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Kirche in 1Live | 02.08.2025 | floatend Uhr
Dazulernen
Warum ich heute von dem Paprika-Schnitzel erzähle? Weil heute so ein Tag ist, wo klar wird, warum das besser so heißt. Oder Pustza-Schnitzel, so wie auf der Karte in dem Restaurant, wo ich kürzlich war. Am Nebentisch bestellt eine Frau das P-Schnitzel und haut dabei aber das Z-Wort raus. Die Bedienung ist noch ziemlich jung, vielleicht eine Schülerin mit Nebenjob. Sie schaut die Frau freundlich an und sagt: „Wir haben in der Karte extra andere Begriffe aufgeschrieben. Sagen Sie gern einen davon. Aber das Z-Wort möchten wir hier nicht benutzen. Wir lernen ja dazu.“ Die Frau ist sprachlos: „Tut mir leid, aber ich finde das alles so übertrieben inzwischen! Was darf man denn noch sagen?“ Im Restaurant ist richtig viel los und die Bedienung hat Stress. Und trotzdem hört sie kurz auf, in ihre Bestell-App zu tippen. Sie erklärt der Frau und ihrem Begleiter am Tisch total klar und freundlich, dass Sprache mächtig ist.
Und irgendwie fand ich das damals geil! Die Bedienung war nämlich jetzt nicht gerade ultra-woke sondern einfach nur respektvoll.
Und da kommt jetzt der heutige Tag rein. Heute vor 81 Jahren wurden die letzten Sinti und Roma, die noch im Konzentrationslager Ausschwitz waren, ermordet. Der 2. August ist daher für Sinti und Roma ein Tag, an dem sie daran denken, dass sie nicht nur von den Nazis, sondern auch in den Jahrhunderten davor immer wieder verfolgt und missachtet wurden. Und das Z-Wort klingt in ihren Ohren nun mal so, als würde damit fleißig weiter gemacht werden. Also, Paprika-Schnitzel zu sagen ist ‘ne Frage von Respekt gegenüber anderen und nicht ‘ne Frage der persönlichen Freiheit.
Ela Kornek, Havixbeck