Beiträge auf: einslive
Kirche in 1Live | 11.08.2025 | floatend Uhr
Cringe Mountain
„Ist das peinlich oder zum Fremdschämen?“ und überhaupt: „Was sagen die anderen dazu?“ Das sind die Fragen auf dem Weg über den Cringe Mountain. Wenn du einmal im Schwimmbad auf dem Zehner gestanden hast und statt zu springen über die Treppe wieder runtergegangen bist, dann weißt du, was ich meine. Ich hab´s erlebt, ich weiß wovon ich rede. Keine Frage, zwischendurch ein Scheißgefühl, aber wenn der Cringe Mountain einmal überwunden ist, ist es cool, weil nämlich gar nichts mehr peinlich ist. Schlimmer kann es jetzt nicht mehr werden.
Anderes Beispiel: Ein Instrument in der Öffentlichkeit spielen. Für mich mittlerweile ein no go. Ich habe zwar verschiedene Instrumente mal gelernt, aber einmal bei einem Auftritt so sehr danebengelegen, dass mir dieses Gefühl der Hilflosigkeit und Scham für den Rest meines Lebens unter der Haut sitzt. Über den musikalischen Cringe Mountain klettere ich nicht mehr. Oder vielleicht doch? Irgendwann? Ich meine: Ein paar schiefe Töne bringen ja keinen um und – wer weiß – vielleicht befreit es mich ja total.
Na klar, mir ist auch nicht egal, was andere von mir denken. Und ich will
kompatibel mit anderen sein. Aber ich finde es wenigstens genau so gut, ich
selber sein zu können, mit all den schiefen und krummen Dingen, die mich
ausmachen. Für die es sicher kein Like oder Herzchen auf social media gibt,
aber über die ich selber lachen kann. Jedes mal, wenn ich über einen meiner
Cringe Mountain klettere.
Martin Kürble, Düsseldorf
