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Kirche in 1Live | 16.08.2025 | floatend Uhr
Sterbeseminar
Sterben kannste nicht lernen.
Trotzdem ist das ein Schulfach. Und zwar bei denen, die in die Pflege gehen. Gestern
waren die 19 Auszubildenden schon beim Bestatter. Heute geht es weiter mit dem
Besuch bei mir, dem Krankenhausseelsorger. Klar: Sterben ist jetzt nicht das
drängendste Thema bei denen. Und trotzdem wissen sie: In unserem Job werden
PatientInnen sterben. Das gehört zum Beruf. Auch, dann mit den
Angehörigen umzugehen. Wenn denen das gut
gelingt, hilft das enorm, diese besondere Lebensphase heilsam zu gestalten.
Sowohl für die unmittelbar Betroffenen, als auch für sie selbst.
Sterben kannste nicht lernen. Aber den Umgang damit schon. „Worauf muss ich achten, wenn ein Patient stirbt?“, fragt eine Schülerin. Na, zum Beispiel auf die Gefühle: Angst? Wut? Trauer? Schuld? Das alles kann sein. Diese Gefühle brauchen Raum und Zeit – wie bei jedem von uns. „Und was braucht ein Mensch der stirbt?“ fragt ein anderer. Erdbeeren, weil der Geschmack ihn an die Heimat erinnert. Oder ein Lied, das er aus seiner Kindheit kennt. Oder eine Hand, die ihn nicht festhält, sondern trägt. Vielleicht auch ein Gebet. Jeder braucht etwas anderes. Aber jeder Mensch braucht: Respekt, Würde, einen liebevollen Umgang. Das ist das Wichtigste, was du übers Sterben lernen kannst.
Martin Kürble, Düsseldorf