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Kirche in WDR 3 | 18.07.2025 | 07:50 Uhr
Guten Abend, gute Nacht
Guten Morgen zusammen!
Ich glaube es war halb 2 Uhr nachts, als ich (wie so oft) das zahnende Baby auf dem Arm herumgetragen habe. Ich laufe dann vor dem Bett auf und ab und summe meistens die schöne Melodie von "Guten Abend, gute Nacht". Aus alter Gewohnheit aber nur die Melodie, weil ich mit dem Text so meine Probleme hatte. Dieses "Morgen früh, wenn Gott will, wirst Du wieder geweckt", damit habe ich lange Zeit gerungen. Als Kind hatte mir die Zeile sogar ein bisschen Angst gemacht. Weil ich dachte: Ich werde also nur dann wieder wach, wenn Gott es will? Was, wenn er nicht will?
In den sozialen Netzwerken stellen sich Eltern heute genau diese Frage: Kann ich sowas meinem Kind zum Einschlafen vorsingen? Ich sogar kenne sogar Mütter und Väter, die das Lied umdichten in "weil Gott will" - gar keine schlechte Idee. Aber mein Blick darauf hat sich geändert. Wer nachts Babys rumträgt hat viel Zeit nachzudenken… Ich habe mich beim nächtlichen Auf und Ab-Laufen nämlich gefragt: Was, wenn es sogar gut ist bewusst zu haben, dass unser Leben endlich ist? Und dass es ein Geschenk ist morgens wach zu werden. Dass das überhaupt gar nicht selbstverständlich ist.
Und ich habe dann versucht das mal ein bisschen einzuüben: Mein Leben und
Sterben abzugeben – es gedanklich in Gottes Hand zu legen. Das ist übrigens gar
nicht so einfach. Und noch weniger einfach wird es, wenn es um die eigenen Kinder geht.
Die nächste Frage ist dann nämlich: Halten Kinder dieses Thema schon aus? Ich möchte nicht, dass meine 3-jährige Angst hat, morgens nicht mehr
aufzuwachen. Aber mein Gefühl sagt mir auch: Wenn ich sie an die Hand nehme, dann kann
ich ihr zumindest diese Ahnung zutrauen: Dass es da eine höhere Kraft gibt. Und
dass wir dieser höheren Kraft unsere Zeit verdanken. Dieser Glaube wiederum lehrt dankbar zu sein. Wenn ich weiß: Jeder Tag ist
ein Geschenk, dann weiß ich auch: Ich habe nicht unendlich viele Tage zur
Verfügung. Ich sollte meine Zeit also gut nutzen und sie dafür einsetzen,
glücklich zu sein. Seit Kurzem singe ich nachts wieder mit Text und summe nicht nur die
Melodie.
Guten Abend, gut’ Nacht,
mit Rosen bedacht,
mit Näglein besteckt,
schlupf unter die Deck’:
Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt.
Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt.
So…genug der Nachtlieder. Jetzt wünsche ich Ihnen erstmal einen aufgeweckten und guten Start in diesen Tag: Er ist ein Geschenk!
Ihre Verena Tröster aus Köln.