch zitiert – denn es geht ja gerade auch um poetische Rede von Dir. Marie Luise Kaschnitz hat das geschrieben, die große deutsche Dichterin des vergangenen Jahrhunderts:

Du willst vielleicht gar nicht, dass von Dir die Rede sei.

Einmal nährtest Du Dich von Fleisch und Blut.

Einmal vom Lobspruch. Einmal vom Gesang der Räder.

Aber jetzt: vom Schweigen.“[3]


Ja Mensch: vielleicht ist es grad so? Der Rest jedenfalls ist: Schweigen.

Aus Köln grüßt Klaus Nelißen.


[1] https://www.herder.de/theologie-pastoral/shop/p2/76816-in-gottes-ohr-gebundene-ausgabe/
S. 28

[2] https://www.youtube.com/watch?v=Vthweqb97I4

[3] Höhn, S. 29.

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