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Sonntagskirche | 28.09.2025 | 08:55 Uhr
Räume erkunden
Ich hab da so einen Traum. Der kommt immer wieder. Alle paar Jahre taucht er in verschiedenen Variationen auf und dieser Traum bringt mich zum Nachdenken. Es kommt immer eine Wohnung vor, es ist immer mein Zuhause. Und immer entdecke ich einen Raum, der mir vorher nicht bekannt war, ein Zimmer, das es nie gab. Da sind dann alte Möbel drin, Hirschgeweihe vielleicht, oder auch mal eine laufende Waschmaschine oder riesige Bücherregale.
Ich trete ein und staune: Warum ist mir die Tür nie früher aufgefallen? Und dann wache ich auf.
Vielleicht haben Sie einen ähnlichen Traum. Und vielleicht haben Sie auch schon mal im Netz nachgeschaut, was das bedeuten könnte. Ich habe rausbekommen, dass das was zu tun hat mit ungenutzten Potential, Sehnsucht nach Neuem. Wunsch nach Veränderung. Also eigentlich der perfekte Traum zu diesem Zitat, das sie sicher auch kennen: „Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum“.
Und was soll ich sagen? Vor ein paar Wochen war das fast so, als würde ich genau diesen Traum leben. Da war ich in einer Ferienwohnung, die hätte meinen Träumen entsprungen sein können: Verwinkelte Ecken, ungeahnte Zimmer hinter Zimmern, überall Sitzecken und Nischen, ein riesiger Keller mit Sauna und ein verwunschener Garten mit Schnappschildkröten samt Teich. Dazu eine verrückte Mischung aus alten und neuen Möbeln, aus Kitsch und Kunst, eine echte Fundgrube für „Bares für Rares“.
Und das war ungeheuer spannend und inspirierend, Raum für Raum zu erkunden, und sich die Geschichten hinter den Bildern und Kunstgegenständen auszumalen. Aber mal ehrlich: Ich war nach diesem verrückten Wochenende auch ganz schön froh, wieder nach Hause zu kommen, das vertraute Bett und die Gewissheit zu haben, sich im Dunkeln nicht zu verlaufen und vor eine alte Truhe oder eine seltsame Stehlampe zu stoßen.
Das ist halt so eine Sache mit dem: „Lebe deine Träume“.
Mir ist nach dem Wochenende aufgegangen: ja, ich sehne mich einerseits nach neuen Impulsen und Abenteuern. Aber: ich brauche Geborgenheit, Ruhe und meine feste Umgebung. Ich brauche gewisse Rituale, vertraute und geliebte Menschen. Die gehören unbedingt zu meinem Leben. Ich brauche Abenteuer ich brauche Heimat.
Vielleicht gibt mir dieser Traum nur das Signal, dass ich hin und wieder mal meinen inneren Raum weiten sollte. Nicht das ganze Haus verlassen, aber mal erkunden, was noch geht.
Und das nehme ich mir für den anstehenden Herbst vor: gut auf mein Inneres zu achten, auf mich zu hören und zu respektieren, was mir guttut und was eben nicht. Ich will neugierig bleiben auf alles Neue, was sich im Leben so auftut. Der Begriff „Gottvertrauen“ kommt mir dazu in den Sinn, der gefällt mir, und den nehme ich mit auf die Reise in die alten und neuen Räume der kommenden Zeit.
