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Kirche in WDR 2 | 21.07.2025 | 05:55 Uhr
Authentisch
Ich will einfach nur, dass der seinen Job macht.
Das muss nicht mal ehrlich sein.
Dieser Verkäufer kann mich gerne anlügen, - solange er freundlich ist. Hauptsache: Die Dienstleistung stimmt.
Oder die Bedienung neulich im Café: Super im Stress, die Dame, aber trotzdem extrem freundlich. Da warte ich dann auch gerne mal länger.
Nicht, dass ich jetzt gern angelogen werde, oder auf unaufrichtige Mimik stehe;
aber: manchmal, nein, ziemlich häufig, geht es im Sozialkontakt da draußen nicht darum: Achtung Zauberwort: „authentisch“ zu sein, sondern um eine freundliche Dienstleistung. Bei Allem, was mit Geld zu tun hat, sowieso.
Überhaupt scheint mir die doch nicht ganz selten anzutreffende Suche nach dem: Achtung wieder ein Spezialwort: „eigentlichem“ Ich, dem „echten, wirklichem Ich“ ziemlich überbewertet zu sein.
Neulich habe ich das Wort vom „Terror des Authentisch - Seins“ gehört.
Trifft es gut. Was soll das?
Wenn man die Zwiebel schält, kommt die nächste Schale und dann die nächste und dann? Eben der Zwiebelkern, das Einzelblatt und dann Luft? Ist das, das sogenannte Eigentliche der Zwiebel? Doch wohl eher das ganze Schalenwerk.
Ehrlich gesagt: Mich interessiert die Frage: Wer will ich gewesen sein, dann doch deutlich mehr als die Frage: Wer bin ich eigentlich?
Natürlich habe ich auch etwas Eigenes, vielleicht auch Verborgenes: ok.
Nur alles – wirklich alles - ist doch zum einen eine Frage des Kontextes und zum anderen eine der Betrachtung.
Die ganze Sache hat schon was mit Gott zu tun - wie ich ihn verstehe.
Ich glaube: Gott schenkt Freiheit. Und damit beginnt das Problem, denn: Freiheit ist natürlich super, gleichzeitig auch eine Zumutung. Freiheit verlangt von mir, dass ich mich entscheide: Wie will ich sein. Wann will ich wie sein.
Wann und wie; weil: Da gibt es doch in fast jedem Leben die unterschiedlichen Rollen: sowohl beruflich, wie privat.
Und noch einmal: Es geht nicht darum, freundlich zu lügen.
Es geht darum, in meiner jeweiligen Rolle ehrlich zu sein.
In der Rolle, zum Beispiel im Job. Auch wenn ich keine Lust auf die Arbeit habe, kann ich trotzdem freundlich zu den Menschen sein, in meiner Rolle als Verkäufer, Pfleger, was auch immer.
In der Regel kommt da was zurück.
Ist bei Gott auch so.
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius