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Kirche in 1Live | 20.10.2025 | floatend Uhr
Ampelsegen
Mitten
in der Nacht, an `ner Fußgängerampel in Münster, hab ich nen Segen bekommen. Meine
Freundin und ich sind da auf dem Nachhauseweg. Ein Typ kommt dazu und quatscht
mit uns. Bisschen viel gefeiert, würde ich sagen, aber wirklich nett. Die Ampel
wird grün. Wir wollen weiter. Der Typ guckt mich an und sagt: „Ey und was ich
Dir noch sagen wollte, Du hast echt Stil. Nee, ehrlich, das muss ich Dir mal
sagen. Deine Klamotten und so - Du hast echt Stil.“ Und dann ist er weg, in der Münsteraner
Nacht. Und ich bin so baff, dass die Ampel wieder rot wird und wir da immer
noch stehen.
Völlig egal, ob der nette Mensch zu viel getrunken hat: Ich bin in der Nacht grinsend
nach Hause gegangen. Passiert ja nicht oft, dass ich von einer fremden Person
so eine nette und unaufgeregte Rückmeldung bekomme - einen „Ampelsegen“, quasi.
Denn: Solche Worte sind ein Segen. Segen heißt übersetzt genau das. Etwas Gutes sagen. Und ich gestehe: Ich bin ganz segenswild. Segen sagt mir: Gott sagt mir etwas Gutes, nämlich dass er mitgeht. Egal, welchen Weg ich nehme. Und er sagt mir das manchmal durch Menschen, wie dem Typen an der Ampel.
Ein Segen muss nämlich nicht fromm klingen, um zu wirken. Es kann eben auch das ehrliche spontane gute Wort sein, das mir den Tag versüßt - oder den nächtlichen Heimweg.
Johanna Vering, Münster