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Kirche in WDR 4 | 14.08.2025 | 08:55 Uhr
In guten Händen
„Mama ist bei meiner Schwägerin in guten Händen.“ Das habe ich kürzlich jemandem geantwortet der sich nach meiner 83-jährigen Mutter erkundigt hat. In guten Händen ist für mich eine wunderbare Formulierung. Und ich liebe ja Formulierungen – gerade, wenn sie wunderbar sind. In guten Händen heißt für mich Berührung, Wärme, Da-Sein. „In guten Händen“ ist das Gegenteil von Einsam-Sein und von Angst. Ich finde aber auch, dass meine Schallplattensammlung in gute Hände gehört. Wenn ich mal nicht mehr auf diesem Planeten bin, muss es ja irgendjemanden geben, der das alles gerne hören will, oder? Geliebte Haustiere gehören selbstverständlich auch weiterhin in gute Hände, wenn derzeitige Besitzer sich nicht mehr kümmern wollen oder können. In guten Händen zu sein, heißt in der Obhut von Menschen zu sein, die gut zu mir sind. Menschen, die aufpassen. Als Vater von vier jetzt erwachsenen Kindern hatte ich auch immer das Gefühl, dass meine Kinder in guten Händen waren. Und meine Frau hatte da ganz sicher noch mehr gute Hände im Spiel als ich selbst. Und als mich vor geraumer Zeit der Schlag traf, da war ich ganz besonders bei meiner Frau in guten Händen.
Wenn ich an die „guten Hände“ denke, denke ich unweigerlich auch an Dietrich Bonhoeffer und an „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Wie oft habe ich das schon gesungen – bei Trauerfeiern, Gedenkveranstaltungen. Oder einfach so, wenn ich richtig schlecht drauf war.
Dass Gottes Hände gut sind, das glaube ich fast automatisch. Dass wir darin alle geborgen sind, das glaube ich auch. Wie Gottes Hände dann aber aussehen? Nun –dass er Hände hat wie mein, das bezweifle ich mal genauso wie den Gott mit weißem Rauschebart, er muss wirklich ganz viel mehr sein als einfach nur ein alter weißer Mann. Seine Hände spielen daher auch kaum eine Rolle, denn er will dass wir unsere nutzen. Gnadenlos ehrlich steht das auf einem Kreuz in Münster: „Ich habe keine anderen Hände als die euren“. Dem Jesus in der Ludgeri-Kirche in Münster wurden die Hände im zweiten Weltkrieg quasi weggebombt. Anstatt das kaputte Kreuz zu entsorgen, stehen da jetzt diese schönen Zeilen „Ich habe keine anderen ändere Hände als die euren.“
Und das will ich glauben: Menschen erfahren von Gottes guten Hände durch die guten Hände des Bodenpersonals. Es kommt also auf meine guten Hände an, auf die von meiner Frau– und auch auf Ihre guten Hände.