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Kirche in WDR 4 | 15.12.2025 | 08:55 Uhr
Segensdusche
Heute ist wieder Montag, und weil heute Montag ist ist das Wochenende leider auch schon wieder vorbei. Tja. Und als ich heute unter der Dusche stand, da habe ich gedacht: Es ist höchste Zeit, heute im Radio mal von einer ganz besonderen Dusche zu erzählen . Von einer Segensdusche nämlich.
Denn ich finde ja, eine schlimme Unsitte hat sich total breit gemacht: Dass die Menschen mit dem Finger aufeinander zeigen und schreien, was die alles falsch gemacht haben. Wie dumm, ignorant und blind die anderen sind. Politiker vor allem, aber nicht nur die. Im Internet ist das ja total einfach. Ein paar Tasten drücken, fertig ist der Dreck. Ich finde das schlimm und öde. Deswegen empfehle ich dringend: Machen wir doch gegen all den Dreck einfach die Segensdusche an! Gegen all die shitstroms das Schöne und Wahre sagen. Benedicere halt, das Gute sagen. Genau das bedeutet ja Segnen. Hier einmal meine ganz persönliche Segensdusche.
Ich fang mal an. Mit meiner Hausärztin. Dass sie im März so penibel nachgefragt und mich ins Krankenhaus überwiesen hat, weil sie geahnt hat, da stimmt was nicht. Ein Segen! Die Therapeutinnen und Therapeuten in der Rehaklinik: Wie sie mich und die anderen in meiner Gruppe für Sport und Bewegung begeistert haben – ein Segen! Karl-Heinz und Wilfried aus der Kölner Seniorenvertretung, die sich wieder das ganze Jahr ehrenamtlich drum gekümmert haben, wo neue Sitzgelegenheiten in der Stadt aufgestellt werden und die alle Seniorenheime besucht haben – was für ein Segen sind sie alle! Die Menschen, die beim Halbmarathon die Getränke reichen und alle Läufer anfeuern! Die Lehrerinnen und Lehrer, vor allem die in den Förderschulen, wie sie kein Kind aufgeben! Die Mitarbeiter der Abfallwirtschaftsbetriebe, die jeden Tag unseren Müll aufheben, auch wenn sie wissen: morgen liegt neuer da. Der Zahnarzt bei uns aus dem Veedel, der einigen Obdachlosen gratis die Zähne gemacht hat. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Supermarkt an der Ecke, die alle Fragen der Kunden geduldig beantworten, auch die nervigen. Jeanette und Sabine und all die Trainerinnen in all den Hundeschulen, die dafür sorgen, dass Hunde und Menschen glücklich sind. Die Kollegen im Einwohnermeldeamt, die geholfen haben, dass ich den Personalausweis in fünf Minuten beantragt hatte. Christian, der jeden Tag Lebensmittel vorm Wegwerfen rettet. Die Menschen aus dem Bürgerzentrum nebenan, die ein Café für geflüchtete Menschen aufgemacht haben – einfach so! Was sind all diese Menschen ein Segen! Marion, Werner und Sibille, die im Sportverein umsonst Sportkurse anbieten. Herr Teske, der bei uns im Keller das Kirchenarchiv pflegt. Volker, der jeden Tag die schönen Seiten im Veedel fotografiert und online stellt. Was für ein Segen seid ihr! Und wie düster wäre die Welt ohne euch!
Ich bin mir sicher: Sie alle kennen Menschen wie Werner, Volker, Sibille oder den Zahnarzt. Sagen Sie ihnen doch auch mal: Du bist ein Segen! Bald gehen wieder die Sternsingerinnen und Sternsinger zu den Menschen und bringen den Segen sogar vorbei. Falls sie zu Ihnen nicht kommen: Schreiben Sie mir. Ich schicke Ihnen den Segen mit der Post. Gern auch zum Weitergeben. Denn eine gesegnete Welt ist eine glänzendere Welt. Nicht nur zu Weihnachten. Und nicht nur an diesem Montagmorgen.
