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Sonntagskirche | 27.07.2025 | 08:55 Uhr
Tag der Schlafmütze
Wenn Sie jetzt schon wach sind, haben Sie wahrscheinlich nichts zu befürchten. Denn wer heute am längsten schläft, könnte mit kaltem Wasser aus seinen süßen Träumen gerissen werden. So ist es zumindest in Finnland Tradition. Heute ist dort Siebenschläfertag – ein Tag für alle Schlafmützen, der im hohen Norden seit Jahrhunderten gefeiert wird. Trotzdem ist es wichtig, rechtzeitig wieder aufzuwachen.
Warum, erklärt die christliche Legende aus dem dritten Jahrhundert. Und die geht so: Kaiser Decius verfolgt alle, die sich weigern, den heidnischen Göttern Opfer darzubringen. Viele Christen sterben als Märtyrer, ihre Leichen stapeln sich auf den Stadtmauern. Im Palast des Kaisers werden auch sieben Söhne aus angesehenen Familien angeschwärzt. Weil sie noch so jung sind, räumt ihnen der Kaiser Bedenkzeit ein.
Die sieben Jungs suchen inzwischen Schutz in einer Höhle. Es gelingt ihnen aber nicht, genug Nahrungsmittel mitzunehmen. Im Vertrauen auf Gott schlafen sie ein. Ihr Versteck wird jedoch verraten und der Kaiser lässt den Eingang zur Höhle verschließen, um sie lebendig zu begraben.
Zwei christliche Diener des Kaisers schreiben die Geschichte auf und deponieren die Tafeln in der Nähe vom Höhleneingang. Jahrhunderte später, als sich das Christentum etabliert hat, wird die Höhle geöffnet, weil die Steine für einen anderen Bau gebraucht werden. Gott erweckt die sieben Jungs zu neuem Leben. Der Jüngste zieht los und bringt schließlich das Volk zur Höhle, wo auch die Tafeln entdeckt werden als Beweis für ihre Geschichte. Soweit die Kurzversion der Heiligenlegende von den Siebenschläfern. Die Story hat es übrigens auch in den Koran geschafft: als Legende der Gefährten der Höhle. Und irgendwie erinnert mich die Geschichte auch an Dornröschen.
Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf, könnte man sagen. Und wissen Sie, was mir an der Botschaft so gefällt? Dass der Schlaf nicht als Nichtstun verurteilt wird, sondern quasi als Gottesgeschenk daherkommt. Wenn ich einschlafe, vertraue ich darauf, dass mir nichts geschieht, dass Gott mich beschützt und rechtzeitig wieder aufweckt. Vielleicht ist das ein Gedanke, den auch Sie heute Abend mit ins Bett nehmen. Einfach alle Sorgen und Nöte ablegen, entspannen und das Beste hoffen.