Beiträge auf: wdr5
Kirche in WDR 5 | 30.04.2025 | 06:55 Uhr
Feierabendmahl
Guten Morgen!
Wir kennen die Leute nicht, die wir gleich treffen werden. Mit Bus und Bahn sind wir unterwegs in einen Vorort von Bremen. Es ist 2009, Deutscher Evangelischer Kirchentag. Ich bin mit einer Gruppe aus meiner Gemeinde unterwegs. Mit der Stadtkarte und dem Programmheft vom Kirchentag suchen wir eine Kirche im Stadtteil Vegesack. Wir wollen zum so genannten Feierabendmahl. Das gibt’s bei jedem Kirchentag: Es ist ein Abendmahl wie im Gottesdienst – und danach gibt´s in lockerer Atmosphäre leckeres Essen, Brot und Wein in Hülle und Fülle. Die Idee dahinter ist, dass die Gemeinden aus der Kirchentagsstadt die Gäste einladen. Und wir als Gäste so auch die ganz normalen Kirchengemeinden kennenlernen können. Deshalb laden Kirchen vom Dom bis zur Dorfkirche zum Feierabendmahl ein.
Die Glocken läuten schon, als wir die Kirche am Ende gefunden haben. Es geht los mit einem fröhlichen Gottesdienst. Anschließend grillen wir im Garten vor der Kirche. Die Leute aus der Gemeinde haben Salate und Brot mitgebracht und laden uns ein.
Langsam wird es dunkel. Wir haben gut gegessen und getrunken. Und wollen nun zurück in unser Kirchentagsquartier. Vor der Kirche verabschiedet uns eine Frau aus der Gemeindeleitung. Wir sagen: „Danke, dass wir hier bei euch zu Gast sein durften.“ Und sie lacht und sagt: „Ihr seid hier nicht zu Gast. Ihr seid hier zu Hause.“
Das habe ich nie vergessen. Das ist für mich jedes Mal das Besondere am Kirchentag und ganz besonders beim Feierabendmahl: Dieses Gefühl, dass wir alle zusammengehören und als Christinnen und Christen im Prinzip in jeder Kirche auf der Welt zu Hause sind.
Alle zwei Jahre findet so ein Deutscher Evangelischer Kirchentag statt. Heute beginnt er wieder, in diesem Jahr in Hannover. Über hunderttausend Menschen kommen dort von heute bis Sonntag zusammen und beten, singen, feiern und lernen. Es gibt Vorträge, Diskussionsrunden und Konzerte und einen riesengroßen Markt der Möglichkeiten im Messezentrum. Jede und jeder stellt sich sein Programm selbst zusammen. Und Kirchentag ist überall in der Stadt: In der U-Bahn wird gesungen, und Posaunenchöre geben Spontankonzerte in der Fußgängerzone. Auch aus Nordrhein-Westfalen machen sich heute viele Menschen auf den Weg zum Kirchentag. Die evangelische Jugend aus dem Rheinland fährt nach Hannover mit einem eigenen Sonderzug. Er beginnt in Saarbrücken und hält überall im Rheinland. Geschlafen wird traditionell auf Luftmatratze oder Isomatte in Schulen, Turnhallen oder Gemeindehäusern. Oder auch bei Gastfamilien oder in Pensionen und Hotels. In zwei Jahren kommt der Kirchentag übrigens zu uns in den Westen, nämlich nach Düsseldorf.
Ein Kirchentag steht immer unter einem Motto aus der Bibel. In diesem Jahr heißt es: „mutig. stark. beherzt.“ Das ist eine Zusammenfassung von einem Satz aus der Bibel. Da steht: „Bleibt hellwach und aufrecht – im Gottvertrauen – seid stark und zeigt, was in euch steckt! Euer Tun und Lassen soll in Liebe geschehen.“ (Die Bibel, 1. Korinther 16,13, Kirchentagsübersetzung) Das, was uns die Frau aus der Gemeinde in Bremen gesagt hat, ist so ein Satz voller Liebe: „Ihr seid hier zu Hause.“ Das kann man nicht oft genug sagen und hören. Nicht nur in der Kirche.
Einen mutigen, starken und beherzten Tag wünscht Ihnen Ihr Pfarrer Steffen Riesenberg aus Bottrop.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
