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Kirche in WDR 4 | 17.12.2025 | 08:55 Uhr
Verwundert
Advent vor einem Jahr: Ein Dienstagmorgen und es klingelt Sturm an meiner Haustür. Vorm Haus steht ein Auto mit laufendem Motor und so gehe ich ziemlich genervt zur Tür: Wer ist das jetzt bitte? Vor mir: ein Mann. Wir kennen uns seit Jahren, ich schätze ihn, aber ewig haben wir uns nicht mehr gesehen. „Guten Morgen!“ sagt er, kaum dass die Tür offen ist. Und mit einem: „Hier!“ streckt er mir einen 50 Euro-Schein entgegen. Dann sagt er noch: „Coole Aktion“ und schon sitzt er wieder hinterm Steuer und saust mit seinem Wagen davon. Ich stehe ziemlich verdattert da und muss erstmal kurz eins und eins zusammenzählen. Mit der „coolen Aktion“ meinte er wohl mein Projekt für das WDR2-Weihnachtswunder, das ich kurz vorher gestartet hatte: „Wer näht mit mir Stoffsäckchen als nachhaltige Geschenkverpackung und bringt sie gegen Spende unters Volk?“ Mit diesem Aufruf an fast alle in meiner Whats-App-Kontaktliste ging es Anfang November letzten Jahres los. Und kurz darauf waren wir gut 20 Leute, die mitgemacht haben beim Nähen, Stoff besorgen und zuschneiden, Stände organisieren und so weiter. Und genau in diesen Spendentopf sollten die 50 Euro gehen.
„Guten Morgen - Hier! – Coole Aktion!“ Kein Wort zu viel und doch alles gesagt. Ein echter Spendierüberfall. Ich war baff. Musste das natürlich unbedingt direkt den anderen aus der Aktionsgruppe erzählen. Ich schrieb also eine Textnachricht an die Gruppe- Bewusst hatte ich den Namen des Mannes nicht genannt. Ich war mir nämlich nicht sicher, ob ihm das Recht ist. Und schnell meldeten sich zwei aus der Gruppe: „Klingt nach Paul.“ Und ich denke bis heute: Dann hat man es geschafft! Wenn Menschen sofort an dich denken, wenn es um unkomplizierte Großzügigkeit geht. Und ja, lieber Paul, ich ahne Dir ist nicht Recht, dass ich heute und hier davon erzähle. Im Mittelpunkt fühlst Du Dich nicht wohl. Aber Deine Aktion an diesem Morgen war eben auch wirklich cool und inspirierend zu gleich.
Denn ich frage mich
seitdem immer mal wieder: Gibt es sowas auch bei mir? Etwas, das unverkennbar
nach Michaela klingt? Und wäre es nicht überhaupt spannend, mal mit dieser
Frage auf die Menschen zu schauen, mit denen man so lebt? Davon auszugehen,
dass jeder und jede für etwas steht, etwas hat, woran man ihn oder sie erkennen
kann?
Heilige werden ja immer mit einem typischen Symbol dargestellt. Bei Petrus ist es ein Schlüssel, weil Jesus ihm große Verantwortung übertragen hat. Die Heilige Elisabeth trägt meistens einen Korb voller Brot und Rosen – weil sie sich für Bedürftige eingesetzt hat, auch wenn sie das heimlich tun musste. Die Heilige Barbara hat nen Turm, der Heilige Josef hat meist ein Zimmermanns-Werkzeug in der Hand.
Stellen Sie sich vor, von Ihnen würde eine Heiligenstatue angefertigt. Woran würde man sie erkennen? Gar nicht so leicht, dass für sich selbst festzustellen, oder? Wofür stehen sie? Wenn Sie, wie Paul, für spontane Hilfsbereitschaft stehen wollen, dann können Sie noch schnell spenden fürs WDR2-Weihnachtswunder. Heute ist ja das große Finale. Und für mich steht der WDR mit dieser Aktion ja nicht nur für Hilfsbereitschaft, sondern für ein Gemeinschaftsgefühl in NRW, das wir in diesen Tagen so arg brauchen.
