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evangelisch
Kirche in WDR 2 | 12.07.2025 | 05:55 Uhr
Kaffeebecher
Mist, kein Papierkorb weit und breit. Ich sitze im Zug Regional Express nach Köln, einen leeren Kaffeebecher in der Hand. Wo werde ich den jetzt los? Tja. Unter dem Stuhl? Könnte klappen. Einfach stehen lassen. Oh, was muss ich sehen: Da steht schon einer! Spontan mein Gedanke: Wenn das mein Vorgänger schon so entsorgt hat, kann ich das ja auch. Ja dann sogar erst recht!
Doch stopp, ich zögere. Ich fange an, mich über den Drecksbecher unter meinem Sitz zu ärgern. Was hat sich mein Vorgänger dabei gedacht! – Ja, wahrscheinlich dasselbe wie ich gerade. Schön ist das aber nicht. – Am Ende nehme ich meinen Becher mit beim Ausstieg und suche im Bahnhof einen Mülleimer
Ein Kaffee. Mit großer Wirkung. Die Geschichte wirkt bei mir nämlich weiter. Es ist doch typisch für unsere Gesellschaft gerade. Immer mehr Menschen denken zu allererst: Wo kann ich am besten und schnell meinen Mist entsorgen? Und was andere tun, mache ich auch! Warum sollte ich zurückstecken?
Müll, Hass und Hetze im Internet, im Straßenverkehr. Wenn andere Gewalt ausüben, Krieg führen – ich kann das auch! Aber in welche Gesellschaft führt das?
In der Bibel heißt es: „Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin.“ (Matthäus-Evangelium Kap. 5, Vers 39) Was hat das mit dem Kaffeebecher zu tun? Viel. Es nämlich anders machen. Aussteigen aus dem Kreislauf „Wie du mir – so ich dir!“ Von Rache und Vergeltung. Von Selbstgerechtigkeit und Egoismus.
Wenn „Ego isst (Egoist), ist Ego satt“. Stimmt das? Ich glaube, am Ende hungern und dürsten die allermeisten Menschen nach Gemeinschaft und Frieden. Ausnahmen gibt´s immer. Aber zu denen möchte ich nicht gehören.
Nur einer muss anfangen. Und dann sieht es der Nächste, freut sich, sieht selbst, da tickt ja einer ähnlich wie ich, und macht es dann auch so. Ich glaube, wir sind gut beraten, unserer Gesellschaft ein paar neue Leitbilder vor zu malen. Und zwar, wie Zusammenleben wirklich gelingt. Und da ist das christliche Bild, die Vorstellung hilfreich: Menschen leben miteinander, nicht gegeneinander. Und dabei hilft, gerade wenn´s stressig wird, auch etwas mehr Geduld und Rücksicht.
„Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin“– Damit das keiner frommer Wunsch bleibt, hilft mein Praxistest. Heute schon im nächsten Zug, auf der Überholspur, im Stau, an der Schlange im Supermarkt. Ich werde meinen Ort finden und Sie sicher auch …
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
Doch stopp, ich zögere. Ich fange an, mich über den Drecksbecher unter meinem Sitz zu ärgern. Was hat sich mein Vorgänger dabei gedacht! – Ja, wahrscheinlich dasselbe wie ich gerade. Schön ist das aber nicht. – Am Ende nehme ich meinen Becher mit beim Ausstieg und suche im Bahnhof einen Mülleimer
Ein Kaffee. Mit großer Wirkung. Die Geschichte wirkt bei mir nämlich weiter. Es ist doch typisch für unsere Gesellschaft gerade. Immer mehr Menschen denken zu allererst: Wo kann ich am besten und schnell meinen Mist entsorgen? Und was andere tun, mache ich auch! Warum sollte ich zurückstecken?
Müll, Hass und Hetze im Internet, im Straßenverkehr. Wenn andere Gewalt ausüben, Krieg führen – ich kann das auch! Aber in welche Gesellschaft führt das?
In der Bibel heißt es: „Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin.“ (Matthäus-Evangelium Kap. 5, Vers 39) Was hat das mit dem Kaffeebecher zu tun? Viel. Es nämlich anders machen. Aussteigen aus dem Kreislauf „Wie du mir – so ich dir!“ Von Rache und Vergeltung. Von Selbstgerechtigkeit und Egoismus.
Wenn „Ego isst (Egoist), ist Ego satt“. Stimmt das? Ich glaube, am Ende hungern und dürsten die allermeisten Menschen nach Gemeinschaft und Frieden. Ausnahmen gibt´s immer. Aber zu denen möchte ich nicht gehören.
Nur einer muss anfangen. Und dann sieht es der Nächste, freut sich, sieht selbst, da tickt ja einer ähnlich wie ich, und macht es dann auch so. Ich glaube, wir sind gut beraten, unserer Gesellschaft ein paar neue Leitbilder vor zu malen. Und zwar, wie Zusammenleben wirklich gelingt. Und da ist das christliche Bild, die Vorstellung hilfreich: Menschen leben miteinander, nicht gegeneinander. Und dabei hilft, gerade wenn´s stressig wird, auch etwas mehr Geduld und Rücksicht.
„Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin“– Damit das keiner frommer Wunsch bleibt, hilft mein Praxistest. Heute schon im nächsten Zug, auf der Überholspur, im Stau, an der Schlange im Supermarkt. Ich werde meinen Ort finden und Sie sicher auch …
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius