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Sonntagskirche | 19.07.2020 | 08:55 Uhr

Gott ist zu Besuch

Guten Morgen.

Es ist einer dieser Tage im Sommer mit blauem Himmel.

Es klingelt und Gott kommt zu Besuch. Einfach so. Ohne Ankündigung. Ohne zu fragen, ob es jetzt gerade passt.

Ich bin etwas überrascht. Und auch ein wenig überrumpelt. Ich hab gar nicht aufgeräumt. Und alles steht überall im Weg herum.

„Darf ich rein kommen?“, fragt Gott.

„Ja klar, komm rein.“ Ich höre meine etwas zögernde Stimme.

Zum Glück habe ich gerade zufällig eine kurze Pause eingeplant. Zwischen einer Videokonferenz und dem nächsten Termin. Komisch, dass Gott gerade jetzt vorbeikommt.

Gott nimmt sich eine Tasse aus der Spüle, wäscht sie ab und fragt:

„Möchtest du auch einen Tee?“

„Ja klar“, höre ich mich sagen. Dann: „Warte, ich mach das schon mit dem Tee.“

Aber Gott ist schon dabei. Sie findet sich offenbar zurecht in meiner Küche. Sie gibt Teeblätter ins Teesieb und schüttet heißes Wasser darauf. Es dampft. Und es riecht gut.

„Schön, dass du Zeit hast“, sagt sie.

Ich lächele etwas unbeholfen.

Eigentlich hab ich nur zehn Minuten Zeit, maximal.

„Hast du Kekse?“ fragt Gott.

„Nee, Kekse sind leider keine mehr da. Aber Schokolade. Sogar mehrere Sorten.“

„Ok, das geht auch.“ Gott lächelt.

Wir setzen uns raus auf den Balkon.

Gott blickt sich um und betrachtet eine Weile meine kärglichen Tomatenpflanzen.

„Schön, hast du es hier.“

„Danke.“

Ich nippe an meinem Tee und lasse den Blick schweifen. Stimmt schon. Ist wirklich schön hier. Und dieser blaue Himmel heute. Mit so ein paar leichten, weißen Wolken, die da entlangziehen.

Wir trinken den Tee und sprechen über die ersten Wochen des Sommers und auch über die Formen der Wolken. Eine sieht aus wie ein Elefant. Wir sprechen übers Abstandhalten und über Lockerungen. Und auch über meine etwas missglückte Tomatenzucht.

Dann ist meine Tasse leer und ich werde wieder etwas nervös. Ich muss doch noch diese Mail schreiben und dann auch los zum nächsten Termin gleich…

„Was ist los?“, fragt Gott.

„Nix. Ich muss nur langsam wieder…“

„Wohin denn?“

„Ähm, zurück zur Arbeit?“

„Jetzt?“

„Hm, naja, also, ich wusste ja nicht, dass du kommst.“

„Jetzt weißt du es ja, sagt Gott.

Jetzt bin ich da. Hier mit dir.

Ich habe dir Zeit mitgebracht. Als Geschenk sozusagen. Diesen Moment.

Ich bin da. Einfach so. Hier mit dir.

Die Zeit ist nah. Wir sitzen hier.

Du und ich.“

Und so sitzen wir. Ich wusste gar nicht, dass mein Tee so gut ist.

Und der Himmel ist blau und weit.

In der Bibel steht:

„Gott, deine Güte reicht, soweit der Himmel ist und deine Wahrheit soweit die Wolken gehen.“ (Psalm 36,6)

Einen entspannten Sonntag wünsche ich Ihnen.



Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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