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Kirche in WDR 5 | 25.06.2020 | 06:55 Uhr

Tropfen sein


Es gibt Tage, die sind einfach bescheiden. Da komme ich mir vor wie – na, ich sag’s lieber nicht. Aber das sind so Tage, da will einfach nichts gelingen. Da sieht das Leben der andren so einfach aus. Da läuft bei denen alles rund – und dass einzig Runde in meinem Leben scheint das Hamsterrad zu sein, in dem ich mich sehe. Das sind so Tage – da fühle ich mich schlecht und klein und unbedeutend.

Ich weiß noch, wie ich mich einmal an einem solchen Tag aufs Fahrrad gesetzt habe, um den Kopf frei zu bekommen. Ich bin zur Wendener Hütte gefahren. Ein altes Eisen- und Hammerwerk in meiner Heimat, aus dem frühen 18. Jahrhundert. Wirklich beeindruckend. Und ein Ort, an dem man die Seele baumeln lassen kann. Vor allem, wenn sich das gewaltige Mühlrad dreht.

An diesem Tag nun drehte sich leider nichts. Der Fluder, über den normalerweise das Wasser auf die Kammern geleitet wird, war geschlossen. Als ich etwas näher hinsah, konnte ich dann sehen, dass da zwar einzelne Tropfen in die Riegel- und Setzschaufeln des Mühlrades fielen. Ganz offenkundig reichte das aber nicht, um den tonnenschweren Radkranz anzutreiben. Also setzte ich mich auf eine Bank in der Nähe und sah dabei zu, wie Tröpfchen für Tröpfchen mit leisem Ton aus dem eben nicht ganz dichten Fluder kroch. Und dabei dachte ich mir: Claudius, Du bist genau wie so ein Wassertropfen an einem Mühlrad – viel zu klein, viel zu wenig Kraft, viel zu unbedeutend, um etwas wirklich Großes und Bedeutsames zu bewegen. Und während ich so grübelte und – ich gebe es zu – mir in meinem Selbstmitleid ein wenig gefiel, setzte sich dieses gewaltige Wasserrad plötzlich in Bewegung. Ganz offensichtlich hatte einer der Tropfen die oberste Schaufel so voll gemacht, dass das Gewicht nun ausreichte, damit sich das Mühlrad in Bewegung setzen konnte. Und während sich das Rad mit einigem Lärm drehte, kam in mir die Frage hoch: Wer sagt mir eigentlich, dass ich nicht genau dieser letzte Tropfen sein kann, der die Dinge in Bewegung setzt? Wer sagt mir, dass es nicht genau auf mich ankommt – auf das Wenige, dass ich einbringen kann, damit sich die Dinge ändern?

Wissen Sie: Der liebe Gott hat mich nicht groß und stark und mächtig gemacht. Der hat mich nicht auf irgendeine tolle Entscheider-Position gesetzt. Der wollte nicht, dass ich irgendein hohes Tier werde. Aber das heißt nicht, dass ich bedeutungslos bin. Dass es keine Rolle spielt, ob ich da bin oder nicht. Es heißt nur, dass ich manchmal gar nicht so recht weiß, wie groß und wie wichtig das wirklich ist, was ich gerade tu. Vor allem aber heißt es: Dem lieben Gott bin ich wichtig. Nur vielleicht auf andere Art, als ich mir „wichtig“ vorstelle. Und damit geht es mir dann eigentlich gleich um einiges besser.

Dass auch Sie heute immer wieder spüren, welche Bedeutung Ihr Tropfen-Sein hat und welchen großen Wert im Weltenrad der liebe Gott Ihnen zumisst – das wünsche ich Ihnen.

Ihr Claudius Rosenthal aus Wenden

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