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Kirche in WDR 4 | 20.10.2025 | 08:55 Uhr
Feuer und Flamme
Heute ist wieder Montag, und weil heute Montag ist ist das Wochenende auch schon wieder vorbei. Tja. Und falls Sie bei der Feuerwehr arbeiten und vielleicht gerade auf dem Weg dahin sind, dann sind die nächsten drei Minuten eine Verbeugung vor Ihnen und Ihren Kolleginnen und Kollegen. Ich verpasse keine Folge von „Feuer und Flamme“. Seitdem ist mir die Feuerwehr noch mal mehr ans Herz gewachsen. In dieser wunderbaren Dokuserie erzählen Feuerwehrleute von ihrer Arbeit. Sie löschen Mülltonnen, brennende Autos oder ganze Fabriken. Sie kümmern sich um den Mann, der zu Hause mit Atemnot sitzt und seine aufgeregte Frau. Sie holen eine Katze vom Baum, versorgen das zertrümmerte Bein der gestürzten Radfahrerin und hebeln mit der Hydraulikzange das verbogene Dach des Unfallwagens auf, um den bewusstlosen Fahrer zu bergen.Feuerwehrleute springen ins Auto, ziehen sich erst unterwegs richtig an und kommen mit Sirene angerauscht. Und das nicht, weil das brennende Haus ihnen gehört oder weil sie eine besondere Zuneigung zu dem Auto hätten, was da in Flammen steht. Sondern einfach, weil es ihr Job ist. Oder genauer: ihre Leidenschaft. Feuerwehrleute sind leidenschaftliche Idealisten. Sie rennen hin, wenn alle anderen weglaufen. Ihr Antrieb ist nicht das Heldentum, sondern die Überzeugung, dass Helfen Sinn macht. In keiner Folge hab ich jemals gehört: „Das ist nicht mein Job“. Mich macht das beim Zuschauen regelrecht glücklich.
Mir gefällt auch die präzise Kommunikation. Jeder kennt seine Aufgabe. Und oft wird gezeigt, wie junge Feuerwehrleute in ihre Aufgaben hineinwachsen können. Neulich war zu sehen, wie ein junger Fahrer zum ersten Mal ein Feuerwehrauto eine enge Serpentinenstraße hinaufgefahren ist. Neben ihm saß ein alter Hase, schnauzbärtig und abgeklärt und lotste ihn zwischen den alten Häusern hindurch. Und später lobte er den Jungspund vor den Zuschauern. Wahnsinnig gut habe der das gemacht, großer Respekt. Da wird mir warm ums Herz, wenn ich das sehe, ganz ehrlich.
Großartig auch: Nach dem Einsatz ist vor dem Miteinander. Da werden zum Mittag- oder Abendessen Berge von Pommes frittiert, Salat verlesen, Würste gebraten und dann zusammen gegessen. Dann sitzen die Feuerwehrleute zusammen, lachen, erzählen, feiern das Leben und reden auch über das, was sie beim nächsten Mal noch besser machen wollen. Da möchte ich mich jedes Mal am liebsten dazu setzen.
Mir fällt ein Gedanke aus der Bibel ein, der geradezu für die Feuerwehr erdacht worden zu sein scheint: „Einer trage des Anderen Last“. Die Feuerwehr lebt das – sie trägt nun wirklich schwere Lasten zu den Menschen. Sauerstoffflaschen, Schläuche, Einreißhaken, Wärmebildkameras, Erste-Hilfe-Koffer und Vakuummatratzen. Und sie macht vor, wie Gemeinschaft, Integration und Kommunikation zum Rettungsanker werden können. Nicht nur bei der Feuerwehr, sondern auch im normalen Alltag.
Denn immer, wenn ich den Feuerwehrleuten begeistert zuschaue, nehme ich mir vor, mir selbst öfter eine Scheibe von ihnen abzuschneiden. Dann möchte ich mich mehr trauen, zu helfen, auch wenns mal unbequem ist. Mich freuen, wenn einer neu im Team ist, weil das unsere Truppe stärkt. Die Botschaft der Feuerwehr ist: Zusammenhalt ist keine Heldennummer, sondern eine Haltung. Die klappt auch ohne Helm und schwere Schuhe. Die kann jeder ausprobieren. Nicht erst, wenn es brennt. Und nicht nur an diesem Montagmorgen.