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Kirche in WDR 3 | 16.12.2025 | 07:50 Uhr
Licht und Schatten
Licht und Schatten. Beides gehört zusammen – im Leben, und gerade jetzt
im Advent. Christen bereiten sich
auf das Licht vor, auf die Ankunft Christi,
auf den Heiland. Aber klar ist: Nicht alles ist hell in diesen Tagen. Es
sind die dunkelsten Tage des Jahres! Und auch im Weltgeschehen: Da bleibt so
vieles dunkel. Dunkelheit, das kann vieles heißen:
Traurigkeit. Unsicherheit. Überforderung. Angst. Und doch gibt es diesen einen Satz aus
dem Johannesevangelium, das mich immer wieder tröstet: „Das Licht leuchtet in der Finsternis,
und die Finsternis hat es nicht ergriffen.“
Johannes
sagt nämlich nicht:
Es hat einmal geleuchtet.Er sagt: Es leuchtet.Jetzt. Mitten in dem, was gerade dunkel ist. Das finde ich stark. Denn das bedeutet: Das Dunkle bleibt
Teil unserer Wirklichkeit aber es hat nicht das letzte Wort. Das Licht bleibt. Und dieses Licht, das ist nicht immer
grell oder spektakulär. Oft zeigt es sich ganz flackrig/flackernd/flackerig: In einem guten Gespräch. In jemandem, der einfach zuhört. In einem Moment, der sich wie Hoffnung
anfühlt. Vielleicht auch in einem Lächeln, das
bleibt, obwohl die Situation schwer ist.
Licht kann vieles sein. Ein Wort. Eine Geste. Eine Erinnerung.Und manchmal, da sind wir selbst Teil dieses Lichtes. Indem wir andere mittragen, indem wir ihnen zuhören, indem wir diese kleinen Hoffnungsmomente weitergeben. Das Licht leuchtet. Nicht nur damals in Bethlehem – sondern auch heute, mitten unter uns. Versuchen wir das in unserer Dunkelheit, die uns manchmal blind macht, nicht zu vergessen. Das Licht ist da, heute, morgen, immer.
Wir Christen haben dafür ein ganz einfaches Zeichen. Und ich finde, es wird immer schöner, je mehr es seine Alltäglichkeit verliert. Denn: Eine Kerze braucht heute keiner Mehr anzuzünden, wo doch LED’s mittlerweile sogar stromsparend alles taghell machen.
Aber: haben Sie mal gesehen, wie eine einzelne Kerze einen einzigen großen Raum ins Licht setzen kann? Gerade jetzt, wo es früh dunkel ist: gehen Sie mal in eine Kirche – am besten kurz vor Schluss, wenn die Strombeleuchtung ausgeht. Eine einzelne Kerze in einem dunklen Kirchenraum zu sehen: Wenn Ihnen das gelingt: Dann werden Sie spüren, was ich eben gemeint habe.
Franz von Assisi hat mal gesagt: „Gegen die Nacht können wir nicht ankämpfen, aber wir können ein Licht anzünden.“
Mit einem Licht, welches ich in unserer Stadtpfarrkirche St. Dionysius für Sie und all die Dunkelheiten des Lebens, die wir manchmal spüren, entzünde, grüße ich Sie herzlich aus Krefeld,
Michelle Engel, Gemeindereferentin
[1] https://www.aphorismen.de/zitat/107853
