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Kirche in WDR 3 | 13.10.2025 | 07:50 Uhr
mit Vertrauen gesegnet
Guten Morgen.
Gemeinsam mit einer Gruppe junger Erwachsener habe ich im Frühjahr angefangen, in der Bibel zu lesen. Einige haben gerade mit dem Studium begonnen und kämpfen mit den anfänglichen Hürden. Eine Frau arbeitet in der Pflege und muss oft Doppelschichten schieben. Eine andere hat parallel zu ihrer Arbeit noch eine Ausbildung angefangen.Nicht nur in dieser Gruppe stehen viele dieser Generation gewaltig unter Strom. Und dann heißt es, dass Jüngere viel mehr arbeiten müssten, obwohl manche längst am Limit sind.
An einem Sonntagabend, vor dem Start in die neue Woche, lesen wir ein Gleichnis von Jesus, das in absolutem Kontrast zu dieser Lebenswirklichkeit steht.
Sprecherin: Mit dem Reich Gottes ist es wie mit einem Bauern, der die Saat auf seinem Acker ausgestreut hat. Er legt sich schlafen, er steht wieder auf, ein Tag folgt dem anderen; und die Saat geht auf und wächst. …Ganz von selbst bringt die Erde Frucht hervor: zuerst die Halme, dann die Ähren und schließlich das ausgereifte Korn in den Ähren. (Die Bibel, Neue Genfer Übersetzung, Markus 4,26-28)
Autor: Da hat ein Bauer sein Feld bestellt und kümmert sich nicht weiter darum. In aller Seelenruhe legt er sich aufs Ohr, während das Getreide wächst und reift. Ganz ohne sein Zutun.
Das erscheint so weit weg von der Realität der Gruppe. Und es ist auch weit entfernt von der Realität heutiger landwirtschaftlicher Betriebe. Da müssen Bauern immer wieder aufs Feld hinaus und am PC alles dokumentieren. Auf dass alles immer weiter optimiert wird. Und das gilt ja nicht nur für die Landwirtschaft.
„Von nix kommt nix.“ Das gilt auch für andere Lebensbereiche. „Besser geht immer.“ Und so arbeiten sich viele nicht nur im Beruf, sondern auch an der eigenen Optimierung ab.
Wie fremd klingt da das Gleichnis in der Bibel, von diesem tiefenentspannten Bauern, der nicht ständig schaut, ob er nicht noch was verbessern kann. Hier ist es nicht Leistung, die sich lohnt.
Er tut einfach das, was nötig ist. Mehr nicht. Was dabei herauskommt hat er nicht in der Hand.
In der Runde empfinden wir es fast ein bisschen demütigend. Dass es am Ende nicht darauf ankommt, wieviel wir getan und gemacht haben und was uns gut gelungen ist. Wir spüren, dass es nicht immer hilfreich ist, bis an die Grenzen zu gehen oder sogar darüber hinaus, um auch noch das Letzte aus sich rauszuholen.
Natürlich ist es schön und macht auch ein wenig stolz, etwas bewegen zu können. Und es ist oft nur eine Ausrede, dass man nichts tun kann. Aber was daraus wird - das liegt allein in Gottes Hand.
Das ist an diesem Abend eine tröstliche und auch heilsame Erkenntnis für uns alle, dass es nicht zuerst darauf ankommt, was wir alles geschafft haben und was wir noch erreichen wollen. Es ist auch nicht entscheidend, ob wir mit tollen Fähigkeiten gesegnet sind oder nicht. Besser: Wir sind mit Vertrauen gesegnet. Mit gegenseitigem Vertrauen und mit Vertrauen auf Gott. Mir hilft es, gerade in diesen unentspannten Zeiten getrost und gelassen zu bleiben. Oder einfach cool, wie der Bauer, von dem Jesus erzählt hat.
Es grüßt Sie, Pastor Heinz-Bernd Meurer aus Velbert.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze