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Sonntagskirche | 07.09.2025 | 08:55 Uhr
Der Nikolaus ist da!
Neulich wurde ich bei 32 Grad kalt erwischt. Eine nette Dame sprach mich mitten im Hochsommer auf den Heiligen Nikolaus an, und das nicht zwischen den Supermarktregalen, wo ja ab August schon die Weihnachtsleckereien stehen, nein, das war im Paderborner Dom.
Ich bin da immer mal ansprechbar für Menschen, die Paderborn besuchen und alles Mögliche wissen möchten, zum Beispiel wo das berühmte Drei-Hasen-Fenster ist. Manche fragen, wo man gut Schuhe kaufen kann, und hin und wieder kommt es zu richtig interessanten Gesprächen- so an diesem Tag bei 32 Grad.
Ok, nach dem Drei-Hasen-Fenster hat die Dame auch gefragt, aber dann kamen wir auf den Nikolaus, und das mitten im August.
Wie wir darauf gekommen sind? Nun: Das hat zu tun mit einer interessanten Verwechslung. Der Patron unseres Erzbistums, der Heilige Liborius, der natürlich überall im Dom präsent ist, hat eine Gemeinsamkeit mit dem Heiligen Nikolaus. Ja, auf den ersten Blick könnten beide Zwillinge sein: Nikolaus und Liborius sind abgebildet als Bischöfe, die sie ja beide waren: spitzer Bischofshut, langer Bischofsstab. Und dann haben sie, wie alle Heiligenfiguren, ein besonders Merkmal. Es ist lustig, beide halten ein Buch mit goldenen Kugeln in der Hand. Und das will die Frau von mir wissen: „Was bedeuten denn die Kugeln beim Liborius?“
Und ich sag „Naja, das sind Steine, Gallen- oder Nierensteine. Seit dem 13. Jahrhundert gilt Liborius als der Nothelfer bei den Leiden, die durch diese Quälgeister verursacht werden.“
Und dann lacht die Dame: „Dann hab ich aus den Nierensteinen Äpfel gemacht!“
Und jetzt muss ich fragen, wie sie das meint. Ja und das kam so: Ihr Onkel war Pastor, und als der gestorben war, hatte sie im Keller eine Statue gefunden, nämlich einen Bischof mit einem Buch mit drei Kugeln drauf, die Farbe ziemlich abgeblättert. Die Frau stammt von der Nordseeküste, da kennen viele den Nikolaus als Schutzpatron der Seeleute. Der Onkel stammte aus Westfalen, und daher hatte er eine Statue vom Liborius. Zufällig war meine nette Gesprächspartnerin Küsterin in einer Kirche bei sich daheim, genauer: in einer Nikolauskapelle. Problem: eine Statue vom Heiligen Nikolaus hatte immer gefehlt. Nun: Die Frau war geschickt und hat das Problem einfach gelöst: Sie hat die Liboriusfigur frisch gestrichen, und die Nierensteine bekamen einen goldenen Überzug und gingen damit auch durch als goldene Äpfel, die hat nämlich der Heilige Nikolaus auf seinem Buch in der Hand liegen – sein Merkmal.
„Das ist bis heute keinem aufgefallen“ erzählt sie mir, und ich merke, dass es hier um ein Herzensanliegen ging. Ja, der 6. Dezember liegt noch in weiter Ferne, aber das große Herz, das der heilige Nikolaus für seine Mitmenschen hatte, seine Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft, sein Mut, für das Gute einzutreten, all das berührt mich auch im Spätsommer, er ist ein herzliches Zeichen der Liebe und des Zusammenhaltes in dieser verrückten Welt.
Und ich muss daran denken, dass mein Mann und ich an einem Nikolausabend zusammengekommen sind und das jedes Jahr feiern, Nikolaus ist eben auch der Schutzpatron der Liebenden, und das ist für mich die beste Nikolausgeschichte überhaupt.