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Kirche in WDR 3 | 11.07.2025 | 07:50 Uhr
Persönlichkeitstest
Autor: Guten Morgen!
Es ist schon merkwürdig – bei einigen Leuten kommt die Sache mit dem Glauben gut an, andere wiederum können mit all dem, was in der Kirche erzählt wird, nichts anfangen. Einige sind gleich Feuer und Flamme, wenn sie von den Glaubensgeschichten der Bibel hören, andere versuchen danach zu leben und merken irgendwann – das ist doch nichts für mich. Mir geht es oft genauso – dieses Hin und Her findet in mir selbst statt. Das war schon zur Zeit von Jesus so. Er erzählt dazu eine Geschichte:
Sprecherin: Ein Bauer ging auf’s Feld, um zu säen. Während er die Körner auswarf, fiel ein Teil davon auf den Weg. Da kamen die Vögel und pickten sie auf. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, … Die Körner gingen schnell auf, weil sie nicht tief im Boden lagen. Aber als die Sonne hoch stand … vertrockneten die Pflanzen, weil sie keine tiefen Wurzeln hatten. Ein weiterer Teil fiel zwischen die Disteln. Die Disteln schossen hoch und erstickten die Saat. … Aber ein anderer Teil fiel auf guten Boden. Die Körner gingen auf, wuchsen heran und brachten guten Ertrag: manche dreißigfach, andere sechzigfach, andere sogar hundertfach. (Markus 4,3-8, Basis Bibel)
Autor: Jesus hat hier bewusst übertrieben. 100fache Frucht aus einem Samen, das gibt es im echten Leben in der Landwirtschaft nicht. Das ist überirdisch. Normal wäre bei einer guten Ernte das 15- bis 20-fache der ausgebrachten Saat. Aber Jesus erzählt seine Geschichte ja auch nicht, um zu sagen, wie man ein guter Bauer ist, sondern: Er will sagen, wie das mit dem Glauben geht. Wie der Wurzeln schlägt und 100fache Frucht trägt. Da kriegt einer Glaubensimpulse – durch eine Predigt, ein Buch oder einfach durch andere, die ihm von ihrem Glauben erzählen. Und diese Glaubensimpulse fallen wie Saatkörner auf einen festgetrampelten Weg. Sie können überhaupt nicht eindringen. Denn der Mensch wehrt ab: Ich will mir von nichts und niemandem etwas vorschreiben lassen. Auch nicht, was ich glauben soll. Kann gut sein, dass ich auf diese Weise völlig unbeeindruckt durchs Leben komme. Hier geht erstmal kein weiterer Glaubenssame auf. Eine andere findet den christlichen Glauben aufregend und interessant. Sie denkt darüber nach, ist überzeugt, bezieht die Werte in ihre Entscheidungen mit ein. Doch dann passiert etwas: Die Sonne knallt auf ihr zartes Glaubenspflänzchen: eine Trennung, ein Verlust, eine Krankheit lassen das Pflänzchen vertrocknen. Es fehlen die tiefen Wurzeln, das Vertrauen in Gott – trotz allem.
Aber manchmal fällt ein Glaubensimpuls auf fruchtbaren Boden. Ein Bibelwort, eine Geschichte, ein Segen, die mir guttun. Oder etwas, das ich in der Gemeinde erlebe – wie mir jemand hilft, wenn es schwierig ist. Oder ich erlebe – Gott hat mich in großer Gefahr behütet. All diese guten Impulse und Erlebnisse stärken mein Vertrauen in Gott und die Gemeinschaft der Glaubenden.
Sie wischen die anderen Erfahrungen nicht einfach aus und auch nicht den Zweifel, den ich oft habe. Aber wenn ich mir diese ganze Vielfalt klarmache, dann werden die fruchtbaren Impulse eine reiche Lebensernte sein für mich und für andere. Gott sei Dank!
(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 und 5: )
Einen guten Tag wünscht Ihnen Ihr Eberhard Helling, Pfarrer aus Lübbecke.
(1) Die Sendungen in dieser Woche sind inspiriert von Fabian Vogt, Das Bilderbuch Gottes – Wie die Gleichnisse Jesu uns das Leben vor Augen malen, Leipzig 2024, hier S. 85 ff: Vom Sämann
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze